Restaurantführer: Michelin vergibt Sterne: Das sind die Gewinner und Verlierer 2024

Der Guide Michelin ließ bei seiner diesjährigen Verleihung Sterne regnen. In Deutschland gibt es jetzt so viele Sterne-Restaurants wie nie zuvor. Die Ergebnisse im Überblick.

„Essen und Trinken ist wichtig, gell“, Simon Tress weiß, wovon er spricht. Der Chef vom „1950“ gilt als Vorreiter der nachhaltigen Küche und trägt seit 2020 den Grünen Stern. Er hatte die Ehre bei der diesjährigen Preisverleihng des Guide Michelin die zehn neuen Nachhaltigkeitssterne zu vergeben. Womit er nicht rechnete: Er sollte der erste an diesem Abend sein, der auch mit einem Stern ausgezeichnet wurde – und das für ihn komplett überraschend. „Mega, krass, verrückt, dass wir das mit unserem so konsequenten Konzept schaffen“, stammelte er überwältigt. Er ist in bester Gesellschaft, mit ihm wurden 31 weitere Restaurants in diesem Jahr neu auf Ein-Sterne-Niveau gehoben. 

Der Guide Michelin ist der deutschen Gastro-Szene wohlgesonnen. Insgesamt zeichnete der Restaurantführer 340 Betriebe aus – so viele wie nie zuvor. Und das, obwohl es in der Branche kriselt. In den vergangenen Monaten erlebte die Gastronomie eine regelrechte Schließungswelle, auch viele Fine-Dining-Restaurants sind betroffen. Selbst Ralf Flinkenflügel, Direktor des „Guide Michelin“ für Deutschland und die Schweiz, sagte, er sei anbetracht der Situation überrascht von dem neuen Rekord gewesen. Fine Dining mit CO2-Menü 13.13

Die Highlights der Sterne-Verleihung des Guide Michelin 

Der Youngster

Cédric Staudenmayer ist gerade einmal Mitte 20 und jetzt auch mit seinem Restaurant „Cédric“ im baden-württembergischen Weinstadt auch mit einem Michelin-Stern dekoriert. Er überzeugte die Inspektoren mit seinem modernen, regional-saisonal geprägten Menü so sehr, dass sie ihm direkt auch noch den „Young Chef Award“ verliehen.

Der Etablierte

Sven Elverfeld, Küchenchef im „Aqua“ in Wolfsburg, hat sich im Olymp der Spitzengastronomie festgesetzt. Bereits zum 16. Mal in Folge hintereinander holt er drei Sterne. Beim ersten Mal 2009 sei er erst einmal sprachlos gewesen und habe ein Glas Wasser trinken müssen, erzählte er im Vorfeld der Verleihung dem Michelin. „Der Moment [war] für mich etwas sehr Emotionales, auch weil ich für meine Entscheidung, nach Wolfsburg zu gehen, von Anfang an belächelt wurde“, sagte er. Auch die Verleihung 2024 sollte für ihn emotional werden: Er bekam zusätzlich den „Mentor Chef Award“ verliehen. 

Der neue Star

Er sorgte für die Überraschung des Abends: Edip Sigl hat sich in die Koch-Elite hochgearbeitet. Sein Restaurant „Ess:enz“ gehört nun zu den zehn Drei-Sternern im Land. Erst vor zwei Jahren hatte der Koch den zweiten Stern geholt. Die Jury urteilte: „Eine ganz großartige Leistung. Hier stechen die absolute Top-Qualität der Produkte und die ganz persönliche Stilistik von Herrn Sigl heraus.“ Er selbst sagte, er habe nicht geglaubt, dass innerhalb von drei Jahren noch mehr möglich sein könnte – „ein Traum wird wahr“.

Der Aufsteiger

Mit ihm hatten alle gerechnet: Christoph Kunz startet mit seinem „Komu“ durch und geht direkt von 0 auf 2 Sterne. Der „Falstaff“ hatte das neue Restaurant des Münchner Sternekochs, der zuvor im „Alois“ tätig war, in seinem Restaurantguide 2024 bereits als „Eröffnung des Jahres“ gefeiert. 

 Guide Michelin 2024 – FS 

Der Verlierer

Im vergangenen Jahr gehörte das Restaurant „Überfahrt“ am Tegernsee noch zu den Besten der Besten. Jahrelang war dort Christian Jürgens  Küchenchef. Nach einem Skandal im vergangenen Jahr musste Jürgens gehen. Damit musste das Restaurant auch seine drei Sterne ziehen lassen. In den regulären Betrieb will das Restaurant erst im Spätsommer wieder gehen, dann mit Cornelia Fischer als neuer Küchenchefin. Ob sie es schafft, die Sterne zurückzuholen, bleibt abzuwarten.

So ist die Sterne-Verteilung 2024

Grüne Sterne

77 Restaurants können nun einen Grünen Stern ihr Eigenen nennen – zehn mehr als 2023.

Neu dazugekommen sind:

„Reussenstein“ in Böblingen“Zwanzig23 by Lukas Jacobi“ in Düsseldorf“Hirsch“ in Ellwangen“Jacobi“ in Freiburg“Regional Friesoythe“ in Friesoythe“Traube“ in Heidelberg“Gutshof Andres“ in Kirchlauter“1804 Hirschau“ in München“Broeding“ in München“HIO“ in Pilsach

1-Michelin-Stern

Besonders viel Zuwachs gab es bei den Ein-Sterne-Restaurants. 32 sind neu dazugekommen, insgesamt sind es jetzt 280.

Neu dazugekommen sind: 

„Hilmar“ in Aerzen „YPSO“ in Andernach „Restaurant Resident Heinz Winkler“ in Aschau im Chiemgau“St. Andreas“ in Aue-Bad Schlema“hallmann & klee“ in Berlin -„Schwingshackl Esskultur“ in Bernried „St. Laurentiushof – Schockes Küche“ in Birkweiler“The First“ in Blankenhain „restaurant|271″ in Burghausen“edl.eins fine dining“ in Deggendorf „Jae“ in Düsseldorf „Zwanzig23 by Lukas Jacobi“ in Düsseldorf „Jacobi“ in Freiburg im Breisgau“Atlantic Restaurant“ in Hamburg“Petit Amour“ in Hamburg „The Lisbeth“ in Hamburg „Restaurant 1950″ in Hayingen“Le Moissonnier Bistro“ in Köln“Lech-Line“ in Landsberg am Lech“KARRisma“ in Lindau im Bodensee „MIND“ in Markt Indersdorf“Meisenheimer Hof“ in Meisenheim“Restaurant Brogsitter – Historisches Gasthaus Sanct Peter“ in Neuenahr-Ahrweiler, Bad“irori“ in Neustadt an der Weinstraße“Wonka“ in Nürnberg“Mittermeier“ in Rothenburg ob der Tauber“midi“ in Sankt Ingbert“Winzerhof Stahl“ in Simmershofen „Zur Weinsteige“ in Stuttgart „Tipken’s by Nils Henkel“ in Sylt/Keitum „Le Frankenberg“ in Weigenheim „Cédric“ in Weinstadt 

Grüner Michelin-Stern: Wer braucht das? 06.20

2-Michelin-Sterne

Drei Restaurants mehr dürfen sich in diesem Jahr mit zwei Michelin-Sternen schmücken. Insgesamt gibt es nun 50 Restaurants dieser Kategorie im Land.

 Neu dazugekommen sind:

„Pur“ in Berchtesgarden“SEO Küchenhandwerk“ in Langenargen „Komu“ in München 

3-Michelin-Sterne

Zehn Restaurants dürfen sich über drei Sterne freuen, das sind so viele wie bereits 2023. Allerdings gab es einen Wechsel. Das Restaurant „Überfahrt“ ist nicht mehr dabei, dafür ist das „Ess:enz“ von Edip Sigl aufgestiegen.

Verlorene Sterne

27 Küchen mussten einen oder mehrere Sterne abgeben. Die Gründe dafür sind unterschiedlich – entweder sie haben inzwischen geschlossen oder konnten die Qualität nicht halten.

Die Michelin-Awards

Sommelier Award

2024 geht der „Sommelier Award“ an Stéphane Gass. Er arbeitet in dem Drei-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube. Seit mehr als 30 Jahren ist er Sommelier.

Young Chef Award

Im vergangenen Jahr holte Alina Meissner einen Stern und wurde außerdem mit dem „Young Chef Award“ ausgezeichnet. In diesem Jahr übergab sie den Staffelstab an Cédric Staudenmayer vom Restaurant „Cédric“ in Weinstadt, auch er hatte kurz davor seinen ersten Michelin-Stern geholt.

Mentor Chef Award

Christian Bau schnappte sich den Award 2023, in diesem Jahr darf sich Sven Elverfeld die Auszeichnung anheften. Er gehört zu den Stammgästen bei der Michelin-Verleihung. Er sagte: „Keiner hier wäre so gut ohne sein Team. Die Stimmung im Team muss hundertprozentig stimmen, sonst klappt es nicht.“

Verwandte Beiträge