Unter der Gürtellinie: Fünf Dinge, die Frauen im Umgang mit ihrer Vagina falsch machen

Vaginalpilze und Blasenentzündungen sind äußerst unangenehm. Dabei ließen sich viele Infekte vermeiden – wenn Frauen besser über ihre Intimzone Bescheid wüssten.

Vulva und Vagina sind Diven und fordern besondere Aufmerksamkeit. Bekommen sie diese nicht, kann das schnell unangenehme Folgen haben – Vaginalpilze und Blasenentzündungen sind nur zwei davon. Viel Jucken und Brennen könnten sich Frauen ersparen, wüssten sie ein bisschen besser mit ihrer Intimzone umzugehen – angefangen beim richtigen Waschen. Was in Schlüpfern und Bett oft schiefläuft, weiß Ärztin Susan Zeun. Sie hat mit „Die Schlüpferakademie“ ein ganzes Buch vorgelegt, das sich mit dem beschäftigt, was unter der Gürtellinie läuft – oder besser: falsch läuft. Fünf Tipps von ihr, auf die Frauen achten sollten.

Fünf Dinge, die Frauen im Umgang mit ihrer Intimzone falsch machen

Falsches Waschen
Die richtige Intimhygiene ist nicht so einfach – zu wenig waschen ist nicht gut, zu viel aber auch nicht. Beides sorgt dafür, dass die Vaginalflora aus der Balance kommt und damit zur optimalen Grundlage für Infektionen von Genitalien und Harnwegen. Zur Reinigung sollte keine Seife verwendet werden, auch (Schaum-)Bäder sind problematisch. Seife greift den Säureschutz von Vulva und Vagina an, außerdem mögen Vaginalpilze feuchte Wärme. Auch enge Kleidung, synthetische Stoffe, Slipeinlagen oder Nylonstrümpfe könnten laut Zeun für einen „Wärme- und Feuchtigkeitsstau im Genitalmilieu“ führen und damit ein gutes Klima für unliebsame Gäste schaffen.

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Intimpilze mit Joghurttampons bekämpfen
Ja, es gibt Frauen, die Tampons in Joghurt tunken und diese einführen, um Intimpilze zu bekämpfen. Die darin enthaltenen Lactobazillen sollen, so die Idee, Milchsäure gegen den Pilz produzieren und damit die in der Intimzone natürlich lebenden Lactobazillen unterstützen. Das Problem: Die üblichen Lactobazillen aus dem Joghurt haben mit denen der Intimzone nichts gemein, die Zufuhr sei daher überflüssig. Ärztin Susan Zeun rät sowieso davon ab, Tampons außerhalb der Periode zu nutzen. Da diese, wenn sie kein Blut saugen können, Vaginalflüssigkeit saugen, kann das sogar kontraproduktiv sein: „Einerseits kommen hilfreiche Immunzellen nicht dahin, wo sie dringend gebraucht werden, andererseits werden Keime festgehalten, die da eigent­lich wegsollten.“

Zu viel trinken bei Blasenentzündungen
Zu viel trinken bei Blaseninfekten geht nicht? Oh, doch. Zeichnet sich ein Blaseninfekt ab, ist es gut, die Trinkmenge zu steigern, denn dadurch werden die Keime herausgespült. Übertreiben sollte man es laut Zeun aber auch nicht: „Ständige Toilettengänge reizen die Harnröh­re. Miniverletzungen durch Verwendung von Toilettenpapier können zur Unterhaltung der Infektionen beitragen.“ Zwei bis drei Liter seien vollkommen ausreichend. 

Wechselnder Sexpartner
Mit einem neuen Partner können auch Blasenentzündungen und Intiminfekte zunehmen. Gestritten wird noch darüber, warum das so ist. Liegt es daran, dass mit einem neuen Partner mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Sex-Frequenz zunimmt? Beim Sex entstehe eine Gemengelage, die Entzündungsreaktionen begünstige, so die Expertin. Es verändert sich beim Sex unter anderem der pH-Wert der Vagina, außerdem können durch die Reibung beim Sex kleine Verletzungen entstehen. Eine andere These ist, dass es das Mikrobiom des neuen Partners ist, das dafür sorgt, dass es zu Infektionen kommt, da sich das eigene Immunsystem erst an dieses gewöhnen muss.

„Die Schlüpferakademie. Alles über Infektionen in der Intimzone – von Blasenentzündung bis Vaginalpilz“ von Dr. Susan Zeun erscheint am 12 März im Dumont Verlag, 224 Seiten, 18 Euro.

Das Problem mit den Menstruationsprodukten
Die Aufgabe von Periodenprodukten ist es, Blut aufzunehmen – ob nun in der Menstruationstasse, dem Tampon oder der Binde. Viele Produkte seien nach wie vor so konzipiert, dass das Blut möglichst schnell vom Körper weggeleitet und eingeschlossen werde. Wird dabei Plastik eingesetzt, beispielsweise für den Auslaufschutz, erschwere das den Mikroorganismen in der Intimzone die Arbeit. „Für die Mehrzahl der aeroben Intimzonenmikroorganismen, also die­jenigen, die Luft benötigen, ist das, als ob sie sich eine Plastiktüte über den Kopf stülpen und versuchen, dadurch Luft zu bekommen“, so die Expertin. Slipeinlagen, die nicht atmungsaktiv sind, können außerdem dafür sorgen, dass der Genitalbereich erhitzt – optimales Klima für Vaginalpilze. Tampons müssen alle vier bis acht Stunden gewechselt werden. Grund dafür ist die bakterielle Besiedlung, außerdem seien Tampons mikrobiologisch „eine Spielwiese, leider nicht ausschließlich für nützliche Mikroorganismen“. Außerhalb der Menstruation und auch an sehr schwachen Tagen sollten Tampons Tabu sein. Ist der Blutfluss zu schwach, saugt der Tampon zu viel andere Flüssigkeit ein – auch die wichtigen Lactobazillen.

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