Der Schnee ist im Erzgebirge zurückgekehrt. Und zum Wochenstart wird es dem Deutschem Wetterdienst zufolge überall in Sachsen frostig. Das treibt Obstbauern und Winzer Sorgenfalten auf die Stirn.
Erst hat es sommerliche Temperaturen zu Monatsbeginn gegeben, nun zeigt sich das Erzgebirge vielerorts im weißen Kleid. Am Wochenende schneite es in der Region kräftig und vor allem über 600 Metern bildete sich wieder eine Schneedecke. Deswegen rückte erneut der Winterdienst aus, um Straßen zu räumen. Unfälle blieben trotzdem nicht aus. Autofahrer, die schon Sommerreifen aufgezogen hatten, dürfte das aktuelle Wetter kaum freuen. Auch Obstbauern und Winzer blicken sorgenvoll auf die kommenden Tage: Es sind weitere Frostnächte gemeldet.
Am Fichtelberg und in Carlsfeld etwa sind zum Samstag binnen 24 Stunden rund 20 Zentimeter Neuschnee gefallen, wie Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst sagte. In der Nacht zu Sonntag kam mancherorts weiterer Schnee hinzu – vorwiegend im Vogtland und dem Westerzgebirge. Die Mengen seien bemerkenswert für diese Jahreszeit. Kälteeinbrüche gebe es zwar immer wieder im April. Ungewöhnlich sei aber, dass das Wetter vom wärmst- zum kältestmöglichen Szenario umschlage, erklärte der Meteorologe mit Blick auf die sommerlichen Temperaturen zu Monatsbeginn.
Viele Autofahrer hatten sich am Wochenende offensichtlich auf die winterliche Witterung eingestellt. Größere Unfälle mit gravierenden Auswirkungen auf den Verkehr habe es nicht gegeben, informierte die Polizeidirektion Chemnitz auf Anfrage. Sie ist auch für den Erzgebirgskreis zuständig. Auf der Autobahn 72 und der A4 im Landkreis Zwickau führten dagegen am Samstagabend vereiste Fahrbahnen zu mehreren Unfällen. Dabei wurden vier Menschen verletzt. Die Autos seien aufgrund von Schnee, Hagel und Starkregen von der Straße abgekommen und gegen die Leitplanken gekracht, sagte eine Polizeisprecherin.
Die späten Fröste nach sehr früher Blüte fordern Obstbauern in diesem Jahr besonders heraus. Die Obstbäume hätten fast drei Wochen früher als normal geblüht, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst, Udo Jentzsch. „So eine frühe Apfelblüte gab es noch nie.“ Förderlich sei auch der milde Winter ohne Frost vor allem im Boden gewesen. „Ab fünf Grad plus geht die Vegetation los.“ Nachtfröste von minus 5 Grad Celsius und über längere Zeit wären jedoch „katastrophal“, sagte Jentzsch.
Von nächtlichem Spätfrost mit erheblichem Schaden in den Junganlagen berichtete der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust. Sie machten zehn Prozent der Anbaufläche seines Weingutes aus. „Auf der Hälfte davon haben wir 50 Prozent Schaden.“ Das sei zu verschmerzen, aber junge Reben merkten sich das lebenslang. Sie würden nun mit Erde geschützt und in älteren Anlagen Frostkerzen aufgestellt. „Wetterkapriolen gibt es seit jeher“, sagte Aust. Das sei wie ein Pokerspiel, bei dem in jeder Runde investiert werden müsse.
Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth wolle Schäden vermeiden oder minimieren, sagte ein Sprecher. An den Reben seien Blätter und Fruchtstände sichtbar, Minustemperaturen seien kritisch. Die Winzer behielten die frostgefährdeten Rebflächen derzeit nachts besonders im Auge, um bei Bedarf eingreifen zu können. Für das Staatsweingut betreffe dies etwa 28 Hektar. In der Nacht zu Sonntag seien sie glimpflich davongekommen, da Wolken aufgezogen und die Temperaturen im Plusbereich geblieben seien. Zu Beginn der neuen Woche ist aber weiterhin frostiges Wetter gemeldet. Bei Bedarf würden deswegen nachts Rauchfeuer entfacht, um die Luft an den Rebstöcken zu erwärmen, hieß es.
Wenn die Werte länger unter minus 1 Grad Celsius liegen, drohen auch den Obstbauern Ernteeinbußen. Die Blüte sei durch, es gebe schon kleine Fruchtansätze, sagte Jentzsch. Es hänge nun auch davon ab, ob starker Wind herrsche, der Boden nass oder trocken sei. Auf einigen Flächen würden wieder Feuer angezündet. Nur die Erdbeeren könnten mit einfachen Mitteln geschützt werden. „Wenn sie mit Vlies oder Folie bedeckt werden, halten die das ab; und manche treiben nach dem Frost erneut aus.“
Zu Wochenbeginn bleibe es vor allem nachts bis ins Tiefland frostig, erklärte Meteorologe Engelmann. „Richtig knackig wir es in der Nacht zu Dienstag.“ Dann seien vereinzelt bis zu minus 7 oder 8 Grad möglich. Zum Start in die neue Woche werden vereinzelt weitere Regen-, Schneeregen- und Graupelschauer erwartet, oberhalb von 600 Metern Schnee. Der Dienstag beginnt mit Sonnenschein, später ziehen aber Wolken und Regen auf.