In Deutschland gibt es jetzt einen Veteranentag – den 15. Juli. Wann wird er zum ersten Mal richtig begangen? Und was soll da eigentlich konkret passieren?
Es ist ein Vorhaben der großen Worte: Ein jährlicher nationaler Veteranentag solle für „umfassende Wertschätzung“ von Soldaten sorgen, und die „Versorgung von Veteranen und deren Familien verbessern“. So steht es in dem Antrag, der von den Ampel-Parteien und der Union eingereicht und heute Mittag vom Bundestag beschlossen wurde. Bisher ist vieles noch offen. Hier ein Überblick über das, was schon feststeht.
Wer ist ein „Veteran“?
Seit 2018 ist die offizielle Definition des Wortes sehr breit. Die führte die damalige Verteidigungsministerin, Ursula von der Leyen, ein. Seitdem versteht man unter „Veteranen“ alle Soldatinnen und Soldaten, die Militärdienst leisten oder geleistet haben. Egal, ob in kriegerischen Konflikten, ob im In- oder Ausland. Demnach gibt es über zehn Millionen Veteranen in Deutschland.
Was ist Ziel des Tages?
Die Wertschätzung gegenüber Veteranen und Veteraninnen soll ausgedrückt werden – und zwar aus der „Mitte der Gesellschaft.“ So sollen beispielsweise Info-Kampagnen die Öffentlichkeit über die Arbeit der Soldaten aufklären. Doch es soll nicht nur bei Respektsbekundungen bleiben. Die Antragsteller fordern auch mehr Geld für die Versorgung von Veteranen, insbesondere für Menschen, die mit psychischen oder physischen Beschwerden aus Auslandseinsätzen zurückkehren. Für sie soll es beispielsweise bessere Therapieangebote geben. Auch die Beratungsgebote sollen zugänglicher und bürokratische Hürden abgebaut werden.
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Tatsächlich beklagen Veteranen und Verbände wie der „Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V.“ seit vielen Jahren mangelnde Wertschätzung ihnen gegenüber. Manche werten die Einführung des Veteranen-Tages als Zeichen des Umdenkens: Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine misst Deutschland der Bundewehr einen wichtigeren Stellenwert bei. Zumindest klappte heute, was 2012 noch nicht ging: Auch damals diskutierte man über die Einführung eines Veteranentages. Der damalige Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) und der damalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sprachen sich für einen solchen Tag aus – noch ohne Erfolg.
Wieso ausgerechnet am 15. Juni?
Weil 2019 die damalige Bundesverteidigungsministerin, Ursula von der Leyen, an diesem Tag erstmals das Veteranenabzeichen verlieh. An dem abzeichen gibt es übrigens auch Kritik, zum Beispiel, weil die Veteranen es selbst beantragen müssen. Eigentlich wurde das Abzeichen schon 2013 angeschafft – aber nicht verliehen, weil man sich mit Verbänden und Gremien nicht auf eine Definition von „Veteranen“ einigen konnte. Die erfolgte, wie oben erwähnt, im Jahr 2018.
Wie genau soll der Tag ablaufen?
Unions-Politikerin Kerstin Vieregge fasste den Stand bei der Debatte im Bundestag gut zusammen: „Uns ist allen bewusst, dass die wahre Arbeit noch kommen wird“, sagte sie. Zum konkreten Ablauf des Tages steht kaum etwas fest. Den Fraktionen zufolge soll künftig jährlich am 15. Juni eine zentrale Veranstaltung mit „Volksfest-Charakter“ in der Nähe des Berliner Reichstags stattfinden. Der Tag soll 2025 das erste Mal groß begangen werden. Angedacht sind auch kleinere Veranstaltungen in den Ländern und Kommunen. Die Schirmherrschaft für den Veteranentag soll in den ersten beiden Jahren Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) übernehmen. Der konkrete Ablauf soll untern anderem von der Wehrbeauftragen Eva Högl (SPD), dem Verteidigungsausschuss, Veteranen- und Sozialverbänden ausgearbeitet werden.
Wie sieht das in anderen Ländern aus?
In der angelsächsischen Kultur haben Veteranen-Tage eine lange Tradition. In den USA wird der Tag am 11. November begangen, er ist ein Feiertag. In Großbritannien ist der Armed Forces Day Ende Juni nationaler Ehrentag der Streitkräfte sowie der Veteranen und Veteraninnen.
Quellen: DPA, AFP, Antrag für einen nationalen Veteranen, Bundesministerium der Verteidigung: Tagesbefehl zum Veteranenbegriff, Arbeitspaper der Bundesakademie für Sicherheitspolitik , Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V.