Bundesliga: Arbeit als Lifestyle: Kompany sucht Bayern-Spieler

Vincent Kompany tritt beim FC Bayern mit aufgekrempelten Hemdsärmeln an. Der Belgier präsentiert sich als Malocher. Die Bosse versichern volle Unterstützung und sprechen von „einem neuen Weg“.

Vincent Kompany sprach in seinem neuen Fußball-Wohnzimmer in einem Wechsel aus Deutsch und Englisch mit der Entschlossenheit eines Pep-Guardiola-Schülers über den Arbeitsstil, mit dem er den FC Bayern wieder zu Ruhm und Titeln führen will. Dass am 31. Mai 2025 das Champions-League-Finale in der Münchner Allianz Arena stattfindet, empfindet der 38 Jahre alte Belgier dabei nicht als extremen Druck, sondern Ansporn.

„Wir werden immer die höchsten Ziele haben. Ich versuche immer, jedes Spiel zu gewinnen. Aber es bringt gar nichts, jetzt über das Finale zu sprechen“, sagte Kompany, der nach der Endlossuche der Bayern-Bosse als überraschende Trainerlösung hervorgezaubert wurde. Erfolg ist für den Ex-Nationalspieler, der „auf den Straßen in Brüssel groß wurde und auf der Straße Fußball spielte“, das Produkt harter, konsequenter Arbeit. Tag für Tag, Jahr für Jahr. „Ich habe keinen Lifestyle außerhalb der Arbeit“, sagte der dreifache Familienvater: „Arbeit ist mein Lifestyle – all in.“

Trainer ist für Kompany „ein 24/7-Job“

Als Trainer im Profifußball zu arbeiten, sei für ihn „ein 24/7-Job“, also sieben Tage die Woche 24 Stunden. Das galt für ihn in der Anfangszeit beim RSC Anderlecht und danach in England beim vergleichsweise kleinen FC Burnley. Und exakt so will es der ehemalige Top-Verteidiger und vielfache Titelgewinner mit Manchester City, der die Bundesliga aus seiner Spielerzeit beim Hamburger SV kennt, auch beim größten deutschen Fußballclub halten. Er wolle alle überzeugen „mit meiner Arbeit auf dem Platz“, Bosse, Spieler, Fans.

Im weißen Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln vermittelte Kompany am Donnerstag bei seiner offiziellen Vorstellung überzeugend, dass es für ihn unerheblich ist, dass er nicht der erste Kandidat auf der Trainerliste des FC Bayern war. Er sei einfach nur „stolz“ und „motiviert“.

Eberl: Zu viel Fluktuation auf der Trainerposition

Es war die Aufgabe von Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl, die ihn im Pressesaal auf dem Podium flankierten und denen der 1,90 Meter große Kompany beim Schlussbild als starker Mann die Arme auf die Schultern legte, den Trainer-Newcomer als eine Toplösung anzupreisen. „Vincent Kompany ist der eine für alle“, sagte Dreesen zur Geschlossenheit im Verein. Von ihm über Eberl und Sportdirektor Christoph Freund bis zu den weiter im Hintergrund sehr einflussreichen Aufsichtsräten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge soll der noch unerfahrene Trainer einmütige Unterstützung erhalten.

„Bayern München hat eine hohe Fluktuation auf der Trainerposition gehabt. Das ist für uns eine Chance, zurückzurudern und wieder eine Einheit zu werden“, verkündete Eberl. Nach Absagen etlicher Trainergrößen wie Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick und dem am Ende auch noch gescheiterten Umstimmen von Thomas Tuchel pries der Münchner Sportvorstand Kompany als „einen der interessantesten Trainer in Europa an“.

Der neue Bayern-Stil: Mutig und aggressiv

Kompanys Name habe „von Anfang an auf der ominösen (Trainer-)Liste“ gestanden, sagte Eberl. Ja, man habe sich während der Suche „das eine oder andere blaue Auge“ geholt, aber nun „den richtigen Trainer für die kommenden Jahre gefunden“. Kompany habe eine „unfassbare Persönlichkeit“, schwärmte Eberl: „Wir freuen uns auf einen neuen Weg, neue Power, neue Energie, neue Erfolge.“ Über zehn Millionen Euro Ablöse müssen die Bayern an den Premier-League-Absteiger Burnley bezahlen. Kompany hat einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Drei Jahre – so lange war zuletzt Pep Guardiola Trainer beim FC Bayern.

Kompany, Eberl und Freund werden sich nun mit Hochdruck an den Kaderumbau machen. Kompany übermittelte eine erste Ansage an die Münchner Profis, die entweder im Urlaub sind oder sich wie das DFB-Sextett um Manuel Neuer und Thomas Müller gerade in Thüringen auf die EM vorbereitet. „Ich werde keine Unterschiede machen. Ich möchte nur sehen, welche Spieler am hungrigsten sind, um diesen Verein zu repräsentieren und erfolgreich zu sein“, sagte Kompany: „Ich bin sehr gespannt, mit allen zu arbeiten.“ Den künftigen Spielstil bei der Titeljagd in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal sollen zwei Eigenschaften prägen: Mit dem Ball „mutig“ und generell „sehr aggressiv“.

Kaderumbau: Keine Streichliste, aber klare Pläne

Eberl zeigt sich entschlossen, den Bayern-Stars wieder mehr abzuverlangen und den Kader zu verändern. „Was ist ein radikaler Umbruch? Es gibt bei uns keine Streichliste“, sagte der Sportvorstand. Aber es könne sehr wohl Spieler geben, „die es schwerer haben könnten“.

Man sei in der Planung schon einen Schritt weiter, als draußen gedacht werde, sagte Eberl. Kompany wiederum weiß aus seiner Zeit als Man-City-Kapitän, wie es in einer Kabine mit vielen Stars und großen Egos zugeht. Das kompensiert für ihn die fehlende Erfahrung als Trainer: „Die Hauptsache ist, dass ich die meiste Zeit der Karriere auf diesem Niveau hatte.“

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