Tarife: Schlichtung für 930.000 Baubeschäftigte begonnen

Am Bau herrscht Krisenstimmung, denn der Wohnungsbau stockt. Doch die Gewerkschaft IG BAU will in der Inflation deutlich mehr Geld durchsetzen – und droht mit Streiks auf den Baustellen.

Es geht um Lohnerhöhungen für mehr als 900.000 Beschäftigte in Zeiten der Baukrise: In Wiesbaden hat am Donnerstag die Schlichtung für den Tarifkonflikt im Bauhauptgewerbe begonnen. Bei einer Kundgebung von Baubeschäftigten anlässlich der Gespräche in einem Hotel wurden am Mittag wurden rund 600 Teilnehmer erwartet.

Der frühere Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, soll nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden den Tarifkonflikt schlichten. Die Gespräche sollen eventuell am Freitag fortgesetzt werden, wie ein Sprecher der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zum Auftakt sagte. Eine zweite Runde sei Ende April möglich. Schlegel hatte schon früheren in Tarifkonflikten in der Baubranche als Schlichter geholfen.

Die Gewerkschaft hatte vergangene Woche die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Damit wurde automatisch das vertraglich vereinbarte Schlichtungsverfahren ausgelöst.

Gewerkschaft: Stimmung explosiv

Die IG BAU fordert für die etwa 930 000 Branchenbeschäftigen 500 Euro mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung im Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben zwei Gehaltserhöhungen von 3,3 Prozent für dieses und 3,2 Prozent für das kommende Jahr angeboten.

Der Vorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, hatte die Stimmung unter den Baubeschäftigten zuletzt als „explosiv“ bezeichnet. „Dieses Angebot hilft nicht wirklich, einen weiteren Streik in Deutschland zu vermeiden.“ Die Bauunternehmen seien gut beraten, noch eine deutliche Schippe draufzulegen. Ein Streik ist erst nach gescheiterter Schlichtung möglich.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Uwe Nostitz vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, hatte dagegen auf die Baukrise verwiesen: „Viele Bauunternehmen im Wohnungsbau, dem größten Bausektor, haben mit massiven Auftragsrückgängen zu kämpfen.“ Die Gewerkschaft ignoriere das komplett.

Wegen der gestiegenen Zinsen und teurer Materialien steckt der Wohnungsbau in der Krise, das Neubauziel der Bundesregierung von 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr liegt außer Reichweite. Die Stimmung im Wohnungsbau bleibe angespannt, berichtete das Münchner Ifo-Institut zuletzt. Jedes fünfte Wohnungsbauunternehmen berichte von Stornierungen.

Mitteilung Ifo

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