Für den Fall der Fälle: Was passiert eigentlich, wenn… eine Person von Bord eines Kreuzfahrtschiffes verschwindet?

Eine Kreuzfahrt, die ist lustig, eine Kreuzfahrt, die ist… manchmal leider auch gefährlich. Trotz strikter Sicherheitsvorkehrungen verschwinden jedes Jahr Menschen von Bord eines Riesendampfers, manche von ihnen ohne jede Spur. Was passiert, wenn es heißt „Mann über Bord“?

„Mann über Bord“ – wenn das Kommando auf Kreuzfahrtschiffen ertönt, dann ist etwas gewaltig schief gelaufen und die weitreichenden Sicherheitsvorkehrungen an Bord haben versagt. Die Chancen auf eine erfolgreiche Rettung der in Seenot geratenen Passagiere schwindet mit jeder Minute. Wer auf Kreuzfahrt geht, der möchte sich mit einem solchen Szenario am liebsten gar nicht erst auseinandersetzen. Aber Unglücke auf Kreuzfahrtschiffen sind gar nicht mal so selten, wie man denkt. Jedes Jahr verschwinden rund 20 Menschen von einem Kreuzfahrtschiff. Manche von ihnen gehen über Bord, andere verschwinden vollkommen spurlos. Fast immer bleiben ratlose Mitreisende zurück. Und die Frage, was passiert, wenn auf einer Kreuzfahrt jemand einfach so verschwindet. 

Ehrlich gesagt, passiert in den meisten Fällen erst mal gar nichts. Das liegt daran, dass es meistens nicht direkt auffällt, wenn jemand von Bord verschwindet. Denn so einfach ist es garnicht, von einem Kreuzfahrtschiff zu fallen. Schon die Reling ist so konzipiert, dass man nicht aus Versehen drüber steigt. Meistens ist der Abgang also absichtlich, alkoholbedingt oder als Teil einer Straftat zu werten. In diesem Fall wird das Opfer von Bord geworden. Und meistens gibt es deshalb eben auch keine Zeugen. Sollte man doch mitbekommen, dass jemand vom Schiff fällt, gilt es, unmittelbar „Mann über Bord“ zu rufen. 

Was passiert, wenn es „Mann über Bord“ heißt

Für diesen Fall gibt es ein festgelegtes Protokoll, an das sich die Besatzung an Bord halten muss. Der Wachführer stoppt zunächst die Maschinen des Kreuzfahrtschiffes und markiert die Unglücksstelle im Wasser mit Rettungsringen. Dann wird der „Rettungs-Radar-Transponder“ ausgeworfen und der Kapitän wirft ein Rettungsboot aus, das sich auf die Suche nach dem Vermissten macht. Manchmal kommt hier auch die Küstenwache des naheliegenden Staates mit Booten und einem Hubschrauber zur Hilfe, wenn sich die Suche schwierig gestaltet. 

Kreuzfahrt 17.54

Leider ist diese Suche nicht immer erfolgreich. Der wohl bekannteste Fall einer Tragödie auf Kreuzfahrt dreht sich um Daniel Küblböck. Im September 2018 war der TV-Star nach Angaben der Reederei „Aida Cruises“ bei einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York in der Labrador See über Bord gegangen. Seine Leiche wurde trotz aufwendiger Suchaktion nie gefunden, im August 2020 wurde Küblböck für tot erklärt. Die genauen Hintergründe seines Verschwindens sind bis heute ungeklärt. 

Ähnlich geht es den Angehörigen in 30 Prozent aller Vermisstenfälle auf hoher See. Sie werden nie aufgeklärt. Generell gilt: Je früher das Verschwinden auffällt, desto höher sind die Chancen, die vermisste Person wiederzufinden. Denn selbst, wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch der Ernstfall eintreten sollte – und man vom Kreuzfahrtschiff fällt, sind die Überlebenschancen in den ersten Minuten je nach Wassertemperatur gar nicht so schlecht. 

Was, wenn ich selbst vom Kreuzfahrtschiff falle?

Hier kann man als Verunglückter auch selbst viel Einfluss darauf nehmen, ob das Ganze ein Happy End haben wird. So sollte man unbedingt versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Das geht am besten mit einem bunten Kleidungsstück, wenn eines in erreichbarer Nähe ist. Da man sich im Wasser aber möglichst wenig bewegen sollte, um Energie zu sparen, ist der Raum dafür begrenzt. Um nicht so schnell auszukühlen, sollte man seine Kleidung außerdem unbedingt anbehalten, wenn sie nicht als Notruf-Signal dient. Und es hilft immer, die Hoffnung nicht so schnell aufzugeben. 

STERN PAID 42_21 Kreuzfahrt mit gutem Gewissen? Siegel

Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einmal in eine solche Lage kommen, ist allerdings sehr gering. Bei Millionen von Passagieren jedes Jahr sind 20 Vermisstenfälle ein sehr kleiner Anteil. Und die meisten Abgänge sind laut Michael McGarry von der internationalen Vereinigung für Kreuzfahrtgesellschaften Clia auf „verantwortungsloses Verhalten infolge von Alkoholkonsum“ zurückzuführen, wie er dem „Reisereporter“ erklärt. Das sicherste Mittel gegen einen unfreiwilligen Sprung ins Wasser scheint also der Verzicht auf (zu viel) Alkohol an Bord zu sein.

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