Vogelgrippe am Südpol: Kann eine Impfung Pinguine schützen?

Nachdem die tödliche Vogelgrippe auf dem Kontinent der Pinguine angekommen ist, fragen sich Forscher, wie sie die Tiere schützen können. Eine Impfung gibt es zwar – doch auch viele Probleme. 

Der tödliche Stamm des Vogelgrippevirus H5N1 ist in der Arktis angekommen. Nachdem er weltweit bereits Geflügelfarmen und Wildvogelschwärme befallen, Säugetiere infiziert und sogar einen Eisbären getötet hat, bedroht er nun Millionen Pinguine, die wahrscheinlich noch nie mit diesem Virus in Berührung gekommen sind.

Acht der weltweit 17 Pinguinarten leben in der Antarktis und in der subantarktischen Region. Dass die flugunfähigen Vögel dicht gedrängt in großen Kolonien leben, macht sie besonders anfällig. Ein Virus könnte sich hier in Rekordzeit ausbreiten und zu verheerenden Schäden führen. Das Timing könnte kaum schlechter sein, weil die Pinguine in wenigen Wochen mit der Eiablage beginnen. 

Vogelgrippe Antarktis15:00

Tote Tiere sammeln 

Viel mehr als Abwarten können Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aktuell jedoch nicht. „Wir sehen derzeit keine präventiven Möglichkeiten“, sagt Professor Timm Harder, Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bei Greifswald. Das Virus werde über flugfähige Vogelarten eingeschleppt, deren Streifgebiete viele tausend Quadratkilometer umfassen können. Wie soll man da verhindern, dass Pinguine mit infiziertem Material in Berührung kommen? Damit Menschen das Virus nicht einschleppen, gibt es bereits seit einigen Monaten strengere Regeln etwa für Wissenschaftler, die auf Forschungsstationen arbeiten. Dazu gehören penibles Desinfizieren von Kleidung und Gerätschaften sowie Schutzzonen um gefährdete Tierkolonien.

Im Bereich der Nordsee und des Nordatlantiks haben sich zudem Sammelaktionen von verendeten Vögeln bewährt. Dadurch „konnte die Überlebensrate der Tiere in der gesamten Kolonie gesteigert werden“, so Harder. Das dürfte sich in der Antarktis jedoch schwierig gestalten.

Wann Vogelgrippe-Impfstoffe Pinguine schützen könnten

Immerhin existieren Impfstoffe, die auch Pinguine schützen könnten. Die „müssen in mindestens zwei Injektionen im Abstand von drei bis sechs Wochen an jedes Einzeltier verabreicht werden“. In freier Wildbahn lässt sich das zwar kaum „und schon gar nicht im antarktischen Umfeld durchführen“, sagt Harder. Schon das Einfangen der Tiere würde zu „massiven Beeinträchtigungen, unter Umständen sogar zu fangbedingten Todesfällen“ führen. Anders sehe es aber bei Tieren in Gefangenschaft aus: „In Zoos und Wildvogelauffangstationen, in denen Pinguine gehalten werden, besteht diese Möglichkeit sehr wohl.“ Zudem arbeiten Forscher bereits an Impfstoffen, die möglicherweise auch mit einer Dosis auskommen.

Ein Nachteil der Impfung ist jedoch, dass sich geimpfte Tiere nicht so einfach von infizierten unterscheiden lassen, denn beide produzieren Abwehrstoffe gegen das Virus. Zudem schützt nicht jede Impfung auch vor einer Infektion. Das heißt: Auch ein geimpftes Tier könnte das Virus womöglich weitergeben. 

Klimawandel für Massentod von Küken der Kaiserpinguine verantwortlich, 19.30

Nicht nur Pinguine sind bedroht

Der Schutz der Tiere ist auch deshalb so wichtig, weil Pinguine nicht nur durch die Vogelgrippe bedroht sind, sondern auch durch den Klimawandel. Im vergangenen Jahr veröffentlichten britische Forschende eine Studie, nach der bis zum Ende des Jahrhunderts 90 Prozent aller Kaiserpinguinkolonien, die auf die großen Eisflächen der Antarktis angewiesen sind, verschwunden sein werden, wenn die globale Erwärmung nicht gebremst wird. 

Sorgen machen sich die Wissenschaftler aber auch um andere Tiere. „Auf einigen der antarktischen und subantarktischen Inseln gibt es Arten, die nur auf diesen Inseln vorkommen, und zwar nur in geringer Zahl, zu Hunderten oder Tausenden“, sagt Thijs Kuiken von der Erasmus-Universität Rotterdam in den Niederlanden. Bis ins Jahr 2023 hat das brutale Virus des Zweigs 2.3.4.4b allein in Südamerika mindestens 600.000 Vögel und 50.000 Säugetiere getötet. In der Antarktis könnten ganze Populationen verschwinden.

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