Botschaft an Putin?: Macron lässt die Muskeln spielen – und ganz Frankreich diskutiert darüber

Emmanuel Macron hat in Frankreich eine Debatte in den sozialen Medien losgetreten – mit einem martialisch wirkenden Foto. Für seinen Auftritt erntet der Präsident viel Lob – aber auch scharfe Kritik.

Zusammengepresste Zähne, angespannter Bizeps, grimmiger Blick – mit einer in schwarz-weiß gehaltenen Fotoreihe von seinem privaten Boxtraining zeigt sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in den sozialen Medien betont angriffslustig. Seine offizielle Fotografin Soazig de la Moissonnière teilte die Bilder am Dienstag.

Das unmittelbare Feedback unter dem sportlichen Beitrag fällt halb belustigt, halb befremdet aus. Schnell waren Foren und Kommentarspalten voll mit Anspielungen auf Rocky Balboa, den Boxer aus den Filmen mit Silvester Stallone.

Sendet Macron eine Botschaft an Putin?

Nicht wenige verstehen in dem Post aber auch eine kämpferische Antwort auf Wladimir Putin. Dieser inszenierte sich in den vergangenen Jahren mal als Judoka, dann als Eishockeyspieler und wohl den allermeisten bekannt oberkörperfrei auf dem Rücken eines Pferdes. 

Der französische Präsident hatte in den vergangenen Monaten den Ton gegenüber Russland deutlich verschärft. Zuletzt hatte er im Kontext des Krieges in der Ukraine gefordert, Europa dürfe nicht schwach sein. Auch das Entsenden westlicher Bodentruppen in die Ukraine hatte Macron nicht ausgeschlossen. 

Scholz Macron Kulinarik9.13

Meinungen über Emmanuel Macron gehen auseinander

Macron hatte bereits im Wahlkampf 2022 für Schlagzeilen gesorgt, als er sich mit aufgeknöpftem Hemd und haariger Brust auf einem Sofa präsentierte. Die Meinungen über diese Art der politischen Kommunikation spalten die französische Öffentlichkeit. 

Das Magazin „Femme Actuelle“ beschrieb die Fotos vom Training beispielsweise fast überschwänglich. Der Präsident würde den Boxsack „so hart schlagen, dass sein Bizeps aus dem schwarzen T-Shirt zu platzen drohe“. Die politische Opposition hatte dagegen weniger warme Worte für Macron übrig. Die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau schrieb auf X: „Was für eine Niederlage für den Progressivismus. Welch Armut einer politischen Kommunikation.“

Im Radiosender France Info sprach verglich der Historiker Éric Anceau von der Université de Lorraine Macrons Social-Media-Auftritt gar mit der Öffentlichkeitsarbeit von Wladimir Putin. Die neuen Fotos seien Teil einer „neopopulistischen Männlichkeit“, mit der sich politische Entscheidungsträger noch immer gerne schmückten.

Quellen: Guardian, Welt, X

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