Museen: Neues Buddenbrookhaus – teurer und später als geplant

Lübecks neues Buddenbrookhaus kommt nicht voran. Die Änderung der Umbaupläne treibt die Baukosten in die Höhe und gefährdet den Landeszuschuss. Der lange Leerstand macht dem Bau zu schaffen.

Seit mehr als einem Jahr tut sich nichts mehr auf der Baustelle des Lübecker Buddenbrookhauses. Die geplante Erweiterung und Umgestaltung des Literaturmuseums sind durch einen Streit in der Bürgerschaft ins Stocken geraten. „Dadurch verzögert sich nicht nur die Wiedereröffnung, sondern der Umbau wird wegen des möglichen Wegfalls von Fördergeldern und steigender Baupreise immer teurer“, sagt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD).

Auslöser des Streits ist ein mittelalterliches Kellergewölbe, das nach den ursprünglichen Planungen an einer Stelle durchbrochen werden sollte, um Platz für eine Treppe zu schaffen. Nach heftigen Protesten unter anderem von Denkmalschutzinitiativen hat die Bürgerschaft beschlossen, auf diesen Durchbruch zu verzichten und stattdessen ein Treppenhaus an der Rückseite des Gebäudes zu errichten. „Seitdem gibt es einen politischen Streit über den richtigen Weg und die Bauarbeiten sind gestoppt“, sagte Lindenau. „Wir haben uns jetzt zwar politisch auf einen Kompromiss geeinigt, aber ob die Fördermittelgeber den akzeptieren, bleibt abzuwarten.“

Das Buddenbrookhaus soll um das 2011 vom Bund für rund 300 000 Euro erworbene Nachbarhaus erweitert werden, um mehr Ausstellungsfläche und zusätzliche Seminar- und Büroräume zu schaffen. Außerdem soll die in die Jahre gekommene Dauerausstellung zur Familie Mann völlig neu gestaltet werden. Die ursprünglich für 2027 geplante Wiedereröffnung ist inzwischen auf das Jahr 2029 verschoben.

Seit 2020 steht das Buddenbrookhaus leer, Strom und Heizung sind abgeschaltet. „Der Leerstand bekommt dem Haus gar nicht“, sagt Caren Heuer, die das Haus seit Februar 2024 leitet. „Wir haben Schimmel und Feuchtigkeit in den Wänden“, sagt sie. Sie bekomme fast täglich Anrufe von Menschen, die es nicht glauben könnten, dass das Buddenbrookhaus immer noch geschlossen sei, sagt sie. „Viele davon kommen aus dem Ausland.“

Offiziell hat sich die Bürgerschaft, also das Kommunalparlament der Hansestadt Lübeck, zum Umbau des Buddenbrookhauses bekannt, das seit seiner Eröffnung 1993 Jahr für Jahr zehntausende Besucher angezogen hat. Doch einige Bürgerschaftsmitglieder haben auch Vorbehalte. „Ich bin schon für den Umbau, aber nicht für den Durchbruch durch die Kellerdecke“, sagt etwa Bürgerschaftsmitglied Detlev Stolzenberg. „Der Bürgermeister als oberster Denkmalschützer der Stadt hat sich klar über die Auflage des Denkmalschutzes hinweggesetzt.“ Der Kompromissvorschlag, ein Treppenhaus außen anzubauen, finde dagegen seine Zustimmung.

Im ersten Stock des Buddenbrookhauses haben sich die letzten Besucher vor der Schließung mit Graffitis an den Wänden verewigt. Ein Besucher hat auf einer der Wände geschrieben: „Leider dem Wahnsinn verfallen“. „Das klingt, als ob der Schreiber schon damals die heutige Situation vorausgeahnt hat“, sagt Heuer.

Verwandte Beiträge