Ein Video von Prinz William und Prinzessin Kate beim Bauernshop sollte die Gemüter besorgter Fans eigentlich beruhigen. Doch die Spekulationen um die Prinzessin gehen weiter – auch befeuert von der US-Presse.
Wo ist Prinzessin Kate? Eigentlich schien diese Frage am vergangenen Wochenende geklärt. Noch am Sonntag berichteten britische Medien, William und Kate seien beim Einkaufen in einem lokalen Bauernshop in Windsor gesehen worden. Einen Tag später folgte dann der vermeintliche Beweis. Die „Sun“ und das US-Portal „TMZ“ veröffentlichten ein Video der Royals, aufgenommen von einem anderen Kunden des Geschäfts. Fröhlich und vergnügt schlendern die beiden am Parkplatz des Hofladen entlang, Kate trägt sogar eine Tüte und sieht gesund aus. Alles also in Butter? Nicht ganz.
Denn es dauerte nicht lange, bis die ersten Zweifel zum Video im Netz aufkamen. Befeuert werden die unter anderem von „TMZ“ – ausgerechnet dem Portal, das das Video ursprünglich verbreitet hatte. Denn die Zuständigen in der dortigen Redaktion sind mittlerweile nicht mehr sicher, dass es sich bei Kate im Video tatsächlich um die echte Prinzessin handelt. So argumentiert ein Mitarbeiter aus der Fotoabteilung von „TMZ“, dass sowohl Kates Kieferpartie anders aussähe als auch die Körpergröße nicht ganz stimme.
Video von Prinzessin Kate und Prinz William: US-Medium nährt Zweifel
Zweifel nähren aktuell außerdem amerikanische Nutzer im Netz und die US-Presse. So schrieb Moderator Andy Cohen auf X, vormals Twitter nur: „That ain’t Kate …“. Und Cohen ist nicht der einzige, für den das Bauernshop-Video der Royals zur Mondlandung des 21. Jahrhunderts wird. In unzähligen Beiträgen im Netz wird jede Sekunde des kurzen Clips seziert, jeder Pixel steht aktuell zur Debatte. Die Tatsache, dass so viele Theorien gerade von der anderen Seite des großen Teichs kommen, ist dabei nicht verwunderlich.
Denn die britische Presse und die Royals haben eine einzigartige Beziehung, die vom Geben und Nehmen profitiert. Insbesondere Prinz William hat über die Jahre viel investiert, damit die Medien ihn und seine Familie respektieren und sich die Geschichte seiner Mutter eben nicht wiederholt. Er weiß so gut wie kaum jemand sonst, wie das Spiel abläuft. Was er geben muss, damit die Presse ihn im Umkehrschluss in Ruhe lässt. Den US-Medien sind solche Absprachen jedoch gleich. Und dann beging ausgerechnet William einen großen Fehler.
Alles änderte sich am 27. Februar, also vor knapp einem Monat, als Prinz William seine Teilnahme an der Trauerfeier seines Patenonkels aus „persönlichen Gründen“ kurzfristig absagte. Waren Verschwörungstheorien um Kates Verbleib vorher nur in abgelegenen Ecken des Internets zu finden und kaum ernst zu nehmen, sorgte Williams Absage für die Kehrtwende. Einzig „persönliche Gründe“ anzugeben, wenn die Königsfamilie gerade die größte Krise seit Jahren durchmacht, war fast schon fahrlässig. Williams unzulängliche Erklärung öffnete die Türen für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Erstmals griffen vor allem US-Medien die abstrusen Gerüchte auf. Und sogar die englische Presse gab sich mit der Erklärung des Thronfolgers nicht zufrieden und hakte nach.
Hobby-Detektive auf TikTok
Was hinzukommt, ist Social Media. Denn vor allem auf TikTok lassen sich unzählige Videos finden, in denen Hobby-Detektive sich auf die Spur der Prinzessin begeben. Auffällig: Viele der Nutzer, die aus dem royalen PR-Chaos eine True-Crime-Story machen, sind Amerikaner. Denn die verstehen die britische Zurückhaltung nicht. Auch die amerikanische PR-Expertin Molly McPherson hat bereits mehrere Videos auf der Plattform veröffentlicht, in denen sie unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit des Palastes unter die Lupe nimmt. Er habe die Kontrolle über die Berichterstattung verloren, argumentiert die Expertin und macht deutlich, dass besonders in den USA das Verständnis für die Kommunikationsstrategie der Royals fehle.
Mittlerweile scheint die Welle aus Zweifeln aber auch nach England übergeschwappt zu sein. So schrieb BBC-Sportreporterin Sonja McLaughlan auf X, es sei „offensichtlich nicht Kate“, die man in dem Hof-Video sehen könne. „Ich bin keine Verschwörungstheoretikerin, aber das ist alles sehr merkwürdig“, so McLaughlan. Eine bemerkenswerte Aussage, die McLaughlan gerade viel Kritik einheimst.
Aber warum ebbt das Interesse an „Kate-Gate“ nicht ab? Gegenüber AP (Associated Press) erklärt Anna Whitelock, Professorin für Geschichte der Monarchie an der City University in London, das Phänomen. „Die Macht und Legitimität der Monarchie beruht auf ihrer Sichtbarkeit. Sichtbarkeit ist der ‚Vertrag‘ zwischen einem Monarchen und seinem Volk“, so Whitelock. Die verstorbene Queen sei sich dessen bewusst gewesen. Sie müsse gesehen werden, damit man ihr glaube, sagte sie einst. Simeon Yates, Professor für digitale Kultur an der Universität Liverpool, erklärte AP außerdem, es gäbe aktuell eine „Informationslücke“, die von den Menschen gefüllt würde. Gerade auf TikTok und Co. findet man genug Stoff, um das Vakuum, das der Palast hinterlassen hat, mit den spannendsten Geschichten zu stopfen. „Es ist ein ziemlicher emotionaler Nervenkitzel, wenn man denkt: ‚Ich weiß, dass da ein Geheimnis vor sich geht'“, erklärt Yates.
Am besten könnte der Kensington Palast selbst die Lücke füllen, indem er ein Video der Prinzessin veröffentlicht, das sie klar und deutlich zeigt. Ganz abwegig wäre dieser Schritt ohnehin nicht, immerhin veröffentlichte auch König Charles III. nach seiner Krebsdiagnose Bewegtbilder von sich, auf denen er Briefe seines Volkes durchblättert. Der Kensington Palast müsste sich allerdings erst eingestehen, dass die bisherige PR-Strategie – die Bitte nach Respekt der Privatsphäre – gescheitert ist.
Quellen: „TMZ“ / „AP“ / TikTok / X
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