30 Jahre untergetaucht: Ex-RAF-Mitglieder: Wie die Polizei bei der Suche nach Klette, Staub und Garweg vorgeht

Vergangene Woche wurde die frühere RAF-Anhängerin Daniela Klette in Berlin festgenommen. Seitdem fahndet die Polizei mit Hochdruck nach ihren mutmaßlichen Komplizen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Bislang ohne Erfolg.

Als am Sonntagmorgen die Polizei mit einer Hundertschaft im Berliner Stadtteil Friedrichshain vorfährt, scheint es, als könnte eine mehr als 30 Jahre dauernde Suche enden. Als könnten die Beamten nur wenige Tage nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette auch ihre Komplizen Ernst-Volker Staub, 69, und Burkhard Garweg, 55, festnehmen. Die drei zählen sie zur dritten Generation der RAF. Bald ist klar, dass die Fahnder dem Ziel, in kürzester Zeit drei der meistgesuchten mutmaßlichen Verbrecher der Bundesrepublik zu fassen, bestenfalls näher gekommen sind. Sie stellen Personalien fest, Staub und Garweg finden sie nicht. 

Auch nicht bei weiteren Großeinsätzen am Sonntagabend sowie am Montag. Die Fahnder vermuten Garweg und Staub offenbar noch in Berlin. Dort sollen sie zeitweise gewohnt haben – wie Klette. Außerdem sollen Klette und Garweg in Kontakt miteinander gestanden haben. Seit 2015 wird gegen Klette, Garweg und Staub wegen versuchten Mordes und diverser versuchter und vollendeter schwerer Raubüberfälle im Zeitraum von 1999 bis 2016 ermittelt.

RAF Garweg Staub15.24

Nun stehen auch die Ermittler unter Druck. Am Wochenende veröffentlichten sie neue Fotos, die Garweg zeigen sollen. Sie ließen einen Bauwagen von einem Gelände abschleppen, in dem Garweg unter dem Namen „Martin“ gelebt haben soll – um ihn zu untersuchen. Die Adresse der Bauwagen-Siedlung haben die Ermittler in Klettes Wohnung gefunden. Das LKA Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden, die federführend zuständig sind, weil dort die inkriminierten Raubüberfälle stattfanden, blocken fast alle Fragen ab. Selbst Kollegen informieren die niedersächsischen Fahnder offenbar sparsam. Die am Sonntagmorgen eingesetzte Hundertschaft, so heißt es, sei gut zwei Stunden vor dem Einsatz informiert worden. 

Nach Recherchen des stern sollen die Ermittler aus Niedersachsen auch vor Klettes Festnahme die Berliner Kollegen nur knapp informiert haben. Aus Berlin seien daher nur zwei „sehr junge“ Streifenbeamte zu Klettes Wohnung geschickt worden. Das sei eine unnötige Gefährdung gewesen. Die Ermittler fanden bei Klette offenbar eine Panzerfaustgranate, eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole, eine Kurzwaffe und Munition. „Wir haben uns gewünscht, uns noch besser miteinander abzustimmen“, sagte der Vizepräsident der Berliner Polizei, Marco Langner, am Montag. Das sei nun passiert.

Laut der „Berliner Zeitung“ hätten die Polizisten mit einem Foto des Ex-RAF-Mitglieds Klette die einzelnen Wohnungen des Gebäudes abgeklingelt, bis sie der Gesuchten gegenüberstanden. Weder das LKA noch die Staatsanwaltschaft Verden wollten sich zu dem Einsatzablauf äußern.

Die großen Fragen bleiben unbeantwortet. Wie Klette, Staub und Garweg öffentlich und doch unbehelligt in Berlin leben konnten. Welcher Hinweis die Polizei letztlich zu Klette führte. Und wie nah die Ermittler ihrer Hoffnung gekommen sind, die beiden Männer doch noch zu finden. „Wir gehen davon aus, dass wir dicht dran sind“, sagt Koray Freudenberg, Oberstaatsanwalt in Verden, nur.

RAF Fahndungsbilder Garweg12:19

Derweil erhalten Klette, Staub und Garweg Zuspruch aus der linken Szene. Die Berliner Ortsgruppe der „Roten Hilfe“ etwa schrieb in einem Statement, die Verhaftung von Daniela Klette sei das Ergebnis „einer jahrzehntelangen Verfolgungswut“. Man erwarte einen politisch motivierten Gesinnungsprozess gegen Klette. 

Ein anderes Unterstützernetzwerk für linke und linksextreme Aktivisten vermutet, die Polizei könne angesichts der Festnahme von Klette weitere Menschen aus dem Dunstkreis der Szene vorladen lassen. „Quatscht nicht am Telefon darüber, kein Kneipentalk“, schreiben sie. Ein Aufruf, zu schweigen.

Ihren Appell schließen sie wie folgt: „Verfolgungswahn beenden! Fahndungsplakate unschädlich machen! Gesundheit & Glück für Burkhard, Daniela und Volker!“

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