Nach dem fünften Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt bei der Bahn normalisiert sich der Schienenverkehr allmählich. Doch neue, kurzfristige Streiks drohen. Die möchte der Staatskonzern abwenden.
Nach dem erneuten Streik der Lokführergewerkschaft GDL mit bundesweiten Ausfällen im Schienenverkehr hat die Deutsche Bahn einen neuen Anlauf für eine Beilegung des Tarifkonflikts genommen. Der bundeseigene Konzern bot der GDL eine Wiederaufnahme der abgebrochenen Tarifverhandlungen an diesem Montag an. Es gebe eine entsprechende Einladung an die GDL, sagte ein Konzernsprecher in Berlin.
Die GDL will das Angebot nur dann annehmen, wenn die Bahn ein neues und verbessertes Tarifangebot vorlegt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Dafür setzte sie der Bahn eine Frist bis Sonntag, 18 Uhr.
Nach dem inzwischen fünften Arbeitskampf im laufenden Tarifkonflikt kommt der Bahnverkehr allmählich wieder ins Rollen. Der S- und Regionalverkehr werde schrittweise ausgeweitet, teilte die Bahn mit. Im Fernverkehr will das Unternehmen dagegen noch den ganzen Tag über am Rumpffahrplan festhalten. Erst am Samstag soll der Fahrplan wieder vollumfänglich gefahren werden. Die Bahn rechnet bei Intercity und ICE-Zügen vor allem am Samstag, aber auch am ganzen Wochenende mit „recht starker Nachfrage“.
35 Stunden hat die GDL dieses Mal im Personenverkehr gestreikt. Im Güterverkehr hatte der Ausstand bereits Mittwochabend begonnen und endete am Freitagmorgen um 5.00 Uhr. Mit dem Ende der fünften Arbeitskampfrunde geht die Ungewissheit für Bahnkunden aber weiter. GDL-Chef Claus Weselsky will künftige Streiks mit deutlich weniger Vorlauf ankündigen als bisher. Es ist damit fraglich, ob die Bahn beim nächsten Ausstand erneut einen Grundfahrplan auf die Beine stellen kann. Es ist das erste Mal, dass die Gewerkschaft in dem Konflikt auf solche sogenannten Wellenstreiks setzt.
Tarifparteien trennen mehrere Streitpunkte
Die Deutsche Bahn hat nun die GDL „auf Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren zu Verhandlungen“ eingeladen. In dem Einladungsschreiben stellt die Bahn klar, es treffe nicht zu, dass das Unternehmen den Vorschlag von Vermittlern zu einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit abgelehnt habe. Vielmehr habe man sich bereits am 26. Februar bereiterklärt, „über unsere Schmerzgrenze hinauszugehen und auf der Grundlage des Gesamtvorschlags der Moderatoren die Verhandlungen zu Ende zu führen“.
Die Vermittler hatten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit in zwei Stufen von 38 auf 36 Stunden bis 2028 vorgeschlagen. Der GDL genügt das in der vorgeschlagenen Form jedoch nicht. In einem Brief vom 8. März an die Verhandlungsführer der Bahn zeigte sich die GDL zudem unzufrieden mit der bislang angebotenen Lohnerhöhung und der Laufzeit des Tarifvertrages. 30 Monate seien zu lang. Nach Darstellung der GDL dringt die Bahn zudem auf den Wegfall bisheriger Urlaubswahlmodelle, was nicht zu akzeptieren sei. Nach der Antwort der GDL auf den jüngsten Vorstoß will die Bahn nach Aussage von Konzernsprecher Achim Stauß das weitere Vorgehen prüfen und bewerten.
Appell an GDL: Streiks rechtzeitig ankündigen
Stauß appellierte „dringend“ an die GDL, künftige Streiks wieder mindestens 48 Stunden vorher anzukündigen. „Wir appellieren an das Verantwortungsbewusstsein, auch an die Kollegialität der Lokführergewerkschaft“, sagte er. Denn bei kurzfristigen Streiks müssten Disponenten sehr kurzfristig reagieren und unter großem Zeitdruck versuchen, noch irgendwie Zugbetrieb hinzubekommen und Züge auf die Strecke zu schicken.
Zudem hätten Fahrgäste keinen Überblick mehr, welche Züge fahren und welche nicht. Schließlich müsste die Bahn bei sehr kurzfristigen Streiks im Güterverkehr in großer Menge Transporte ablehnen, weil nicht sicher sei, ob sie fahren können. „Wir brauchen in diesen Zeiten eine verlässliche Mobilität und eine verlässliche Logistik“, sagte Stauß.