21. März: Die tragische Geschichte hinter dem „Internationalen Tag gegen Rassismus“

Der Ursprung hinter dem „Internationalen Tag gegen Rassismus“: Ein Tag, der als friedlicher Protest begann und mit 69 von der Polizei erschossenen Menschen endete.

Montag, 21. März 1960, das Township Sharpeville bei Johannesburg.  

In Südafrika herrscht seit zwölf Jahren die Apartheid, ein rassistisches Gesellschaftssystem. Die Menschen werden je nach Hautfarbe in Gruppen eingeteilt, eine strikte Trennung der schwarzen und der weißen Bevölkerung. Dabei sind die Weißen mit etwa vier Millionen Menschen deutlich in der Minderheit, aber mithilfe von diskriminierenden Gesetzen unterdrücken sie die 41 Millionen Nicht-Weißen. 

An diesem Montag im März 1960 wollen tausende schwarze Menschen in Sharpeville ein Zeichen setzen. Sie gehen gemeinsam auf die Straße. Ihr Zielort: Die Polizeistation des Townships. Es soll ein friedlicher Protest mit Bedeutung werden. Der Plan der Protestierenden ist es, ohne Pass vor dem Polizeirevier zu erscheinen, um damit Widerstand gegen das herrschende Passgesetz und die weiße Regierung zu leisten.

Tausende schwarze Menschen in gingen 1960 im Township Sharpeville auf die Straße – die Demonstration endete mit einem Massaker der Sicherheitskräfte
© AP

Mit Pässen überwacht die Apartheidsregierung Südafrikas, wie lange sich die schwarze Bevölkerung in den Industrie- und Wohnanlagen der Weißen aufhalten darf. Wer ohne Pass unterwegs ist, darf verhaftet werden. Vor dem Polizeirevier ist die Demonstration, abgesehen von ein paar fliegenden Steinen, zunächst ruhig. Nachdem ein Fenster zu Bruch geht, fordert das Revier Verstärkung an. Kurze Zeit später eröffnen Polizisten das Feuer auf die Protestierenden. Von den 69 Toten werden die meisten von hinten erschossen, etwa 180 weitere Menschen werden verletzt. Das Massaker sorgt für einen Aufschrei, in Südafrika wie auch im Rest der Welt.  

Die Vereinten Nationen erklären den 21. März sechs Jahre später zum „Internationalen Tag gegen Rassismus“.

1992 wird in Südafrika das Aus für die Apartheid beschlossen. Zwei Jahre später finden die ersten freien Wahlen statt. Sie besiegeln das endgültige Ende der Apartheid dar – mit Nelson Mandela als ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika. Der Rassismus ist trotzdem nicht besiegt – weder in Südafrika noch in Deutschland. 

Antimuslimischer Rassismus

Rassismus in Deutschland

Eine Studie des Rassismus-Monitors aus dem Jahr 2022 zeigt die Realität hierzulande. Nur 35 Prozent der Befragten sind demnach noch nicht mit Rassismus in Berührung gekommen, weder direkt noch indirekt. Dagegen berichten 22 Prozent von Rassismuserfahrungen am eigenen Leibe, also fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung.

Laut der Studie gibt es ein weiteres Problem: Rassismus wird oft nur als solcher anerkannt, wenn er Schwarze oder jüdische Menschen betrifft. Dabei wird antiasiatischer, antimuslimischer, antislawischer und Rassismus gegen Sinti:zze und Rom:nja häufig nicht ernst genommen. 

Auch auf diesen Alltagsrassismus soll der „Internationalen Tag gegen Rassismus“ aufmerksam machen, in diesem Jahr unter dem Motto „Menschenrechte für alle!“.

Unter anderem riefen die Stiftung gegen Rassismus und der Deutsche Städtetag dazu auf, „Rundgänge für Demokratie und gegen den Rassismus“ durchzuführen. Viele Unternehmen und Vereine positionierten sich, zum Beispiel der 1. FC Köln und der CSD Deutschland. „Ob Apfelgrün, Lachsrosa oder Zitronengelb, wir mögen alle Farben. Nur nicht Nazibraun.“, erklärte die Tafel Deutschland auf Instagram.

Mitarbeitende einer Bäckerei in Dortmund stehen gegen Rassismus auf
© Bernd Thissen

Zu einigen Minuten Stille hat die Aktion „15vor12” in Dortmund aufgerufen. Beschäftigte in mehreren Betreiben haben am Mittag für einige Minuten innegehalten. Die Tagschicht eines Bäckereibetriebs kam zum Beispiel mit 50 bis 60 Menschen verschiedener Nationalitäten für 15 Minuten an das Werktor, um mit einer Fotoaktion ein Zeichen für gutes Miteinander und Zusammenhalt zu setzen, wie ein Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) schilderte. 

Ein deutliches Signal – 64 Jahre nach dem Massaker in dem Township bei Johannesburg. 

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