Manipuliertes Foto: Kate und ihre Vorgänger: Auch andere Royals manipulierten ihre Fotos

Prinzessin Kate mag ihr Muttertagsbild stümperhaft bearbeitet haben. Doch neu ist das Phänomen der royalen Retusche keineswegs: Im britischen Königshaus wurden schon seit über 150 Jahren Portraitfotos nachträglich schön gemacht – und manche längst nicht so zaghaft wie das aktuelle.

Mit dem auf den ersten Blick idyllischen Familienporträt der Prinzessin umringt von ihren drei Kindern, von Prinz William persönlich aus Anlass des britischen Muttertages am Sonntag geschossen, wollte die Pressestelle des Kensington Palastes ganz offensichtlich die seit Wochen heftig brodelnde Gerüchteküche rund um Kates Gesundheitszustand zum Schweigen bringen. Doch die Aktion ging bekanntermaßen nach hinten los. 

Kate musste sich entschuldigen

Noch am selben Abend wurde das Bild von einigen der weltweit führenden Bildagenturen aus dem Verkauf genommen, weil sie zu der Erkenntnis gekommen waren, es sei „manipuliert“ – also nach deren Standards zu sehr retuschiert – worden. Royale Fans mit Adleraugen hatten diverse optische Ungereimtheiten auf der Aufnahme entdeckt, bei Kleidung und Körperhaltung von George, Charlotte und Louis und auch bei Kate selbst, an den Händen, Haaren und am Reißverschluss ihrer Jacke. Eine britische Zeitung mutmaßte gar, Kates Gesicht sei auf dem Foto ausgetauscht worden. Und dann fehlte auch noch der weltbekannte Saphir-Verlobungsring an der linken Hand der Prinzessin, das setzte dem ganzen quasi die Krone auf. 

Schließlich sah die begeisterte Amateurfotografin Kate sich gezwungen, über den Social Media-Account auf „X“ (vormals Twitter) am Montag eine Entschuldigung zu veröffentlichen, in der es hieß, Ihre stümperhaften digitalen Bildbearbeitungsversuche seien Schuld an der ganzen Aufregung. Doch beruhigt hat sich die öffentliche Meinung auch danach nicht wirklich, es ist mittlerweile sogar von einem massiven Vertrauensverlust die Rede: Das Königshaus habe sich seinen Untertanen gegenüber unglaubwürdig gemacht mit der Herausgabe eines royalen Familienporträts, an dem herumgedoktert worden sei.

Bildbearbeitung bei den Windsors kein Einzelfall

Nun ist es im Fall „KatePhotoGate“ zwar das erste Mal, dass Bildagenturen ein offizielles, vom Palast herausgegebenes Foto zurückgerufen haben, aber das Manipulieren königlicher Bilder an sich ist überhaupt nichts Neues. Rätsel um Prinzessin Kate 18.38

Schon die Weihnachtskarte der Familie Wales im letzten Dezember gab einige Rätsel auf, unter anderem wegen eines angeblich fehlenden Fingers bei Prinz Louis, und auch eine Aufnahme des Herzogspaares Sussex unter einem Baum im Garten ihres Hauses in Montecito war offensichtlich nachbearbeitet (was der Fotograf später zugab). Und selbst eine Gruppenaufnahme der verstorbenen Queen mit ihren im Salon in Balmoral versammelten Enkel- und Urenkelkindern aus dem Sommer 2022 stand unter Verdacht, dass ein paar Kindergesichter ausgetauscht worden sein könnten, weil alle gleichzeitig derart fröhlich-perfekt in die Kamera strahlten.

Royale Bilder schaffen Nähe zum Volk

Doch was vielleicht überraschen mag: Umfangreiche Bildbearbeitung königlicher Aufnahmen ist kein Phänomen nur des 21. Jahrhunderts. Das gab es schon viel früher, nämlich praktisch seit Erfindung der Fotografie. Schon im 19. Jahrhundert, als die Mehrzahl der europäischen Staaten noch von gekrönten Häuptern regiert wurde, trug zum Erfolg dieser Monarchien maßgeblich bei, dass ihre führenden Mitglieder, allen voran der regierende Fürst, für ihr Volk sichtbar waren. Und zwar nicht nur während der seltenen Live-Auftritte in der Residenzstadt oder auf Reisen durch ihr Land, sondern möglichst auch sonst. 

Die Verwendung des damals neuen Mediums Fotografie spielte damals schon eine wichtige Rolle dabei, die Royals greifbar und nahbar erscheinen zu lassen und so eine Verbundenheit zwischen Fürst und Volk herzustellen. Royale Bilder in den Zeitungen und gerahmte Porträts des Monarchen in den Amtsstuben des Reiches waren ein zentrales Mittel, mit dessen Hilfe die königlichen Familien zu machtvollen und einigenden Symbolen für ihre Nationen wurden. 

Royale Retusche seit 1850

Auch wenn diese Fotografien, die meist von den renommiertesten Fotografen hergestellt und dann in der Presse und auf Postkarten sowie auf royalen Porzellan-Souvenirs im ganzen Land verbreitet wurden, noch sehr schlecht in der Qualität waren, gaben sie den Monarchen doch erstmals ein wichtiges Mittel an die Hand, um eine starke, sich fast persönlich anfühlende emotionale Bindung zwischen der breiten Öffentlichkeit und ihrer königlichen Familie zu schaffen. Denn vorher kannte ein Großteil der Untertanen, die jenseits der Hauptstädte lebten, nicht reisten, und ihres Herrschers daher nicht persönlich ansichtig werden konnten, diesen ja höchstens von Abbildungen auf Münzen.

Royals Küsse 12.38

Und diese Herrscherinnen und Herrscher waren sich der Macht des Bildes wohl auch ganz persönlich schon früh bewusst. Denn seit Anbeginn der regelmäßigen Nutzung von frühen Fotografien im royalen Zusammenhang, ab Mitte des 19. Jahrhunderts, gab es die ersten Versuche, bereits entstandene Bilder im Nachhinein zu optimieren – unter Berücksichtigung der wünschenswerten Wahrnehmung, die man beim Volk erzielen wollte. Nämlich, dass die Herrscherfigur in der Darstellung positiv-machtvoll, also jung, stark und gesund wirken solle. Nur eine lächelnde Aufnahme der Fotografierten wurde damals noch nicht angestrebt, das Gesicht freundlich zu verziehen galt als unseriös.

Daher bürgerte es sich bereits damals ein, Bilder der hohen Herrschaften nicht im Urzustand zu veröffentlichen, sondern sie zu retuschieren. Diese sehr frühe Form des „Photoshoppens“ passierte noch händisch, direkt auf jeder einzelnen, mit einer lichtempfindlichen Emulsion beschichteten Glasplatte durch „Ausflecken“ von Fehlstellen oder Abdecken unerwünschter Bildelemente mit farbiger Tusche.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts, als Zelluloid-Negative die Glasplatten als Aufnahme-Trägermedium ablösten, gingen die Profis dann detaillierter mit Retuschiermesser, Pinsel und Gouachefarben und auch oft mit verschiedenen Abdeck-Lacken zu Werke.

Victoria, Königin der geschönten Bilder

Ein ganz besonderes Bild in diesem Zusammenhang stammt aus dem Jahr 1854 und ist deshalb so bemerkenswert, weil es nicht nur retuschiert wurde, sondern sogar eine königliche Hochzeit nachstellt. Es soll Queen Victoria mit ihrem Bräutigam Albert an ihrem Hochzeitstag 1840 zeigen. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine nachträgliche Simulation des Anlasses für die Linse des Fotografen Roger Fenton, etwa 14 Jahre nach der „echten“ Hochzeit aufgenommen. Kommentar Kate Foto 17.12

Denn im Jahr 1840, als die beiden vor den Altar traten, steckte die Fotografie noch derart in den Kinderschuhen, dass allgemein noch eine große Skepsis gegenüber dieser neuen Kunstform herrschte. Wahrscheinlich war es der überaus technikinteressierten Prinzgemahl, der seine königliche Gemahlin davon überzeugte, sich nach so langer Zeit nochmal in ihr Hochzeitskleid zu zwängen und sich mit ihm in romantischer Pose für die Ewigkeit ablichten zu lassen.

Fotografie-Historiker gehen heute davon aus, dass den beiden „Brautleuten“ auch manuell ein paar Falten im Gesicht entfernt und das Bild insgesamt aufgehübscht wurde. Aus späteren Jahren weiß man jedenfalls, dass die verwitwete Königin von Großbritannien und Kaiserin von Indien offizielle Staatsporträts, die ins ganze Empire verschickt werden sollten, ausgiebig nach ihren Vorstellungen anpassen ließ. So entstand auf diese Art oft eine Taille, wo eigentlich keine mehr war. Und so mancher Tränensack und Doppelkinnansatz der alternden und mittlerweile recht schwergewichtigen Monarchin wurde da mit dem Retuschewerkzeug entfernt.

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