Geschichte: Dokumentationszentrum: Betroffene gegen Standort in Sachsen

Bei Vorbesprechungen für die Gründung eines Dokumentationszentrums zur rechtsterroristischen NSU-Mordserie haben Überlebende und Hinterbliebene Bedenken gegen einen Standort in Sachsen geäußert. In einer Machbarkeitsstudie zu dem Projekt, die von der Bundeszentrale für politische Bildung im Auftrag des Bundesinnenministeriums angefertigt wurde, heißt es, die Betroffenen sähen die Aktivitäten zur Realisierung eines Dokumentationszentrums in Sachsen zwar als wichtig an. Aufgrund der von ihnen empfundenen „Bedrohungslage für migrantisch gelesene Menschen sei Sachsen jedoch kein Ort, den Betroffene und Opfer besuchen würden“.

Bei Vorbesprechungen für die Gründung eines Dokumentationszentrums zur rechtsterroristischen NSU-Mordserie haben Überlebende und Hinterbliebene Bedenken gegen einen Standort in Sachsen geäußert. In einer Machbarkeitsstudie zu dem Projekt, die von der Bundeszentrale für politische Bildung im Auftrag des Bundesinnenministeriums angefertigt wurde, heißt es, die Betroffenen sähen die Aktivitäten zur Realisierung eines Dokumentationszentrums in Sachsen zwar als wichtig an. Aufgrund der von ihnen empfundenen „Bedrohungslage für migrantisch gelesene Menschen sei Sachsen jedoch kein Ort, den Betroffene und Opfer besuchen würden“.

Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) war eine Terrorzelle, bestehend aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die von 2000 an jahrelang unerkannt zehn Morde in ganz Deutschland verübte, fünf davon in Bayern. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin. Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen – erst damit war der NSU aufgeflogen. Zschäpe, die einzige Überlebende des Trios, wurde 2018 nach mehr als fünf Jahren Prozessdauer zu lebenslanger Haft verurteilt – als Mittäterin, auch wenn es keinen Beweis gibt, dass sie selbst an einem der Tatorte war.

Das NSU-Kerntrio stammte ursprünglich aus Jena, war Ende der 1990er-Jahre aber in Sachsen untergetaucht und hatte sich in der Region mit Raubüberfällen Geld beschafft. Diese Woche hat die Bundesanwaltschaft vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden Anklage gegen eine mutmaßliche Unterstützerin des Trios erhoben, die laut Mitteilung spätestens Anfang 2007 wusste, „dass die Mitglieder des „NSU“ unter falschen Identitäten im Untergrund lebten und zu diesem Zeitpunkt bereits rassistisch motivierte Morde sowie einige Banküberfälle begangen hatten“.

Die Entscheidung über den Standort des zentralen Dokumentationszentrums, das dem Konzept zufolge durch weitere Orte des Erinnerns ergänzt wird, soll in diesem Jahr fallen. Das Zentrum soll eine kritische Aufarbeitung gewährleisten und dabei auch „das umfassende Versagen des Staates, seiner Sicherheitsbehörden und der gesellschaftlichen Kontrollmechanismen“ thematisieren. Zudem soll es ein Ort der historisch-politischen Bildung sein, der eine Einbettung des NSU-Komplexes in die Geschichte des Rechtsterrorismus nach 1945 vornimmt. Auch ein würdiges Gedenken an die Mordopfer soll dort ermöglicht werden.

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