Fragen und Antworten: Ein Feiertag nur für Frauen? Darum gibt es den Weltfrauentag

Auch mehr als 110 Jahre nach seiner Einführung protestieren Millionen Menschen am Weltfrauentag für mehr Geschlechtergerechtigkeit. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der 8. März sogar gesetzlicher Feiertag. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Aktionstag.  

Wie entstand der Weltfrauentag? 

Am 19. März 1911 gingen in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz zum ersten Mal Frauen auf die Straßen, um den Internationale Frauentag zu bestreiten. Den Grundstein hatten zwei deutsche Frauenrechtlerinnen gelegt. Clara Zetkin und Käte Duncker brachten 1910 auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen Antrag ein, der auf einer Idee aus den USA beruhte. Dort hatte im Jahr zuvor das Nationale Frauenkomitee der Sozialistischen Partei Amerikas einen „nationalen Kampftag“ für das Frauenwahlrecht ausgerufen. 

Doch selbst als dieses in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt wurde, ließen die Frauen nicht locker. Sie setzten sich fortan am 8. März für soziale Belange wie Arbeits- und Mutterschutz ein. Während der NS-Zeit trat an die Stelle des Frauentags der systemkonformere Muttertag. Die DDR führte ihn 1946 wieder ein, nutzte ihn aber in erster Linie für sozialistische Propaganda. In Westdeutschland hingegen verlor er mit der Zeit seine ursprüngliche Bedeutung. Der Tag wurde zunehmend von Friedensbewegungen genutzt, Gewerkschaften zogen sich zurück. Nach der Wiedervereinigung schließlich erlebte er vor allem seit 1994 mit größeren Protesten im gesamten Bundesgebiet seine Renaissance. 

Auf internationaler Ebene richteten die Vereinten Nationen 1975 zum ersten Mal eine Feier am 8. März aus. 1977 bat die UN-Generalversammlung alle Staaten darum, einen Tag des Jahres zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ zu erklären.

Warum der 8. März?

In den ersten Jahren seines Bestehens hatte der Internationale Frauentag kein eindeutiges Datum. Das erste Mal wurde er am 19. März bestritten, einen Tag nach dem Gedenken an die Opfer der Märzrevolution. Das Datum sollte das revolutionäre Vorhaben Internationalen Frauentages verdeutlichen: Das Wahlrecht für Frauen. 

Eine Erklärung, warum sich schließlich der 8. März durchsetzte, ist ein Arbeiterinnenstreik an diesem Tag 1917 im russischen St. Petersburg, welcher als Mitauslöser der Russischen Revolution gilt. Als Erinnerung daran soll der Tag auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau festgelegt worden sein. 

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Wer war Clara Zetkin?

Clara Zetkin war nicht nur eine der Mütter des Weltfrauentags, sondern auch engagierte Frauenrechtlerin, Friedensaktivistin und Politikerin. 1857 in Sachsen geboren, kam sie früh mit Frauenrechtlerinnen und Revolutionären in Kontakt. Als die ausgebildete Lehrerin 1878 der Sozialistischen Arbeiterpartei beitrat, brach die Familie mit ihr. Zetkin aber brachte das nicht von ihren Vorhaben ab. Erst in Zürich, dann in Paris setzte sie sich im Exil für den Sozialismus und die vollständige Gleichberechtigung der Frau ein. Als sie 1897 nach Deutschland zurückkehrte, gründete sie dort die sozialdemokratische Frauenzeitschrift „Die Gleichheit“. 

Auch während des Ersten Weltkriegs setzte sie sich weiter für Frauenrechte und den Frieden ein, weshalb sie mehrfach inhaftiert wurde, und ihre Schriften verboten wurden. 1916 schloss sie sich dem von Rosa Luxemburg gegründeten Spartakusbund an, später dann der KPD. In dessen gesamten Bestehen von 1920 bis 1933 gehörte sie dem Reichstag der Weimarer Republik an. Zetkin starb kurz nach Hitlers Machtergreifung 1933 nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren in der Sowjetunion.

Weshalb ist der Weltfrauentag heute noch relevant? 

Das Frauenwahlrecht in Deutschland ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Dennoch ist der Weltfrauentag nicht in der Bedeutungslosigkeit versunken – ganz im Gegenteil. Gerade weil Frauen im Schnitt noch immer 18 Prozent weniger verdienen, mehr unbezahlte Care-Arbeit leisten und bloß ein Drittel der deutschen Führungspositionen bekleiden, ist der Internationale Frauentag viel mehr ein Aktionstag als ein klassischer Feiertag. Es wird auf lokale und globale Missstände hingewiesen, unter denen Frauen noch immer leiden. So wird statistisch gesehen jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Expartner getötet. Auch die Zahlen häuslicher Gewalt, deren häufigste Opfer Frauen und Kinder sind, stiegen im vergangenen Jahr um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

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Was kann ich am 8. März tun? 

Auch dieses Jahr finden in ganz Deutschland am 8. März Demonstrationen für mehr Geschlechtergerechtigkeit statt, außerdem gibt es diverse Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Wem das nicht reicht: Die Vereinten Nationen stellen jedes Jahr ein Motto für den Internationalen Frauentag auf. Dieses Jahr lautet es „Invest in Women – Accelerate Progress“ („In Frauen investieren: Fortschritt beschleunigen“). Eine weitere Idee wäre, selbst etwas für die Belange von Frauen und Mädchen zu spenden.

Wo ist der Weltfrauentag ein Feiertag?

In Deutschland hat Berlin als erstes Bundesland 2019 den Internationalen Frauentag als gesetzlichen Feiertag eingeführt. Das begründete das Abgeordnetenhaus damit, dass Berlin bisher mit nur neun Feiertagen am Ende des Ländervergleichs stand. Zum Vergleich: Bayern hat 13. Die Entscheidung war nicht unumstritten. Trotzdem zog Mecklenburg-Vorpommern 2023 nach. Auch in 26 weiteren Staaten wird der Weltfrauentag offiziell gefeiert, zum Beispiel in Polen, Vietnam, Laos und Eritrea. Viele von ihnen waren kommunistisch geprägt. Im Gegensatz zu Deutschland haben in Madagaskar, China und Nepal allerdings nur die Frauen frei.

Quellen: NDR, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Lebendiges Museum Online, Focus Online

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