„Wie im Wilden Westen“: Olivenöl steigt zum beliebtesten Diebesgut auf – warum Langfinger plötzlich so aufs flüssige Gold abfahren

Olivenöl wird immer beliebter, sogar bei Dieben– statt auf Kunstwerke und Juwelen setzen sie aufs Gold in Flaschen. Das Öl wird zum Luxusgut, auch in Deutschland. 

Diebe sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Vincenzo Peruggia schaffte es einst meisterhaft, die Mona Lisa aus dem Louvre zu stibitzen, heutzutage gehen Diebe einfach in den Supermarkt. Der Schatz, der sie lockt: flüssiges Gold. Und das klingt weit spektakulärer, als es ist. Wie die „Financial Times“ berichtet, hat sich Olivenöl in Teilen Spaniens zum begehrtesten Diebesgut gemausert. Es ist gar von einem Bandenring die Rede, der gezielt die Supermärkte leer räumt.

Aus der mediterranen Küche ist das Olivenöl nicht wegzudenken. Und auch im Rest der Welt wird das Öl immer beliebter. Es gilt aufgrund der in ihm enthaltenen Fettsäuren als besonders gesund. Das Problem: im Olivenölbusiness kriselt es. Die Produzenten können der Nachfrage nicht mehr gerecht werden. Seit Jahren kämpfen die Landwirte mit extremen Wetterbedingungen, zudem macht ihnen das Bakterium Xylella fastidos zu schaffen.Bankräuber waren gestern. Warum immer mehr Diebe lieber in Sternerestaurants einbrechen 17.05

Die Olivenölpreise steigen und steigen

Die Folge wird im Supermarkt immer sichtbarer. Die Auswahl wird geringer, die Preise steigen. In Deutschland ging der Preis fürs Olivenöl laut „Lebensmittel Zeitung“ in den vergangenen Jahren um rund 60 Prozent nach oben. Auch in Spanien klettern die Preise. Während der Liter Olivenöl dort früher für gut 5 Euro über die Theke ging, müssen Verbraucher inzwischen bis zu 14 Euro hinblättern. Eine Menge Holz für ein Grundnahrungsmittel, das in dem Land nicht nur massig verkocht, sondern auch hergestellt wird. Spanien ist neben Griechenland und Italien Hauptproduzent des Öls.

Das weckt kriminelle Begehrlichkeiten. Berichtet wird, dass inzwischen kein Produkt in den bevölkerungsreichsten Regionen Spaniens öfter geklaut wird als Olivenöl. Damit habe das „flüssige Gold“ sogar die sonst bei Langfingern beliebten Produkte Alkohol und Ibérico-Schinken überholt, meldet die „Financial Times“.

Experten gehen davon aus, dass es sich dabei allerdings nicht um Gelegenheitsdiebstähle handelt, sie vermuten, dass organisiertes Verbrechen dahintersteckt. So soll ein Bandenring das Geschäft mit dem Olivenöl für sich entdeckt haben. Demnach plündern die Diebe die Supermärkte, um das Diebesgut später verdünnt oder mit anderen Ölen gepanscht auf dem Schwarzmarkt für horrende Preise anzubieten – weltweit.Öl 17.02

Olivenöl-Landwirte erleben „Wilden Westen“

Es ist nicht abzusehen, dass die Olivenöl-Knappheit bald ein Ende hat. Im Gegenteil. Weltweit ist die Produktion eingebrochen. Es wird damit gerechnet, dass 2024 weltweit etwa 18 Prozent weniger Olivenöl hergestellt wird als im vergangenen Jahr. Aufgrund der extremen Hitze wird außerdem erwartet, dass es auch zu einem Qualitätsabfall kommen wird.

Die Jagd aufs Öl hat gerade erst begonnen, nicht nur in den Supermärkten. Es wird bereits von Fällen in Griechenland und Italien berichtet, in denen Diebe in Nacht- und-Nebel-Aktionen nicht gewartet haben, bis das Öl in der Flasche war. Sie haben ganz dreist einfach den kompletten Olivenhain abgeerntet. „Es ist wie im Wilden Westen“, zitiert „The Telegraph“ Gennaro Sicolo. Er ist Präsident des Agrarkonsortiums Apulien. Er sagt: „Was die Landwirte und vor allem die Olivenbauern jetzt erleben, ist inakzeptabel“.

Quellen:Financial Times, The Telegraph, Lebensmittel Zeitung

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