Kalifornien: US-Polizeistelle postet Verbrecher mit Lego-Köpfen – zum Unmut des Spielzeugherstellers

Ein mutmaßlicher Dieb mit verzweifeltem Gesichtsausdruck oder ein verdächtig schwitzender Mann in Schwarz: Die Polizeifotos eines Reviers in Kalifornien sehen denkbar schillernd aus. Das liegt an Lego.

Es ist ein Zug, der in sozialen Medien für viel Aufmerksamkeit und Belustigung sorgt. Eine Polizeibehörde im Süden des US-Bundesstaats Kalifornien veröffentlicht Fotos von Verdächtigen auf Instagram und Co. – mit auf die Schultern retuschierten Lego-Köpfen. Seit mehr als einem Jahr postet das Revier in Murrieta die bearbeiteten Fotos von Menschen, die in Handschellen abgeführt werden oder die Hände in Abwehrhaltung erhoben haben. Vor wenigen Tagen ging einer dieser Posts viral, berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Associated Press – mit Konsequenzen für die Polizeistelle.

Fotos von Verdächtigen zu veröffentlichen ist in den Vereinigten Staaten keine Besonderheit. Diverse Behörden zelebrieren im Netz den „Mugshot Monday“ oder „Wanted Wednesdays“. Die Polizeifotos oder Zeugenaufrufe sollen nicht nur bei Ermittlungen helfen, sondern auch den Kontakt mit der Gemeinschaft stärken.STERN PAID 31_22 Stein der Weisen Lego 18.50

Lego-Köpfe: Datenschutz für Verdächtige

In einem Post begründete das Polizeirevier die kreativen Kopf-Montagen. Am 1. Januar ist in dem Bundesstaat ein Gesetz in Kraft getreten, dass die Veröffentlichung von Fahndungsfotos in sozialen Medien einschränkt. Fotos von Verdächtigen müssen diese nach spätestens 14 Tagen löschen, außer es liegen besondere Umstände vor, die Verdächtigen sind etwa flüchtig oder stellen eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Experten hatten jedoch darauf hingewiesen, dass die Veröffentlichungen dazu führen könnten, dass Verdächtige vorverurteilt werden könnten. Auch Unschuldige könnten die Bilder möglicherweise zu Unrecht verfolgen. 

Die Polizeistelle griff deshalb auf die Lego-Köpfe zurück, um Verdächtige unkenntlich zu machen. Dazu schreibt das Revier auf Instagram: „Die Polizeibehörde von Murrieta ist stolz auf ihre Transparenz gegenüber der Gemeinschaft, respektiert aber auch die Rechte und den Schutz, den das Gesetz jedem gewährt, selbst Verdächtigen“. Beispiele gefällig:

Das sorgt für Amüsement bei einigen Nutzerinnen und Nutzern: „Ich liebe das!“, kommentiert zum Beispiel jemand. „Probiert das mal mit Tiergesichtern!“, schlägt jemand anderes vor. 

Doch die Bilder finden nicht alle gut. Manche kritisieren, die Behörde würde das Recht der Verdächtigen mehr schützen als die Allgemeinheit. Die Bilder stammen jedoch überwiegend von Verdächtigen, nicht von bereits überführten Täterinnen oder Tätern.

Auch Lego freut sich nicht über die Fotomontagen. Am 19. März, kurz nachdem der Post der Behörde viral gegangen war, ging der Spielzeughersteller nach Bericht der „Associated Press“ (AP) dagegen vor. Lego bat „respektvoll“ darum, „von der Verwendung ihres geistigen Eigentums in unseren Social-Media-Inhalten abzusehen, was wir natürlich verstehen und befolgen werden“, so ein Polizei-Sprecher gegenüber AP. Lego selbst gab keine Stellungnahme dazu ab.

Nach eigenen Angaben wollte die Polizei mit den kreativen Fotos nah an der Gemeinschaft sein, um von der eigenen Arbeit zu berichten. Ein eigentlich wichtiger Schritt zu mehr Transparenz: Das Vertrauen in die Polizei ist in den USA rückläufig. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup gaben 74 Prozent der Befragten mit weißer Hautfarbe an, der Polizei zu vertrauen. 2021 waren es noch 79 Prozent. Bei Befragten mit schwarzer Hautfarbe sind die Werte deutlich schlechter. Lediglich 56 Prozent dieser Befragten vertrauen der Polizei (2021: 58 Prozess), ein Ergebnis der Polizeigewalt gegen schwarze Menschen.

Quellen: Murrieta Police Department, Associated Press, Gallup

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