Eishockey: Sogar Draisaitl schwärmt: Preys Bremerhaven im Final-Fieber

Über Jahre hat Bremerhavens Manager Alfred Prey die Konkurrenz in der Deutschen Eishockey Liga geärgert. Auf seinem Höhepunkt wird er sich in die zweite Reihe zurückziehen.

Bei den Fischtown Pinguins kommt sogar Eishockey-Superstar Leon Draisaitl ins Schwärmen. „Was sie in den letzten Jahren aufgebaut haben, ist sehr, sehr bemerkenswert“, sagte der NHL-Profi der Edmonton Oilers. „Die Story von kleineren Mannschaften, die so weit kommen, lieben wir alle.“

Nicht nur wegen der Komplimente von einem der besten Eishockey-Spieler der Welt fehlen Manager Alfred Prey derzeit die Worte. Das „gallische Dorf“, wie sich der Verein aus Bremerhaven im Vergleich zur zahlungskräftigeren Konkurrenz gerne nennt, fiebert dem ersten Playoff-Finale der Clubgeschichte am Mittwoch (19.30 Uhr/MagentaSport) gegen die Eisbären Berlin entgegen. „Finale gegen die Eisbären Berlin. Wahnsinn. Ein historischer Moment“, betonte der gebürtige Oberpfälzer mit dem markanten Schnauzbart.

Die Fischtown Pinguins sind sein Verein. Prey ist seit Jahrzehnten das Aushängeschild an der Nordsee. Vor 30 Jahren startete der damalige Berufssoldat in Bremerhaven mit Pressearbeit. Seit 2002 formte er den Verein, stieg 2016 mit dem wenige Monate zuvor verpflichteten Trainer Thomas Popiesch in die DEL auf. Unmittelbar vor seinem Rückzug in die zweite Reihe steht er nun vor einem niemals geglaubten Happy End. „Playoff-Finale? Ganz ehrlich, ich hätte lange Zeit jeden für verrückt erklärt“, sagte Prey. „Größer kann es nicht mehr werden. Einen besseren Abschied kann man sich nicht wünschen.“

Fans zu Prey: „Unser Erfolg ist dein Verdienst“

Emotionen sind bei Prey derzeit weit oben auf der Tagesordnung. Sportlich, weil der Club aus der Seestadt die Konkurrenz als Hauptrunden-Sieger überrumpelte. Vizemeister ERC Ingolstadt war im Playoff-Viertelfinale chancenlos und auch Titelverteidiger EHC Red Bull München wurde überraschend deutlich mit 4:1 in den Urlaub geschickt. „Hochverdient“, findet Prey. „Sie stehen verdient im Finale“, bestätigte auch Münchens Manager Christian Winkler.

Noch mehr mitgenommen hat Prey allerdings eine Fan-Aktion an seinem 70. Geburtstag im Februar in der heimischen Eisarena. Mit einer großen Choreografie bedankten sich die Fans des DEL-Clubs bei ihrem Manager. „Unser Erfolg ist dein Verdienst“, stand auf einem großen Spruchband. Prey hatte Tränen in den Augen. „Das hat Alfred schon enorm bewegt“, sagte Coach Popiesch, der nach der Saison voraussichtlich nach Krefeld wechseln wird.

Prey bezeichnet die Fischtown Pinguins als Familie und nennt damit auch gleichzeitig einen wichtigen Grund für die Erfolgsstory: Bei Neuverpflichtungen schauen die Pinguins anders als die Konkurrenz selten nach Nordamerika. „Unser Kader ist europäisch geprägt. Wir haben Dänen, Norweger und Slowenen. Bei denen hat Familie und Wohlfühlfaktor einen ganz anderen Stellenwert. Das spielt eine wichtige Rolle“, erklärte er.

Prey: „Hier kennt jeder jeden“

Die Eishockey-Familie im Norden hat Prey in den vergangenen Jahren aufgebaut. Andere DEL-Teams wechseln Jahr für Jahr ein Großteil der Mannschaft und zeigen sich über die Kontinuität in Bremerhaven sichtlich verwundert. Dort spielt seit Jahren ein Gerüst um den slowenischen Top-Torjäger Jan Urbas, obwohl der Club nach eigenen Angaben über einen Mini-Etat verfügt. „Seine Kinder gehen hier zur Schule. Seine Tochter spricht perfekt Deutsch“, erklärte Prey und fragte: „Warum sollte er den Verein wechseln? Wir haben keine Legionäre. Hier kennt jeder jeden und ist Teil der Stadtgemeinde.“

Auch Prey ist eng in der Seestadt verwurzelt. „Ich bin ja fast mein halbes Leben lang hier“, sagte er. In der nächsten Saison wird er sich im Hintergrund um Sponsoren kümmern. Ex-Nationalspieler Sebastian Furchner ist bereits als Nachfolger im Amt. „Er ist zweitausend prozentig der richtige Mann und wird die Pinguins genau so weiterführen“, erklärte Prey.

Gerüchte, dass beim Gewinn der Meisterschaft der berühmteste Schnauzbart im deutschen Eishockey abrasiert wird, bestätigte Prey nicht. „Das ist ein No-Go“, betonte Prey. „Den werde ich mit meinem Leben verteidigen.“

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