Elektromobilität: VW verspricht Elektroauto für 20.000 Euro – doch der Plan hat einen Haken

Günstige Elektroautos kommen – aber nicht allzu bald. Volkswagen ist nach eigenen Angaben mit der Entwicklung eines e-Up-Nachfolgers „weit fortgeschritten“, aber der Weg ist noch lang.

Der VW-Konzern plant den Verkauf eines Elektroautos für 20.000 Euro – ein wichtiges Preislimit für viele Kunden. Auf der Jahrespressekonferenz der sogenannten Volumengruppe des Konzerns versprach Markenchef Thomas Schäfer, dass das Fahrzeug mit dem Arbeitstitel ID.1 für 2027 geplant sei. Das neue Modell soll die ID-Modellreihe preislich nach unten abrunden und dem ID.2all folgen, der für 2026 geplant ist und unter 25.000 Euro liegen soll. Zur Erinnerung: Bis zum ID.1 wären es damit noch mehr als drei Jahre, in denen diesbezüglich viel passieren kann.

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Schäfer sagte, dass man bei der Entwicklung „schon mittendrin“ sei und wisse, „wie das Auto aussehen muss“, zitiert unter anderem die DPA. Entwicklungschef Kai Grünitz fügte hinzu: „Mit Blick auf die Nutzung des Autos wird der ID.1 dem Up sehr ähnlich sein. Vom Aussehen her gibt es nicht so viele Möglichkeiten, ein kleines Fahrzeug für die Stadt zu entwerfen.“

Kleine Elektroautos stellen Hersteller vor große Probleme

Der VW-Konzern arbeitet derzeit noch an Lösungen, das Projekt auf wirtschaftlich gesunde Beine zu stellen. Denn das sei „extrem herausfordernd“, gab Schäfer zu verstehen. Je günstiger ein Modell, desto höher müsste die Stückzahl ausfallen, so die Erklärung. Das hänge, so Volkswagen, mit den hohen Batteriekosten zusammen. Es heißt, Volkswagen prüfe unter anderem die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern, um durch gemeinsame Projekte eventuell günstigere Preise erzielen zu können.

Volkswagen hält damit am elektrischen Kurs des Konzerns fest, an dem andere Hersteller sich – auch aufgrund eines Rückgangs der Nachfrage – vermehrt schwertun. Mittelfristig sollen auch die Modelle Golf, Tiguan und T-Roc „in die elektrische Zukunft“ gebracht werden, hieß es. 

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Die Tatsache, dass auch einer der größten Autohersteller der Welt sehr lange braucht, um günstige Elektroautos auf den Markt zu bringen, zeigt ein generelles Problem der Branche. Durch die viele Technik, die für den Bau neuer Fahrzeuge vorgeschrieben ist und für die Produktion von Elektroautos benötigt wird, steigen die Preise unaufhörlich. 

Tesla, Smart und Co. haben offenbar das gleiche Problem

Auch Tesla spricht seit geraumer Zeit davon, einen günstigen Kleinwagen anbieten zu wollen. Das oft als Model 2 bezeichnete Auto solle sogar in Berlin gebaut werden, teilte Elon Musk bei einem Besuch am Standort kürzlich mit. Was fehlt? Bis dato bleibt Tesla konkrete Pläne und einen Produktionsstart schuldig – auch für Musk scheint ein solches Fahrzeug eine große Herausforderung zu sein.

Im Gespräch mit dem stern erlärte auch Smart Deutschland-Chef Wolfgang Ufer, dass man selbstverständlich plane, die Preise für Elektroautos zu senken, derzeit aber nichts tun könne. Auf die Frage, wie man Kunden die generell hohen Preise für elektrische Neufahrzeuge vermitteln wolle, antwortete er: „Die enorme Menge moderner Technik und unser Anspruch, dass die Autos auch eine bestimmte Reichweite bieten sollen, kann man derzeit nicht günstiger verpacken. Natürlich sind noch günstigere Elektroautos unser Ziel – aber nicht jetzt.“

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Einen deutlichen Dämpfer verpasste dem Markt offenbar ausgerechnet die Bundesregierung, die mit der Umweltprämie lange für einen Kaufanreiz sorgte und die finanzielle Unterstützung beinahe fristlos beendete. Das, so Ufer, habe bei den Kunden für eine große Unsicherheit gesorgt und hatte zumindest kurzfristig „eine enorme Zurückhaltung“ zur Folge.

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