Voting vom Fachmagazin „DJ Mag“: Auf Ibiza befindet sich mit dem „Hï“ nach wie vor der beste Club der Welt. In Deutschland muss sich das Berliner „Berghain“ wieder einem Kölner Club geschlagen geben.
Das „Bootshaus“ in Köln befindet sich laut Rangliste des Fachmagazins „DJ Mag“ unter den fünf besten Clubs der Welt. Die Tanz-Location auf einem abgelegenen Werftgelände unter einer Rheinbrücke am Mülheimer Hafen schafft es 2024 auf Platz fünf der Top-100-Clubs und klettert damit eine Position nach oben, wie das „DJ Mag“ mitteilte. Beim Voting des Fachmagazins entscheidet Köln auch wieder das innerdeutsche Duell für sich: Das Berliner „Berghain“ landet auf Platz 13 (Vorjahr: 16).
Daneben sind noch zwei weitere Clubs in Deutschland – beide in Berlin – in den Top 100 vertreten. „Auch das „Watergate“ macht wieder Boden gut und schafft es auf den 34. Platz (plus vier). Nur der „Tresor“ verliert weiter an Plätzen: Für die Berliner Kultstätte geht es fünf Plätze runter auf Position 77.“ Insgesamt seien die deutschen Clubs „ein kleines bisschen im Aufwind, nachdem vergangenes Jahr alle Plätze verloren hatten“.
Bester Club der Welt ist der Liste zufolge zum dritten Mal in Folge das „Hï Ibiza„. Ein Triple gelang zuvor nur dem „Green Valley“ in der brasilianischen Küstenstadt Camboriú – und zwar von 2018 bis 2020. Diesmal steht dieser Club auf Platz zwei.
Im „Hï“ beginnt die diesjährige Party-Saison am kommenden Wochenende. Der Eintritt für den Club mit Palmen, unweit vom Mittelmeerstrand und nur ein paar Kilometer von Ibiza-Stadt entfernt, kostet je nach Wochenende zwischen ungefähr 60 und 120 Euro.
„Das Hï Ibiza, das 2017 seine Pforten an der legendären Playa d’en Bossa öffnete, ist eine der technologisch fortschrittlichsten Dance-Music-Destinationen der Welt“, schreibt das „DJ Mag“ über den Nummer-eins-Club. Es weise eine Liste hochkarätiger Resident-DJs vor, darunter Black Coffee, David Guetta, Eric Prydz, Fisher und The Martinez Brothers.
Hinter dem drittplatzierten Club, dem „Echostage“ in Washington, kommt auf Platz vier ein weiteres Party-Lokal im Ibiza-Strandort Playa d’en Bossa (katalanisch: Platja d’en Bossa): das „Ushuaïa“. Es liegt quasi auf der anderen Straßenseite vom „Hï“.
Die fünf am häufigsten aufgeführten Länder in den Top 100 sind die USA, Spanien, Großbritannien, Brasilien und Kroatien. Der am meisten vertretene Kontinent ist Europa. Clubs aus fast 40 Ländern werden gelistet, was die Top 100 des Jahres 2024 „vielleicht zur bisher internationalsten Liste macht“, wie es das „DJ Mag“ formuliert. Aus der Schweiz ist der „MAD Club“ in Lausanne vertreten (Platz 52 (plus sieben)).
Es gibt 16 Neueinsteiger. Das seien die meisten seit dem Voting von 2020, das genau zu dem Zeitpunkt veröffentlicht worden sei, als die Welt mit der Corona-Pandemie zu kämpfen begann. Das Voting 2024 gebe nun einen deutlichen „Hinweis auf die Erholung der elektronischen Musikszene nach der Pandemie“.
In Deutschland ist die Stimmung in der Party-Szene weniger enthusiastisch, eher „ambivalent“, wie Lutz Leichsenring, Mitglied des Vorstands der Berliner Clubcommission, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Clubcommission ist ein Verband von Party- und Kulturereignisveranstaltern in der deutschen Hauptstadt. Fast alle Betreiber kämpften mit finanziellen Schwierigkeiten. Dazu zählten allgemeine Kostensteigerungen, ein geringerer Gesamtumsatz und gestiegene Mieten. Das veranlasse einige Clubs dazu, die Preise zu erhöhen. „Das ist eine zusätzliche Schwierigkeit, weil es die finanzielle Situation des Publikums wiederum nicht zulässt, mehr zu bezahlen“, sagte Leichsenring.
Viele Probleme, die aktuell noch bestünden, seien Spätfolgen der Pandemie. Dennoch merke man, dass langsam ein junges Publikum nachrücke, das wegen der Einschränkungen während der Corona-Pandemie zunächst keinen Zugang zu Clubs hatte.
Zu der am 1. April in Kraft getretenen Legalisierung von Cannabis für Erwachsene sagte Leichsenring: „Wir glauben nicht, dass sich in den Clubs viel ändert. Wir wussten schon vor der Legalisierung, dass es Teil der Lebensrealität vieler Menschen in dieser Stadt ist, auch Cannabis zu konsumieren.“
Die internationale Clubszene gilt als recht drogenaffin. Das „Berghain“ hat deshalb auf seiner Website einen Awareness-Leitfaden mit Sätzen wie „Poly-Drogenkosum oder die Mischung mit Alkohol sollte unbedingt vermieden werden“ oder „Schlaf ist unerlässlich und kein persönlicher Makel (…) – gönnt euren Körpern eine Pause.“
Deutschland nahm Mitte März die „Technokultur in Berlin“ in die jetzt rund 150 Einträge umfassende Liste des immateriellen Kulturerbes auf. Das beschloss die Kultusministerkonferenz. Clubbetreiber erhoffen sich vom neuen Status als Kulturgut womöglich auch staatliche Unterstützung. Verteilungskämpfe um knappe Flächen bedrohten nämlich zusehends die Technokultur und damit Berlins Status als Dreh- und Angelpunkt für elektronische Musik, heißt es von der Clubcommission.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte, bei der Club-Szene als immateriellem Kulturerbe gehe es auch um einen erweiterten Kulturbegriff, „der sich gegen die absurde Trennung von E- und U-Kultur wendet“. Die Techno-Subkultur der Hauptstadt stehe für Werte wie Vielfalt, Respekt und Weltoffenheit. Sie bedeute vielen Menschen aus Europa und der ganzen Welt etwas, die deshalb extra nach Berlin kommen.
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