Vor Frauentag: Forderungen nach höheren Löhnen für Frauen und mehr Entlastung

Anlässlich des internationalen Frauentags am Freitag sind vielfältige Forderungen nach echter Gleichstellung von Männern und Frauen laut geworden. Frauen seien in vielen Bereichen immer noch „krass unterrepräsentiert“, mahnte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, gerade Frauen könnten von ihren Löhnen oft nicht mehr leben. Der Sozialverband VdK forderte, den 8. März zum bundesweiten Feiertag zu machen, um mehr Aufmerksamkeit auf die Situation von Frauen zu lenken.

Dreyer sagte dem „Tagesspiegel“ vom Donnerstag, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sei „ein unglaublich dickes Brett“. Die SPD-Politikerin ergänzte: „Ohne weitere strukturelle Änderungen, wie zum Beispiel die Quote, geht es auch heute nicht.“ Gebraucht werde ein Kulturwandel. Auch Frauen müssten mutiger werden. „Dass der Verdienstunterschied langfristig abnimmt, ist ein Fortschritt, aber wir brauchen mehr Tempo.“

Die Gewerkschaft Verdi forderte „faire Rahmenbedingungen und gute Bezahlung, die die eigenständige Existenzsicherung von Frauen als Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben gewährleisten – im Handel, in allen Branchen, in Europa“. Vorstandsmitglied Silke Zimmer erklärte, gerade Frauen würden „allzu oft mit Niedriglöhnen abgespeist und sind dann auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen“. Das sei entwürdigend, zudem sei damit Altersarmut vorprogrammiert.

Einer aktuellen Umfrage zufolge schätzen 56 Prozent der Frauen ihre finanzielle Absicherung fürs Alter als schlecht oder sehr schlecht ein. Bei Männern liegt der Anteil mit 45 Prozent deutlich niedriger, wie aus der Befragung des Verbraucherportals Verivox hervorgeht.

Für das Alter gut oder sehr gut aufgestellt sehen sich nur 36 Prozent der Frauen, aber 48 Prozent der Männer. Sieben von zehn Frauen befürchten demnach, sich im Rentenalter finanziell einschränken zu müssen. Bei Männern trifft das auf knapp zwei Drittel beziehungsweise 63 Prozent zu.

Die Linke forderte anlässlich des Frauentags wirksame Maßnahmen gegen die Mehrfachbelastung von Frauen. „Wir müssen hin zu einer Gesellschaft, in der die Sorge für Kinder und zu pflegende Angehörige genauso hoch gewertet wird wie die Tätigkeiten in Büros und auf Baustellen“, heißt es in einem Papier von Parteichefin Janine Wissler und der Vorsitzenden der Gruppe Die Linke im Bundestag, Heidi Reichinnek.

Damit Frauen aus der „Mehrfachbelastungsfalle“ kommen könnten, müsse Arbeit gerecht verteilt werden. Nötig seien unter anderem „Maßnahmen zur Arbeitszeitverkürzung mit dem Ziel einer Vier-Tage-Woche“, ein Verbot der sachgrundlosen Befristung, gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit und eine Anhebung des Mindestlohns.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Silvia Breher warf der Ampel-Koalition Versagen vor. Sie habe „einen frauenpolitischen Stillstand in unserem Land erzeugt“, kritisierte Breher. Weder bei der ökonomischen Gleichberechtigung noch beim Schutz von Frauen vor Gewalt seien Fortschritte erzielt worden.

Die Arbeiterwohlfahrt forderte, der Staat müsse Gewaltschutz für Frauen garantieren. „Es braucht endlich ein Bundesgesetz, das das Recht auf Schutz und Beratung für jede gewaltbetroffene Frau und ihre mitbetroffenen Kinder gewährleistet“, betonte AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner. Das Gesetz müsse zudem „die auskömmliche Finanzierung des Hilfesystems mit Frauenhäusern, Schutzwohnungen, Fachberatungsstellen bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt, Interventionsstellen und Täterarbeit“ regeln.

Die Präsidentin der Volkssolidarität, Susanna Karawanskij, betonte die besondere Rolle von Frauen in Friedenssicherung und Konfliktlösung: „Studien haben gezeigt, dass Friedensvereinbarungen, die von Frauen aktiv mitgestaltet werden, nachhaltiger sind, weil die Vereinbarungen die Bedürfnisse und Interessen der gesamten Bevölkerung besser berücksichtigen.“

Mit Blick auf geflüchtete Frauen ergänzte Karawanskij, es sei wichtig, dass sie „ihre Rechte in Deutschland kennen, ihre Situation, ihre Bedürfnisse und Bedarfe verstehen und benennen können“. Sie seien jedoch weiterhin in Sprachlern- oder Integrationskursen, Vereinen und anderen Formen der gesellschaftlichen Teilhabe unterrepräsentiert.

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