Infektionskrankheit: Selten, aber gefährlich: Was Eltern über Meningokokken wissen müssen

Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit Anfang des Jahres, Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten gegen Meningokokken zu impfen. Wie die Keime übertragen werden und warum eine Infektion so gefährlich ist.

Meningokokken sind spezielle Bakterien, die beim Menschen zu schweren Krankheiten führen können: etwa zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis). Die Erreger lassen sich aufgrund ihrer Oberflächenstruktur in unterschiedliche Kategorien, sogenannte Serotypen, einteilen. In Deutschland sind vor allem die Serotypen B, C, Y und W für einen Großteil der Erkrankungen verantwortlich.  

Die Keime werden durch eine Tröpfcheninfektion übertragen, beispielsweise beim Husten oder Niesen. Oftmals löst der Befall mit Meningokokken keine Symptome aus – bei etwa zehn Prozent der gesunden Bevölkerung siedeln die Bakterien auf den Schleimhäuten im Nasen-Rachenraum. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Kleinkindern allerdings können die Erreger zum Beispiel in die Blutbahn gelangen und zu einer „invasiven“ Meningokokken-Infektion mit schwersten Entzündungen führen. Erkrankte sind ab etwa sieben Tagen vor dem Ausbruch von Beschwerden und bis zu 24 Stunden nach Beginn einer antibiotischen Behandlung ansteckend. 

Was sind die Symptome einer schweren Meningokokken-Infektion?  

Eine invasive Meningokokken-Infektion äußert sich laut Robert Koch-Institut (RKI) zunächst durch unspezifische Krankheitssymptome: Schwindel, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Diese können sich innerhalb weniger Stunden zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild entwickeln: eine Hirnhautentzündung, die unter anderem mit Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit sowie Krampfanfällen oder Hirnnervenlähmungen einhergehen kann. Bei Kleinkindern verläuft eine Hirnhautentzündung oftmals weniger charakteristisch. Neben den oben genannten Symptomen kann eine vorgewölbte oder harte Fontanelle (Spalte zwischen den Schädelplatten) auftreten, die oftmals typische Nackensteifigkeit kann aber fehlen. Hierzulande kommt es bei einer invasiven Meningokokken-Infektion in zwei Dritteln der Fälle zu einer Blutvergiftung: Sie äußert sich durch Hauteinblutungen, Blutdruckabfall und Organversagen. In selteneren Fällen treten bei einer schweren Infektion auch Lungen-, Herzmuskel-, Herzinnenhaut-, Herzbeutel- oder Knochenmarkentzündungen auf.  

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Warum ist eine invasive Meningokokken-Infektion so gefährlich?  

Aufgrund der anfangs sehr unspezifischen Beschwerden wird eine invasive Meningokokken-Infektion oftmals erst spät erkannt. Sie ist zwar selten: Bundesweit treten pro Jahr weniger als 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner neu auf. Allerdings verläuft diese schwere Erkrankung in etwa acht Prozent der Fälle tödlich. Außerdem leiden rund ein Viertel der Überlebenden an Langzeitfolgen wie chronischem Nierenversagen, Epilepsie, Hörverlust oder psychischen Störungen. Bei Unsicherheit oder dem Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken sollte eine sofortige Krankenhauseinweisung erfolgen.  

Wer ist besonders gefährdet? 

Das höchste Risiko, an einer Meningokokken-Infektion zu erkranken, haben Säuglinge – gefolgt von Kleinkindern unter fünf Jahren und Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Dabei zählen Meningokokken des Serotyps B mit mehr als 51 Prozent zu den Hauptverursachern, gefolgt von Meningokokken des Serotyps C mit 13 Prozent. Zwischen 2015 und 2019 erkrankten jährlich etwa 3,5 pro 100.000 Säuglinge und 1,0 pro 100.000 Kleinkinder im Alter von ein bis vier Jahren. Danach spiegelten sich die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Sars-CoV-2-Pandemie auch in einem überproportionalen Rückgang der Fallzahlen von Meningokokken-Infektionen wider. Ab Herbst 2022, nach Beendigung der Kontaktbeschränkungen, stiegen jene wieder deutlich an. Zu einer weiteren Risikogruppe zählen – neben Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche – beruflich gefährdete Personen wie medizinisches Personal. 

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Wie schütze ich mich vor einer Meningokokken-Erkrankung?  

Da das Erkrankungsrisiko im Kleinkindalter am höchsten ist, ist eine frühzeitige Impfung der bestmögliche Schutz gegen eine Meningokokken-Erkrankung. So empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) bereits seit 2006 eine Impfung für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr gegen Meningokokken des Serotyps C; diese Impfung sollte sonst spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Seit Januar 2024 empfiehlt die Stiko außerdem für alle Säuglinge ab einem Alter von zwei Monaten eine Impfung gegen Meningokokken des Serotyps B; diese Impfung sollte bis zum Erreichen des fünften Lebensjahres nachgeholt werden. Für Jugendliche – die Altersgruppe mit dem zweithöchsten Erkrankungsgipfel – sowie alle anderen Altersgruppen spricht die Stiko keine allgemeine Impfempfehlung gegen Meningokokken des Serotyps B aus. Zusätzlich sollten Personen mit einem erhöhten Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y sowie mit einem Meningokokken-B-Impfstoff geimpft werden.  

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