Studienteilnehmer gesucht: Das RKI verschickt Fünf-Euro-Scheine per Post – was dahinter steckt

Das Robert-Koch-Institut (RKI) verschickt derzeit Einladungen für eine Umfrage zum Gesundheitszustand der Deutschen. Mit im Brief: ein Fünf-Euro-Schein, der zu Teilnahme bewegen soll. Der Bund der Steuerzahler spricht von Steuerverschwendung.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) verschickt derzeit Einladungen zu einer umfassenden Umfrage zur allgemeinen Gesundheit der Bevölkerung. 180.000 Briefe wurden und werden dafür versandt. Doch auch wer kein Interesse hat, daran teilzunehmen, sollte die Zuschrift nicht sofort entsorgen. Um möglichst viele Probanden für die Studie zu gewinnen, hat das Institut eine kleine „Überzeugungshilfe“ mitgeschickt – einen Fünf-Euro-Schein. Der kleine Ovulus soll zur Teilnahme motivieren, der Bund der Steuerzahler zeigte sich empört und sprach von Steuerverschwendung.

RKI verschickt Studien-Einladung zusammen mit fünf Euro – besonders junge Leute sollen angesprochen werden

Auch wenn die Art der Studieneinladung vielleicht skurril wirkt, sie hat einen ernsten Hintergrund. Derzeit gibt es keine vergleichbare Erhebung zur öffentlichen Gesundheit. Gesundheitsminister Karl Lauterbach nannte es gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ einen „gesundheitspolitischen Skandal, dass wir aktuell keine repräsentative Übersicht darüber haben, wie gesund die Bevölkerung eigentlich ist.“ STERN PAID Situation Krankenhäuser Omikron 14.40

Derzeit wisse man nicht, wie viele Deutsche eine Behinderungen hätten, psychisch krank seien oder täglich Schmerzen hätten, so Lauterbach. RKI-Präsident Lars Schaade erklärte: „Das Panel ist ein wichtiges Instrument, um die Gesundheit der Menschen im Land zu verbessern.“ 

Und das gilt auch und insbesondere für die jüngere Bevölkerung. Das RKI hofft, auch durch die mitgeschickten fünf Euro 30.000 Menschen ab 16 Jahren dazu motivieren zu können, an der Studie teilzunehmen. Weitere 70.000 erhoffen sich die Wissenschaftler über freiwillige Teilnahmen. 

Besonderes Augenmerk auf physische, psychische und coronabedingte Erkrankungen

Im Mittelpunkt der Befragung steht ein Block aus Fragen Erkrankungen wie Depression und Angststörungen, zum allgemeinen Wohlbefinden, Lebensqualität und zu chronischem Stress. Auch die Verbreitung des Post-Covid-Syndroms soll untersucht werden. Zudem wird abgefragt, welches Geschlecht der Teilnehmer oder die Teilnehmerin hat und welche soziodemografischen Indikatoren zutreffen. Also zum Beispiel der Migrationsstatus und das Einkommen. Ziel sei es, ein Bild zu bekommen, welche Bevölkerungsgruppen besonderen Unterstützungsbedarf haben. 

Zukünftig soll eine solche Studie alle zwei Jahre durchgeführt werden, um Entwicklungen in der öffentlichen Gesundheit wahrzunehmen und darauf reagieren zu können. 

Kritik vom Bund der Steuerzahler

So sinnvoll der Grund der Erhebung auch ist, so kritikwürdig ist ihre Umsetzung, findet der Bund der Steuerzahler. 180.000 Fünf-Euro-Briefe sollen laut RKI verschickt werden, macht 900.000 Euro nur für diese Anwerbung von Studienteilnehmern. Dass die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie vergütet oder zumindest finanziell entschädigt wird, ist nichts Ungewöhnliches. In diesem aktuellen Fall, geht das RKI aber das Risiko ein, Geld an ausgewählte Personen zu schicken, ohne dass sie auch tatsächlich an der Studie teilnehmen. Luftqualität in Deutschland – beste und schlechteste Orte 17.00

Der Präsident des Bunds der Steuerzahler, Reiner Holznagel, erklärte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Offenbar geben hier alle Steuerzahler Geld für einen ausgesuchten Personenkreis aus.“ Weil öffentliche Mittel fließen, müsse es „detaillierte Erklärungen“ geben. Solange diese nicht vorliegen, sollte die Umfrage gestoppt werden, meint Holznagel.

Quellen: t-online.de, RND.de, Pressemitteilung RKI

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