Sie hatten es veruscht: Container sollten die Reste der Außenfassade der abgebrannten Börse in Kopenhagen stützen. Trotzdem brach alles zusammen. Wie geht es nun weiter?
Nach dem plötzlichen Einsturz einiger Außenmauern der verbrannten Hälfte der historischen Börse in Kopenhagen sind die Einsatzkräfte noch immer mit Sicherungsarbeiten beschäftigt. Trotz umfangreicher Bemühungen fiel die Fassade am Donnerstagnachmittag auf der Seite der alten Börse zusammen, wo nur noch die Außenmauern übrig geblieben waren. „Leider ist die Fassade entlang des Frederiksholms-Kanal eingestürzt“, teilten am Donnerstag die Einsatzkräfte im Onlinedienst X mit. Verletzt wurde demnach niemand, sämtliche Arbeiter seien in Sicherheit gebracht worden.
Unter anderem sollten Container zuvor die Überbleibsel des Brandes halten – doch vergeblich. Vor den Augen der Stadt gaben einige Wände des ikonischen Bauwerks nach. Verletzte oder Vermisste hatte es nach ersten Angaben der Feuerwehr keine gegeben. Auch das Gerüst, das wegen Restaurierungsarbeiten um das Mauerwerk stand, stürzte um.Die „Børsen“ in Kopenhagen: Ein Stück dänisches Kulturerbe in Flammen 12.35
Unterdessen dauerten die Löscharbeiten den dritten Tag in Folge an. Die Feuerwehr löschte den Angaben zufolge kleinere ein paar kleinere Feuer vor allem im Keller.
Das Gebäude, das vor 400 Jahren errichtet wurde, liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen am Holmens Kanal gegenüber der Dänischen Nationalbank und ist eine Touristenattraktion. Am Dienstag war dort ein zerstörerisches Feuer ausgebrochen. Die alte Börse, in der sich heute die dänische Handelskammer befindet, die auch Eigentümerin des Bauwerks ist, beherbergt unter anderem eine große Kunstsammlung. Als Börse im eigentlichen Sinne wird das Gebäude schon lange nicht mehr genutzt. Mehrere Straßen und die Umgebung um die historische Börse bleiben weiter weiträumig abgesperrt.
Einsatzkräfte in Kopenhagen: weiterhin Einsturzgefahr
Nach dem Einstruz der Fassade müsse die Lage neu bewertet werden, hieß es von den Sicherheitskräften zunächst. Der verbleibende Teil der Außenwand sei nach Angaben der Feuerwehr noch instabil. „Wir müssen uns neu orientieren, denn es gibt keinen Leitfaden für diesen Fall“, sagte Tim Ole Simonsen, ein Einsatzleiter der Feuerwehr am Donnerstagabend. „Es besteht weiterhin die Gefahr eines Einsturzes der restlichen Fassade der Börse.“
Auf Live-Aufnahmen war zu sehen, wie eine Wand binnen kurzer Zeit in sich zusammenfiel, während aus dem stark ausgebrannten Gebäude weiterhin Rauch aufstieg. Die verbliebenen Teile wollten die Einsatzkräfte noch am Abend sichern. Große Maschinen und Kräne werden das Gerüst an dem Teil der Börse entfernen, der eingestürzt ist. Die Polizei teilte derweil mit, dass mehrere Straßen rund um die historische Börse bis Montagmorgen gesperrt bleiben.Die Börse brannte schon. Sie rannten trotzdem hinein – und retteten so Kunstschätze vor dem Inferno 15.23
Brandursache an der Börse bleibt unklar
Unterdessen gab es aber auch einen Lichtblick: Laut dem Direktor der dänischen Handelskammer, Brian Mikkelsen, konnte die berühmte Turmspitze, die an vier ineinander verschlungene Drachen erinnert, unversehrt geborgen werden. „Das gab einen Hoffnungsschimmer“, erklärte Mikkelsen am Mittwoch auf X.
Das Feuer in einem der Wahrzeichen der dänischen Hauptstadt war am Dienstag unter dem Kupferdach ausgebrochen und hatte sich vom Dach nach unten ausgebreitet. Stundenlang schlugen riesige Flammen in den Himmel und dichter schwarzer Rauch stieg auf. Vor den Augen entsetzter Passanten stürzte der markante Turm des 54 Meter hohen Bauwerks aus dem 17. Jahrhundert auf die Straße.
Etwa die Hälfte des roten Backsteingebäudes brannte ab. Mehrere hundert der zahlreichen Kunstwerke in der früheren Börse konnten vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden.
Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Die Polizei erklärte, dass eine umfangreiche Untersuchung eingeleitet worden sei. „Es ist ein komplizierter Prozess, und es kann mehrere Monate dauern, bis wir eine Antwort finden“, hieß es.
Das historische Gebäude wurde zwischen 1619 und 1640 im Auftrag von König Christian IV. erbaut. Es befindet sich im Kopenhagener Stadtzentrum unweit des Parlaments und des Regierungssitzes Christiansborg. Bis in die 1970er Jahre diente es als Sitz der dänischen Börse.