Schülervertretung : Handyverbot an Schulen: „Wer sein Handy benutzen will, tut das heimlich – trotz Verbot“

Auf der Schule der Münchner Schülervertreterin Izana Florek, 17, sind Handys erlaubt, auf dem Pausenhof und im Unterricht. Hier erzählt sie, wie das funktioniert und wie man es schaffen kann, dass das Handy auch ohne Verbot in der Tasche bleibt.

Izana, aktuell wird darüber diskutiert, ob ein Handyverbot an Schulen sinnvoll ist. In Bayern darf seit letztem Schuljahr jede Schule selbst entscheiden, ob Handys erlaubt sind oder nicht und in welchem Rahmen. Wie ist das an deiner Schule? 
An meiner Schule darf man das Handy uneingeschränkt nutzen. Im Unterricht sowie auch außerhalb des Unterrichts. Man kann also auch während des Unterrichts Nachrichten schreiben oder etwas nachsehen. 

Wie wird es an anderen Schulen gehandhabt?
Das ist sehr unterschiedlich. Oft gibt es Teilverbote. Im Unterricht ist das Handy dann verboten, aber in bestimmten Bereichen, sogenannten Handyzonen, erlaubt. 

Wie war es, als es noch ein generelles Handyverbot an Bayerns Schulen gab? 
An meiner Schule gab es das Verbot nur teils, da ich auf eine private Schule gehe. Aber ich tausche mich ja viel mit Schülerinnen und Schülern aus anderen Schulen aus. Die meisten haben gesagt: Wer sein Handy benutzen will, tut das heimlich – trotz Verbot. 

Die Münchner Schülervertreterin Izana Florek wünscht sich, dass Schülerinnen und Schüler in Entscheidungsfindungen mehr einbezogen werden
© Privat

Und das merken die Lehrer nicht?
Meistens nicht. Die Schüler finden eigentlich immer Mittel und Wege, um ihr Handy zu nutzen, zum Beispiel auf der Toilette oder sie stecken es in ein großes Federmäppchen. Da fällt es oft gar nicht auf. 

Was macht ihr mit euren Handys in der Schule? 
Nachrichten schicken, Fotos machen, Social Media. So verschiedene Sachen, um sich halt zu beschäftigen. 

Interview Handyverbot20:02

Glaubt ihr, dass ein generelles Handyverbot überhaupt Sinn macht?
Das ist weder sinnvoll noch umsetzbar, darüber sind wir uns alle einig. Gerade bei den unteren Stufen, also ab der fünften Klasse, funktioniert das nicht, da das Handy da noch so spannend ist und die meisten gerade erst in die digitale Welt einsteigen. In der Oberstufe ist das alles gar nicht mehr so interessant. 

An deiner Schule darf man Handys uneingeschränkt nutzen. 
Ja, aber jede Lehrkraft handhabt das ein bisschen anders. Manche Lehrer möchten nicht, dass man das Handy benutzt, wenn sie gerade sprechen. Andere sehen das lockerer. Theoretisch darf man es aber durchgehend nutzen.

Und wie funktioniert das?
Ich habe das Gefühl, dass im Unterricht viel weniger Leute am Handy sind als zu der Zeit, als es noch verboten war. Das ist ein Positivbeispiel. Ich denke, dieser Freiraum hat dazu geführt, dass die Schüler damit einfach reflektierter umgehen und es nur nutzen, wenn sie es wirklich brauchen. Natürlich muss man auch sagen, dass wir bereits in der Oberstufe sind, in der das Handy sowieso nicht mehr den Stellenwert wie in der Unterstufe hat. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass ein Verbot die Handynutzung nur noch interessanter macht. 

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Was wäre denn eure Vorstellung, wie man mit dem Thema „Handynutzung“ umgehen sollte? 
Dass man mehr darüber aufklärt, wie man das Handy auch sinnvoll nutzen und in den Unterricht einbauen kann. Da gibt es zum Beispiel das altbekannte „Kahoot“, eine interaktive Lernsoftware, mit der man den Lernstoff wiederholen kann und schnell merkt, ob man das wirklich verstanden hat oder nicht. Was bei uns, aber auch an anderen Schulen, genutzt wird, ist „Mentimeter“. Damit kann man dem Lehrer Feedback geben. Zudem denken wir, dass es generell gut wäre, den Unterricht interaktiver zu gestalten und man mehr dazu angehalten ist, mitzumachen. Wahrscheinlich werden Handys auch oft benutzt, weil sich manche Schüler langweilen oder nicht mitkommen. Vielleicht ist das der Kernpunkt. Viele wollen sich mit ihren Handys einfach ablenken. Wird der Unterricht spannend gestaltet, greift man weniger zum Handy.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr bei der aktuellen Diskussion eingebunden werdet? 
Bisher hat uns kaum jemand gefragt, was wir davon halten. Meistens werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Diese Partizipation von Schülern im Aufbau von Bildung und Schule ist allgemein schwierig.

Was würdet ihr euch wünschen?
Dass man auf Schüler und Schülervertretungen zugeht und sie zum Beispiel ein Konzept ausarbeiten lässt, das man dann einfach einmal ausprobiert. Und dann schaut man: Klappt das oder klappt das nicht? Ich denke, Freiheiten führen dazu, dass man sich mehr mit einem Thema beschäftigt und sich auch verantwortlicher fühlt. Daher wäre es für alle Seiten gut, wenn man die Schüler mehr in Entscheidungen mit einbezieht. 

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