„Art zu verhandeln“: Wer nicht zahlt, wird nicht beschützt? Trump rudert bei Nato-Aussage zurück

Donald Trump zählt zu den größten Nato-Kritikern. Kürzlich hatte er gedroht, Partner des Bündnisses hängen zu lassen. Jetzt schlägt der Republikaner mildere Töne an.

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, dass die USA im Falle seines Wiedereinzugs ins Weiße Haus nicht aus der Nato austreten würden, solange Europa seinen Beitrag für das Militärbündnis leiste. Der Republikaner war in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit dem rechtsgerichteten britischen Sender GB News von Moderator und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage nach seiner Haltung zu dem Verteidigungsbündnis befragt worden. Darin bezeichnete er seine Nato-Aussage als bloße Verhandlungstaktik. „Was ich sage, ist eine Art zu verhandeln“, erklärte der Rechtspopulist am Dienstag dem britischen Sender GB News. „Warum sollten wir diese Länder beschützen, die eine Menge Geld haben, während die USA das meiste für die Nato bezahlen?“

Farage wollte wissen, ob Amerika in der Nato bleibe, wenn die anderen Mitgliedstaaten „fair spielten“. Trump antwortete: „Ja. 100 Prozent.“ Die europäischen Länder dürften die amerikanische Unterstützung jedoch nicht ausnutzen, sagte Trump. „Die Vereinigten Staaten sollten ihren gerechten Anteil zahlen, nicht den aller anderen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass die Nato wichtiger für Europa sei als für die USA, denn es liege „ein schöner, großer, herrlicher Ozean“ zwischen den USA und „einigen Problemen“ in Europa.STERN PAID 08_24 Strack-Zimmermann11.53

Im Interview mit GB News wiederholte Trump, dass er in der Lage sei, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verhandeln. „Ich kam großartig mit Putin zurecht“, sagte er. Dies sei eine gute, keine schlechte Sache.

Donald Trump stellte Nato wiederholt in Frage

Erst im Februar sorgte der republikanische Präsidentschaftsbewerber mit einer Äußerung zur Nato bei einer Wahlkampfveranstaltung für Aufregung. Er sagte, er würde Nato-Partnern, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkämen, keinen Schutz vor Russland gewähren. Er würde dann Russland sogar ermutigen, mit ihnen zu tun, „was immer sie wollen“. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg reagierte darauf deutlich: „Jede Andeutung, dass die Verbündeten sich nicht gegenseitig verteidigen werden, untergräbt unsere gesamte Sicherheit, einschließlich der der USA, und erhöht das Risiko für amerikanische und europäische Soldaten.“

Trump ist ein ausgewiesener Kritiker der Nato. In seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 drohte Trump immer wieder offen mit einem Rückzug der USA aus dem Bündnis. Er kritisierte seine Mitglieder scharf dafür, das Ziel bei den Verteidigungsausgaben nicht zu erfüllen. Wie nie jemand zuvor weckte er Zweifel daran, ob das 1949 gegründete transatlantische Verteidigungsbündnis eine Zukunft hat. So stellte er beispielsweise immer wieder infrage, ob die USA im Ernstfall ihrer Verpflichtung zum militärischen Beistand nachkommen würden.Angst vor Donald Trump auf Nato-Gipfel 1920

Was passiert nach der Trump-Wiederwahl?

In diesem Jahr halten 18 der 31 Verbündeten die sogenannte Nato-Quote ein und geben mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung aus. Mit rund 2,1 Prozent ist Deutschland nach Angaben von Diplomaten in Brüssel erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges dabei.

Für den Fall eines Wahlsieges von Trump sorgen sich die Verbündeten nicht nur um die Zukunft der Nato, sondern auch um die Unterstützung der USA für die Ukraine. Der Republikaner brüstet sich damit, den Ukraine-Krieg an seinem ersten Tag im Amt beenden zu können.

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