Ländervergleich: Wo Frauen mit ihrem Gehalt besonders (un)zufrieden sind

Wie viele Frauen fühlen sich angemessen bezahlt? Eine internationale Befragung zeigt, wie Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern dasteht – und wo weibliche Beschäftigte am häufigsten nach mehr Geld fragen.

Der Equal Pay Day am 6. März macht es einmal mehr deutlich: In Deutschland bestehen nach wie vor Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Im Schnitt liegt der Stundenlohn von Frauen 18 Prozent unter dem von Männern. Rechnet man Faktoren wie Berufswahl heraus und vergleicht nur gleiche Arbeit, bleibt immer noch eine Geschlechterlücke von 6 Prozent, die die Statistiker nicht anderweitig erklären können. 

Kein Wunder, dass viele Frauen in Voll- oder Teilzeit mit ihrem Gehalt nicht zufrieden sind. Laut einer repräsentativen Befragung  des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der Job-Plattform Indeed hält sich mehr als jede zweite weibliche Beschäftigte (56 Prozent) in Deutschland für nicht angemessen bezahlt. Nur jede dritte Frau (33 Prozent) findet ihre Entlohnung angemessen, der Rest machte keine Angaben. 

Ein gewisses Maß an persönlicher Unzufriedenheit mag normal erscheinen. Interessant macht die Zahlen aber der internationale Vergleich. Denn neben Deutschland wurden für die Indeed-Studie auch weibliche Beschäftigte in zehn weiteren Ländern zu Bezahlung, Karrierechancen und Diskriminierung im Job befragt. Es geht hier also nicht primär um den Vergleich von Männern und Frauen in Deutschland. Sondern darum, wie weibliche Beschäftigte hierzulande und in vergleichbaren Ländern ihre jeweilige Situation einschätzen. Paid Gehalt Businessjobs 18.11

Die Ergebnisse zeigen: Bei der Gehaltszufriedenheit liegen die Deutschen ziemlich genau im Durchschnitt aller untersuchten Länder. Am unzufriedensten sind die französischen Kolleginnen, von denen sich fast drei Viertel unterbezahlt fühlen. In Italien und Kanada sind zwei von drei Frauen unzufrieden. Nur jede zweite ist es dagegen in den Niederlanden, den USA, Japan und Australien. Kurios: In Indien ist nicht nur die geäußerte Unzufriedenheit am niedrigsten, dort sagen sieben Prozent der befragten Frauen sogar, sie seien überbezahlt. 

Wichtig ist zu betonen: Es handelt sich hier nicht um eine objektive Ungleichheit, sondern um die empfundene Gerechtigkeit, die auch kulturell unterschiedlich gefärbt sein kann. Die Befragung von insgesamt 14.677 Frauen ist laut dem verantwortlichen Meinungsforschungsinstitut YouGov aber repräsentativ für die jeweilige weibliche Erwerbsbevölkerung. 

Tabelle: Gehaltszufriedenheit weiblicher Beschäftigter

Land„Ich werde nicht gut genug bezahlt“Frankreich73%Italien66%Kanada65%Großbritannien60%Singapur59%Deutschland56%Niederlande52%USA51%Australien50%Japan49%Indien46%Alle Befragten57%

Quelle: YouGov/Indeed

Kununu Zufriedenheitsranking 15.15Gehaltserhöhung und Karriere-Hindernisse

Interessant sind auch die Antworten zum Thema Gehaltsgespräch. In Deutschland hat jede zweite befragte Frau in ihrer Karriere mindestens einmal nach einer Gehaltserhöhung gefragt. In Frankreich und den USA ist der Wert ähnlich hoch. In Großbritannien ist er mit 45 Prozent etwas und in Italien deutlich niedriger (38 Prozent). In Indien dagegen scheint man deutlich mehr über Gehalt zu reden: Fast zwei Drittel der befragten Inderinnen haben schon nach mehr Geld gefragt – und meistens auch bekommen. Fragen lohnt sich aber offenbar auch anderswo: In allen Ländern sagt eine Mehrheit derjenigen, die eine Gehaltserhöhung verlangten, sie hätten auch eine bekommen.

Auch zum Thema Karrierechancen wurde gefragt. In Deutschland ist nur jede Dritte der Meinung, dass es bei Beförderungen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Jede Zweite sagt, dass es für Männer leichter ist, Karriere zu machen. Eine kleine Minderheit von 6 Prozent sieht es andersherum. Mit diesen Antworten liegen die Beschäftigten aus Deutschland im Mittelfeld des Ländervergleichs.

Unterschiede gibt es aber bei den Gründen. Gefragt nach den aus ihrer Sicht wichtigsten Karriere-Hindernissen nennen die meisten Frauen „Sexismus oder unbewusste Diskriminierung“. Dies ist der meistgenannte Grund in USA, Kanada, Großbritannien, Italien, Singapur, Japan und Australien. Nur in Deutschland sowie den Niederlanden und Indien dominiert ein anderer Grund: „Caregiving responsibilities“, also Kinderbetreuung, Pflege und andere familiäre Pflichten. Die Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit scheint hierzulande nach wie vor ein großes Thema zu sein..

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