Altersvorsorge: Rente in Deutschland: So viel haben Senioren wirklich zum Leben

Die gesetzliche Rente ist bei manchen Menschen gering. Doch häufig kommen andere Einkünfte hinzu. Dazu zählt eine eigene Vorsorge oder auch die des Ehepartners. Damit liegt das Einkommen von Rentnern deutlich höher. 

 

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Jeder vierte Rentner erhielt zuletzt eine Altersrente von weniger als 1000 Euro netto im Monat. Nur die Frauen betrachtet, lag der Anteil sogar bei über einem Drittel, wie das Statistische Bundesamt berechnet hat. Da verwundert es kaum, dass die Sorge vor Altersarmut groß scheint: Gut 40 Prozent der Deutschen mit mittlerem sozioökonomischem Status halten laut einer aktuellen Befragung des Allensbach-Instituts ihre bisherigen Anstrengungen zur Altersvorsorge für ungenügend, bei einem hohen Status sind es immer noch fast 28 Prozent. Doch die gesetzliche Rente macht zwar den größten Teil der Einkünfte von Altersrentnern aus, aber eben bei Weitem nicht den einzigen.

Neben Erspartem oder etwa Aktienbesitz wohnen viele Ältere im Eigenheim. So leben laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) sieben von zehn älteren Ehepaaren und die Hälfte der Alleinstehenden in Wohneigentum – was natürlich in ländlichen Regionen viel verbreiteter ist als in den Städten. Ist Haus oder Wohnung abbezahlt, fallen weniger laufende monatliche Kosten an, vom Wert der Immobilie an sich ganz abgesehen.

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Vor allem aber bezieht ein großer Teil der Älteren nicht nur eine gesetzliche Rente, sondern zusätzliche Einkünfte aus privater oder betrieblicher Vorsorge oder weitere Einkommen. So erhielt ein Drittel der Männer ab 65 Jahren 2019 eine Betriebsrente, die Hälfte erzielte zusätzliche Einkommen etwa aus einer privaten Rentenversicherung oder auch Erwerbstätigkeit. Ein Viertel der Frauen in der Altersgruppe bezog eine Betriebsrente, 43 Prozent zusätzliche Einkommen. Letztere können beispielsweise auch aus Vermietungen oder etwa Zinsen stammen. Gerade für viele Rentnerinnen ist darüber hinaus das Einkommen ihrer Ehemänner entscheidend.

Jede vierte Frau über 65 erhält 300 bis 600 Euro

Das durchschnittliche Renteneintrittsalter lag zuletzt bei 64,4 Jahren. Die gesetzliche Rente ist für die Älteren weiterhin die wichtigste Einkommensquelle, 88 Prozent der Männer über 65 Jahre bezogen diese laut BIB 2019. Bei den Frauen waren es aufgrund von Witwenrenten sogar 92 Prozent. Die männlichen Bezieher kamen 2020 im Schnitt auf eine gesetzliche Rente von 1430 Euro brutto pro Monat, die weiblichen auf 1110 Euro. Frauen zahlen durchschnittlich kürzer in die Rentenversicherung ein, arbeiten öfter in Teilzeit und verdienen weniger. Jeweils fast ein Viertel von ihnen erzielte deshalb nur eine gesetzliche Rente zwischen 300 und 600 Euro, 600 und 900 Euro sowie 900 bis 1200 Euro nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen. Nur jede Sechste kam auf über 1200 Euro – bei den Männern dagegen deutlich mehr als die Hälfte, jeder Sechste bezog mehr als 1800 Euro.

Pensionäre und Freiberufler im Ruhestand, wie ehemalige Ärzte oder Anwälte, erhielten aus ihren Altersversorgungssystemen deutlich höhere Beträge: Männliche Beamte in Pension zum Beispiel bezogen im Schnitt fast 3300 Euro. Aus der Alterssicherung der Landwirte hingegen floss nur ein Bruchteil dessen: Männer kamen hier auf durchschnittlich knapp 500 Euro.

Über alle Berufsgruppen und Alterssicherungsformen hinweg, erhielt die Rentnergeneration inklusive privater Vorsorge und Erwerbseinkommen ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 1870 Euro – Männer ab 65 Jahren 2300 Euro, Frauen 1530 Euro. Die Zahl der Erwerbstätigen jenseits des regulären Renteneintrittsalters ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, fast jeder Fünfte in der Gruppe der 65- bis 69-Jährigen arbeitete 2022 laut Statistischem Bundesamt noch. Für den Großteil handelt es sich demnach um einen Zuverdienst, aber immerhin fast 41 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 65 und unter 75 Jahren bestritten damit 2021 hauptsächlich ihren Lebensunterhalt.

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Ältere Ehepaare kommen im Schnitt auf 2900 Euro Nettoeinkünfte

Eine Betriebsrente brachte Rentnern 2019 im Schnitt 660 Euro brutto zusätzlich im Monat, Rentnerinnen 330 Euro. Zusätzliche Einkommen wie aus Erwerbstätigkeit oder privater Vorsorge bedeuteten ein Plus von durchschnittlich 830 Euro brutto bei den Männern ab 65 Jahren und 540 Euro bei den Frauen.

Die insgesamt niedrigeren Einkünfte der Rentnerinnen werden zum Teil von ihren Ehemännern kompensiert. Ehepaare in der Altersgruppe erzielten im Schnitt ein Netto-Haushaltseinkommen von 2910 Euro – mehr als ein Drittel kamen gemeinsam auf über 3000 Euro, jeweils etwa ein Fünftel auf 2500 bis 3000 und 2000 bis 2500 Euro. Allerdings bezogen immerhin neun Prozent der älteren Ehepaare weniger als 1500 Euro. Von den Alleinstehenden musste sogar jeder Sechste mit weniger als 1000 Euro netto auskommen sowie ein Viertel der Männer und ein Drittel der Frauen mit 1000 bis 1500 Euro. Auf Grundsicherung im Alter sind nur rund drei Prozent der über 64-Jährigen angewiesen, 2021 waren das laut Statistischem Bundesamt 589.000 Menschen.

Das Einkommen im Alter hängt stark vom früheren Gehalt ab – wer im Berufsleben weniger verdient, zahlt weniger in die Vorsorge ein. Mehr als die Hälfte der 25- bis unter 65-Jährigen, die weniger als 1500 Euro brutto verdienen, hatten 2019 laut Arbeitsministerium keine zusätzliche Altersvorsorge in Form von Betriebs- oder Riesterrentenversicherung. Letztere waren zwar genauso verbreitet wie unter Besserverdienern, aber die betriebliche Vorsorge hängt klar vom Gehalt ab. Bei einem monatlichen Bruttolohn zwischen 3500 bis 4500 Euro sorgten drei Viertel zusätzlich vor, bei einem höheren Gehalt sogar 85 Prozent.

Eine gesetzliche Rente erhält, wer mindestens fünf Jahre in die gesetzliche Versicherung eingezahlt hat. Je weniger Berufsjahre, desto niedriger die spätere Rente. Nach 45 Beitragsjahren lag die Durchschnittsrente laut Arbeitsministerium 2021 bei knapp 1500 Euro nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge, nach 25 Jahren bei weniger als 900 Euro, nach weniger als 15 Jahren nur bei gut 300 Euro.

Rentner mit kurzen Beitragszeiten verfügen aber teilweise über hohe andere Alterseinkommen, etwa wenn sie im Laufe ihres Berufslebens verbeamtet wurden oder als Selbstständige entsprechend vorsorgten. Das zeigt auch der Vergleich von Rente und Einkommen von Ehepaaren ab 65 Jahren: Je niedriger die gesetzliche Rente, desto höher das Haushaltseinkommen, wie aus Zahlen des Arbeitsministeriums hervorgeht. Gerade geringe Rentenbeträge würden oft durch Zahlungen anderer Alterssicherungssysteme, zusätzliche Einkünfte oder das Einkommen des Ehepartners ergänzt, betont das Ministerium. Ein eindrückliches Beispiel ist die sprichwörtliche Zahnarzt-Gattin, die womöglich eine sehr niedrige gesetzliche Rente bezieht, weil sie auf ein eigenes hohes Erwerbseinkommen nicht angewiesen war.

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Die eigene Vorsorge gewinnt an Bedeutung

Seit sich die Politik entschieden hat, die Altersvorsorge stärker auf mehrere Säulen zu verteilen als nur die gesetzliche Rentenversicherung, ist die Bevölkerung aufgefordert, zusätzlich selbst vorzusorgen. Folglich müssten die private und betriebliche Vorsorge weiter zunehmen. Die Höhe der Betriebsrenten stieg nach Angaben des Arbeitsministeriums zwischen 2003 und 2019 deutlich, auf durchschnittlich knapp 730 Euro brutto bei Männern sowie knapp 290 Euro bei den Eigenrenten von Frauen und 390 Euro bei Witwen. Der Bestand an Rentenversicherungsverträgen hat sich in dem Zeitraum nach Angaben der Versicherungswirtschaft mehr als verdoppelt, zuletzt lag die Zahl bei 46 Millionen – die allerdings nicht mit den Versicherten gleichzusetzen ist, da eine Person mehrere Verträge abschließen kann.

Doch die Dynamik ließ dabei nach, wie das Ministerium erklärt: Die Zunahme bei der betrieblichen Altersvorsorge erfolgte demnach vor allem in den Jahren 2001 bis 2005. Seit Ende 2013 bis 2021 stieg die Zahl der Anwartschaften nur noch von 20,1 Millionen auf 21,2 Millionen. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer betrieblichen Altersversorgung sank zwischen 2015 und 2019 sogar von gut 56 auf knapp 54 Prozent. Bereits 2001 hatte die Quote bei fast 49 Prozent gelegen.

Außerdem sank die Zahl der Lebensversicherungen, ebenfalls eine Möglichkeit zur Altersvorsorge, nach Branchenangaben seit 2005 deutlich. Ein Eigenheim dürfte für die künftigen Rentnergenerationen ebenfalls seltener eine Vorsorgemöglichkeit sein als bisher. Daneben wächst der Anteil der gesetzlichen Rente, auf den Steuern fällig werden; 2040 werden die Renten komplett steuerpflichtig sein.

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Bergbau-Jobs sorgen für hohe Durchschnittsrente im Saarland

Auch regional gibt es so große Unterschiede, vor allem zwischen Ost- und Westdeutschland, dass die Durchschnittswerte allenfalls der groben Orientierung dienen. Rentner im Saarland, wo früher viele Männer in gut bezahlten Bergbau-Jobs arbeiteten, kamen laut BIB 2020 im Schnitt auf eine gesetzliche Altersrente von fast 1470 Euro. Rentnerinnen im Saarland bildeten mit gut 640 Euro gleichzeitig das Schlusslicht der Spanne regionaler Unterschiede. Die höchsten gesetzlichen Renten unter den Frauen bezogen Brandenburgerinnen mit 1085 Euro. Bei den Männern belegten Berliner mit knapp 1230 Euro den letzten Platz.

Die heutige Rentnergeneration ist somit zumindest im Durchschnitt deutlich besser gestellt als oft wahrgenommen. Allerdings ändert das nichts daran, dass eine nicht unwesentliche Gruppe mit einem niedrigen Einkommen ihren Lebensunterhalt bestreiten muss, auch in Zukunft, zumal das Rentenniveau weiter sinken dürfte. Gerade Geringverdiener können weniger zusätzlich vorsorgen.

Frauen dürften die bisher großen Geschlechterunterschiede eine Warnung sein: Der Abstand zu den Männern bei der eigenen gesetzlichen Rente wird kleiner, die Scheidungsquote lag zuletzt aber immer noch bei 35 Prozent. Ein gutes Gehalt ist die beste Absicherung fürs Alter – für beide Geschlechter.
 

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