Freundliche Männer: Taylor Swift datet einen, Zendaya auch: Warum wir mehr „Golden Retriever Boys“ brauchen

Unter jungen Frauen ist es cool, nette Typen mit gutmütigen, etwas treudoofen Hunden zu vergleichen. Damit schaden wir uns selbst, sagt unsere Autorin. Eine Ode an den freundlichen Mann. 

Das Hecheln, ein Lächeln. Das Fell ist Meer und Weizen. Der Blick schmelzende Zartbitterschokolade – Golden Retriever. Niemand mag sie nicht, selbst Hundehasser kapitulieren vor der blonden Tapsigkeit verspielter Retriever-Welpen.  

„Goldies“, wie ihre Fans sie nennen, sind keine Rebellen. Sanftmut steckt in ihrer DNA.  Sie warten ohne Protestbellen vor dem Supermarkt bis übermorgen. Sie schwanzwedeln auch um Menschen herum, die sonst keiner mag, sind von Kindern nie genervt. Sie würden ihren Namen tanzen, wenn sie könnten. Ihre Liebe ist unendlich.  

In den USA sind „Goldies“ die drittbeliebteste Hunderasse, der „Deutsche Retriever-Club“ schwärmt: „Der Golden Retriever ist ein harmonisch gebauter, gut proportionierter, mittelgroßer Hund mit kräftigen Knochen. Er hat ein ausgeglichenes Temperament und besticht durch seinen ausgeprägten Willen zum Gehorsam („Will to please“) und seine Leichtführigkeit.“ 

Taylor Swifts Männer 15:41

Dass sich nun unter jungen Frauen etabliert, unkomplizierte Männer sanften Gemüts als „Golden Retriever Boys“, kurz GRB, zu bezeichnen, ist dagegen kein Kompliment, sondern eine Herabwürdigung. Es meint: Nettsein ist nicht immer sexy, Rebellentum dagegen schon. Und die These, dass es die dunklen Typen sind, die Herzen schmelzen lassen, ist schließlich auch tief in der Popkultur und damit in uns allen verankert. Daniel Cleaver vs. Mark Darcy („Bridget Jones“), Mr. Big vs. Aidan  („Sex and the City”),  Jess vs. Dean („Gilmore Girls”). Schon Jane Austen ließ in ihren Romanen Bad Boys gegen Good Guys antreten. Wer sich entzieht, zieht an. 

Womit wir beim modernen Paradox wären: Freundliche Ausgeglichenheit ist unsexy, gleichzeitig gilt „toxisch“ nach wie vor als eines der Lieblingswörter der jungen Generation, um Charakterdefizite zu beschreiben. Was denn nun? Wollen wir den Macho zurück? Den Angeber, den Kläffer, den Beißer? Niemals! Wenn wir unsere Partner mit treudoofen Tieren vergleichen, schaden wir uns nur selbst. Zumal: In einer Gegenwart, die immer noch nach Gleichberechtigung schreit, ist das rückschrittlich. Denn ein Hund ist ein Hund, und ein Mann ist ein Mann. 

Es ist an der Zeit, den netten Männern zu huldigen

Es ist an der Zeit, den Nice Guys zu huldigen. Denn nur auf sie können wir langfristig bauen. Wir brauchen sie, die freundlichen Männer, die stillen Feministen. Die, die Kaffee ans Bett bringen, sich liebevoll ums Kind kümmern, ohne Aufforderung den Putzlappen schwingen, am Abend mit Hingabe Füße massieren. Die, die zuverlässig Nachrichten schicken, auch, wenn es vielleicht manchmal eine zu viel ist. Selbst schuld, wer am anderen Ende des WhatsApp-Chats einem Bad Boy hinterherweint.

Smarte Promi-Frauen wie Taylor Swift haben das längst kapiert. Nach windigen Herzensbrechern wie Jake Gyllenhaal und Matty Healy hat die Musik-Milliardärin nun – zumindest vorübergehend – einen Partner gewählt, dem das Internet „Golden Retriever-Schwingungen“ attestiert. Football-Spieler Travis Kelce gilt als überaus sozial, seit er einmal twitterte, ein Eichhörnchen mit Brotkrummen gefüttert zu haben. 

Auch Zendaya steht nicht auf Spielchen, datet seit einer Hollywood-Ewigkeit, also seit drei Jahren, Schauspiel-Kollege Tom Holland. Die Begründung für diese funktionierende Liebe: Holland kann nur ein Hundeboy sein. 

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Und auch der 24-jährige Brooklyn Beckham, Sohn von Victoria und David Beckham, steht unter GRB-Verdacht. Auf Instagram teilte er die Worte, die er zum ersten Hochzeitstag an die vier Jahre ältere Schauspielerin Nicola Peltz richtete: „Dieses Jahr war das erstaunlichste Jahr mit meiner absolut hinreißenden Frau… Ich bin so dankbar für jeden einzelnen Tag, an dem ich neben dir aufwachen kann. Auf viele weitere Jahre, Baby.“  

Zum „Golden Retriever Boy“ gibt es übrigens schon einen Gegenpol: Das introvertierte „Black Cat Girlfriend“. Hund und Katze, in der Welt der Dating-Begriffe finden sie doch noch zusammen.  

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