Verteidigungsminister Boris Pistorius gilt einer Mehrheit der Deutschen als kompetent, führungsstark und vertrauenswürdig. Ideale Eigenschaften fürs Kanzleramt. Doch Amtsinhaber Olaf Scholz denkt gar nicht daran, für ihn Platz zu machen.
Eine knappe Hälfte der Deutschen ist der Meinung, dass Boris Pistorius ein besserer Kanzler wäre als Olaf Scholz (beide SPD). Das stern-Eigenschaftsprofil, das das Meinungsforschungsinstitut Forsa in unregelmäßigen Abständen für Spitzenpolitiker erhebt, zeigt nun, worin genau die Stärken des Verteidigungsministers bestehen. 62 Prozent der Deutschen sagen, dass er verständlich rede, 56 Prozent halten ihn für kompetent und 51 Prozent für vertrauenswürdig. Der letzte Wert ist angesichts der allgemeinen Vertrauenskrise ein ungewöhnliches hohes Ergebnis.
Boris Pistorius gilt als sehr viel führungsstärker als Olaf Scholz
Den größten Vorsprung gegenüber Olaf Scholz erzielt Pistorius beim Kriterium Führungsstärke. 50 Prozent schreiben ihm diese Eigenschaft zu – das sind 40 Prozent mehr als beim Kanzler. Das Profil für Scholz wurde zuletzt im Dezember abgefragt. 49 Prozent der Deutschen finden den Verteidigungsminister zudem sympathisch. Die geringste Zustimmung erreicht Pistorius in dem Punkt „weiß, was die Menschen bewegt“. Das trauen ihm nur 36 Prozent zu. Das ist immer noch ein guter Wert, aber zeigt, dass die Ampel-Koalition auch nach einem Personalwechsel noch Akzeptanzprobleme hätte.
Die insgesamt guten Werte für den Verteidigungsminister sind darauf zurückzuführen, dass er nicht nur bei den Anhängern der Ampel-Parteien, sondern auch bei den Wählern von CDU/CSU hohes Ansehen genießt. Unions-Anhänger sagen zu 73 Prozent, dass Pistorius kompetent sei. Das sind sogar sechs Prozentpunkte mehr als bei den Wählern der SPD. Sogar bei Anhängern der AfD, die Vertretern anderer Parteien so gut wie nie positive Eigenschaften zuschreiben, kann der SPD-Mann punkten. In einem Kriterium überspringt er auch beim Klientel der Rechtspopulisten die 50-Prozent-Marke. 57 Prozent der AfD-Wähler finden, dass Pistorius verständlich rede.
Boris Pistorius dürfte es mit der SPD-LInken schwer haben
Trotz der eindeutigen Umfrageergebnisse gilt ein schneller Kanzlerwechsel in Berlin als äußerst unwahrscheinlich. Der Amtsinhaber hofft – wie im Wahlkampf 2021 – noch eine Aufholjagd hinlegen zu können. Außerdem dürfte es dem Partei-Rechten Pistorius noch schwerer als Scholz fallen, die SPD-Linke hinter sich zu versammeln. Und schließlich wird darauf verwiesen, dass der Regierungschef für die Zerstrittenheit der Ampel-Koalition abgestraft werde, an der sich allein durch einen Wechsel im Kanzleramt wenig ändern würde.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland am 22. und 23. Februar erhoben. Datenbasis: 1000 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte