Ein ausrangiertes Batteriepaket der Raumstation ISS fliegt seit drei Jahren um die Erde. Nun soll es in der Atmosphäre verglühen. Einige Trümmer könnten die Erdoberfläche erreichen.
Ein ausrangiertes Batteriepaket der Raumstation ISS soll am Freitagabend in die Erdatmosphäre eintreten und dabei weitgehend verglühen. Kleinere Teile könnten zwar die Erdoberfläche erreichen. Experten unter anderem des deutschen Weltraumlagezentrums und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) halten es aber für sehr unwahrscheinlich, dass Trümmer über dem Bundesgebiet niedergehen.
Das Objekt könnte aktuellen Berechnungen zufolge (Stand Freitagnachmittag) über der Karibik in die Atmosphäre eintreten – aber auch andere Regionen sind noch denkbar. Als Zeitfenster gibt die Onlineseite „satflare.com“ einen Acht-Stunden-Korridor rund um den Freitagabend deutscher Zeit an. „Vorhersagen zu Wiedereintrittszeitpunkt und -ort sind für solche Fälle naturgemäß mit großen Unsicherheiten verbunden“, hieß es von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa).
Verglühender Block könnte am Himmel zu sehen sein
Das Batteriepaket könnte bei seinem Wiedereintritt in die Atmosphäre auch für einen kleinen Feuerschweif über Teilen Deutschlands sorgen. „Gegen 19.20 Uhr könnte sich am Niederrhein und im Ruhrgebiet ein Blick an den Abendhimmel lohnen“, sagte der militärische Leiter des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Oberstleutnant Alexander Richter, am frühen Freitagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur. Zu dem Zeitpunkt sei es bereits dunkel und der Himmel sei hoffentlich wolkenlos. Zuvor hatte ntv darüber berichtet.
Der Eintritt in die Erdatmosphäre werde zu so starker Reibung führen, dass sich in aller Regel der größte Teil in Hitze und Licht auflöse. Gegen 19.20 Uhr werde der Batterieblock Nordrhein-Westfalen in Richtung Cottbus in Brandenburg überfliegen. Ein kleiner Feuerschweif sei dabei wahrscheinlich. „Es ist etwas Besonderes, aber nichts Gefährliches“, erklärte Richter. Bei einer möglichen weiteren Erdumkreisung gebe es einen zweiten Überflugkorridor des Batterieblockes über Deutschland, der über Baden-Württemberg führen könnte.
Absturz ins Meer?
Sollten Trümmerteile die Erdoberfläche erreichen, würden sie wahrscheinlich ins Meer stürzen, so Richter. „Nicht umsonst wird die Erde der blaue Planet genannt“, betonte er. Im aktuellen Fall könnte es der Nordatlantik oder später der Indische Ozean sein. Richter erwartet, dass am frühen Freitagabend neue Berechnungen zum Kurs des Batteriepakets im Weltraumlagezentrum vorliegen. Es wird von der Luftwaffe und der Raumfahrtagentur im DLR betrieben.
Bei dem Objekt handelt es sich um eine Palette mit neun ausgedienten Batterien der Internationalen Raumstation (ISS). Die Plattform mit Batteriepaketen ist in etwa so groß wie ein Auto und wiegt rund 2,6 Tonnen. Sie wurde im März 2021 von der ISS abgekoppelt mit dem Ziel, später in der Atmosphäre zu verglühen. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich ein bekanntes Stück pro Tag auf die Erde gefallen. Bislang sei keine ernsthafte Verletzung oder bedeutender Sachschaden infolgedessen bekannt geworden.
Für etwas Aufregung hatte gesorgt, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe seine Einschätzung – sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Trümmer auf Deutschland – am Donnerstag über mehrere Warn-Apps per amtlicher Gefahreninformation verbreitet hatte. „Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information“, hieß es dort. „Uns geht es um Transparenz und darum, die Informationen zu teilen, die uns vorliegen“, erklärte auf Anfrage eine Sprecherin der Behörde das Vorgehen.