Gerade erst ging Truth Social an die Börse – und machte Donald Trump um Milliarden reicher. Nun musste das Netzwerk seine Aktionäre auf seine finanziellen Risiken hinweisen. Das größte ist ausgerechnet sein wichtigster Nutzer.
Es ist eine Standardinformation für Aktionäre: Welche Risiken sieht das Unternehmen für sein Geschäft? Donald Trumps Kurznachrichtendienst Truth Social muss das nach dem Börsengang Ende März nun erstmals beantworten. Donald Trump dürfte die Antwort wenig gefallen.
Laut der Betreiberfirma Trump Media and Technology Group (kurz TMTG) ist der Ex-Präsident und Hauptaktionär nämlich gleich in mehrerer Hinsicht die größte Gefahr für das Unternehmen. Das geht aus Dokumenten hervor, die von der Firma am Montag bei der US-Finanzaufsicht SEC eingereicht wurden. Schuld ist vor allem die enge Symbiose: Donald Trump ist Truth Social – und Truth Social ist Donald Trump.
Donald Trump als Publikums-Magnet – und größte Gefahr
Seit der Ex-Präsident von seiner Lieblings-App Twitter gesperrt wurde, entwickelte sich Truth Social zu seiner wichtigsten Plattform, um Gegner zu attackieren, Freunde zu loben und auch Wahlkampf zu betreiben. Ohne Zweifel ist Trump der wichtigste Grund, überhaupt die App zu benutzen. Das weiß auch der Betreiber.
„TMTG könnte aufgrund des Schwerpunkts seiner Angebote und der Beteiligung von Präsident Donald J. Trump größeren Risiken ausgesetzt sein als typische Social-Media-Plattformen,“ erklärt das Dokument. Dabei gehe es aber nicht nur um mögliche Attacken von Hackern und ähnliches. Trumps Verhalten könnte direkte Auswirkungen auf den Erfolg der Plattform haben, geben die Betreiber unumwunden zu.
Nicht mit und nicht ohne Trump
Und das gleich in mehrerer Hinsicht. Sollte Trump etwa in einem der zahlreichen Verfahren gegen ihn verurteilt werden und aus dem Gefängnis den Dienst nicht mehr nutzen können, ließe das fatale Auswirkungen auf die Nutzung Trutz Socials erwarten, warnt das Dokument. „TMTG wäre signifikant benachteiligt.“ Dasselbe gelte für den Tod, eine mögliche Behinderung „oder jeglichen anderen Grund“, durch den Trump seine Nutzung der Plattform einschränken oder beenden würde.
Doch auch wenn der Präsident aktiv auf der Plattform postet, ist er ein Risikofaktor, geben die Betreiber zu. „Mehrere mögliche Partner haben TMTG wegen Donald Trumps Beteiligung die Zusammenarbeit verweigert“, erklärt das Dokument. Für die Nutzer gelte dasselbe: Trump könnte einen Abschreckungseffekt auf viele mögliche Nutzer:innen der Plattform haben.
Ein Wechsel auf andere Plattformen könnte aber fast noch schlimmer sein. Donald Trump hat sich verpflichtet, alle nichtpolitischen Inhalte zunächst exklusiv auf der Plattform und erst sechs Stunden später bei den Konkurrenten zu posten. Als Präsidentschaftskandidat könnte er aber argumentieren, dass alle seine Posts politisch seien, fürchten die Betreiber. „Sollte er in der Folge die Nutzung von Truth Social herunterfahren, haben wir keine ernstzunehmenden Rechtsmittel dagegen.“
Pleite-Gefahr
Neben Trumps aktiver Nutzung der Plattform ist auch sein Finanzgebahren ein Risiko, gibt TMTG zu Protokol. „Verschiedene mit Donald Trump verbundene Unternehmen mussten in der Vergangenheit Insolvenz beantragen“, heißt es in dem Dokument – gefolgt von einer Liste von Trump-Pleiten wie dem Casino Trump Taj Mahal oder dem Plaza Hotel. Es sei also denkbar, dass auch TMTG dieses Schicksal drohe.
Dabei sei auch zu bedenken, dass Trumps Interessen nicht zwangsläufig denen anderer Aktionäre entsprechen, warnt das Dokument. Mit 57,6 Prozent der Aktien hält er zwar eine Mehrheit der Anteile. Anders als klassische Aktionäre muss der Präsidentschaftskandidat Trump aber nicht zwingend Gewinne im Auge haben, um von der Plattform zu profitieren. „Er ist berechtigt, mit seinen Stimmanteilen nach den eigenen Interessen abzustimmen“, erklärt TMTG. „Das muss aber nicht den allgemeinen Aktionärs-Interessen entsprechen.“
Natürlich ist Trump nicht der einzige Risikofaktor des jungen Unternehmens. Wie andere Firmen nennt auch TMTG mögliche Konkurrenz, einen schnelleren Anstieg der Kosten als der Einnahmen, eine möglicherweise sinkende Nachfrage nach der Aktie und andere Marktgründe oder Katastrophenszenarien. Dass aber ausgerechnet der wichtigste Erfolgsfaktor und Hauptbesitzer des Unternehmens zum ausführlich beschriebenen Risiko erklärt wird, dürfte fast einmalig sein.
Quelle:Risiko-Bericht