Sensationsfund: Im alten Iran trugen wohl nicht nur Frauen Lippenstift auf

Schon vor 4000 Jahren schminkten sich die Menschen. Im Iran haben Archäologen ein kleines Fläschchen mit einer tiefroten Substanz gefunden, mit der die Lippen angemalt wurden. Doch der Fund wurde lange nicht beachtet-.

Parfüm und Cremes aus der Römerzeit wurden schon häufig gefunden und können sogar wieder neu angemischt werden. Doch im Iran fand man einen weit früheren Schönheits-Helfer. 4000 Jahre alt ist ein kleines Fläschchen aus Stein. Es ist das älteste Beispiel eines Lippenstifts. Der größte Teil des enthaltenen Gemischs sind Mineralien, die eine tiefrote Färbung erzeugen, dazu kommen wachsartige organische Substanzen, die das Pulver binden.

„Sowohl die Intensität der roten Farbmineralien als auch die wachsartigen Substanzen sind überraschenderweise vollständig mit Rezepturen für zeitgenössische Lippenstifte kompatibel“, heißt es in der Studie, die in „Scientific Reports“ erschien.

Nofretete 17Uhr

Lippenstift ohne Blei

Die Forscher gehen davon aus, dass die Phiole von den Marḫaši stammt, eine mächtige Zivilisation, die das Gebiet des heutigen Ostiran beherrschte. Das Fläschchen wurde auf einen Zeitpunkt zwischen 1936 und 1687 v. Chr. datiert, was „keineswegs überraschend ist, wenn man die langjährige, bekannte technische und ästhetische Tradition in der Kosmetik im alten Iran bedenkt.“ Die Phiole konnte man bequem mit einem Kupfer- oder Bronzespiegel in einer Hand halten, „wobei die andere Hand frei blieb, um einen Pinsel oder einen anderen Applikator zu verwenden“. So wird es auch auf einem ägyptischen Papyrus dargestellt, er zeigt eine junge Frau, die ihre Lippen bemalt und dabei so eine Phiole in der Hand hält.

Mumien Balsam 10.53

CNN sagte der Hauptautor der Studie, Massimo Vidale, dass man natürlich nicht exakt feststellen könne, was man damals mit der roten, haftenden Substanz gemacht habe. Es sei denkbar, dass sie auch als Wangenrouge verwendet wurde. Doch die homogene, tiefrote Farbe, die verwendeten Substanzen und die Form des Fläschchens deuten darauf hin, „dass es auf den Lippen verwendet wurde“.

Es ist nicht der erste Fund von Kosmetika aus dieser Zivilisation. Auffällig ist das fast vollständige Fehlen von bleihaltigen Verbindungen, die man sonst in Schönheitspräparaten findet. Auch ein Hinweis für die Verwendung als Lippenstift. Am Mund wollte man den Kontakt zu dem giftigen Blei vermeiden.

Der Maix aus Mineralien erzeugt ein tiefes Rot.
© Massimo Vidale

Kosmetika von der Forschung übersehen 

Der kleine Behälter tauchte im Jahr 2001 auf, als ein Fluss mehrere antike Friedhöfe im Südosten des Iran überschwemmte und Gegenstände aus den Bestattungen an die Oberfläche kamen. Später wurde es im Archäologischen Museum von Jiroft untergebracht.

Vidale klagte gegenüber dem „Smithsonian“, dass Kosmetika oft übersehen würden, obwohl es verbreitete Handelsgüter waren. „Dass dieser Industrie aus der Bronzezeit kaum Beachtung geschenkt wird, ist meines Erachtens darauf zurückzuführen, dass sie als zweitrangige ‚Frauensache‘ betrachtet wurde.“ Wobei man annimmt, dass damals auch Männer Make-up auftrugen.

Quellen:Scientific Reports ArtnetSmithsonian CNN

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