Lästige Allergie: Heuschnupfen oder Erkältung? So erkennen Sie den Unterschied

Immer früher im Jahr beginnt für viele der lästige Heuschnupfen. Oder ist es vielleicht doch eine Erkältung? Wir verraten Ihnen, an welchen Symptomen Sie erkennen, ob Pollen hinter der Schniefnase stecken oder doch Viren. 

Juckende Haut, laufende Nase, tränende Augen – viele Pollenallergiker spüren immer häufiger bereits im Januar oder Februar die ersten Symptome ihres Heunschnupfens. Durch den Klimawandel blüht so manche allergieauslösende Pflanze früher und die Pollen ärgern die Allergiker. 

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Heuschnupfen.

Wer bekommt Heuschnupfen?

Es gibt Hinweise darauf, dass die Veranlagung zu Heuschnupfen zumindest teilweise vererbt wird. Besonders häufig erwischt es Menschen, deren Eltern oder Geschwister ebenfalls unter Allergien leiden. Viele Forscher glauben außerdem, dass übermäßige Hygiene den Körper anfällig für Allergien wie Heuschnupfen macht. Das unterbeschäftigte Immunsystem, eigentlich verantwortlich für die Abwehr von Krankheiten, spielt verrückt, sobald es mit Fremdkörpern in Berührung kommt. Wer hingegen als Kind im Dreck spielen durfte und auf diese Weise oft mit Bakterien in Kontakt kam, dessen Immunsystem ist offenbar abgehärtet und kann die Pollenattacken als harmlos einordnen. Rund 15 Prozent der Deutschen haben laut Robert Koch-Institut Heuschnupfen – von 80 Millionen Einwohnern sind das 12 Millionen.

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Wie entsteht Heuschnupfen?

Wie alle Allergien ist Heuschnupfen eine Überreaktion des Immunsystems: Der Körper identifiziert an und für sich harmlose Stoffe als feindlich. Bei Heuschnupfen ist es der Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Kräutern, der den Körper in Alarmzustand versetzt – genauer gesagt die Eiweiße, die die Oberfläche der Pollen bedecken.

Beim ersten Kontakt mit den Pollen bildet das Immunsystem sogenannte IgE-Antikörper, um sich später gegen eine Attacke des vermeintlich gefährlichen Stoffs wehren zu können. Diese werden von nun an jedes Mal aktiv, wenn der Körper mit dem Allergieauslöser in Berührung kommt: Sie sorgen dafür, dass das Hormon Histamin ausgeschüttet wird. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, die Muskeln in den Bronchien ziehen sich zusammen – es kommt zu einer allergischen Reaktion.

Wann fliegen die Pollen?

Generell gilt: Die Ruhepausen für Heuschnupfen-Geplagte werden immer kürzer, was unter anderem am milden Klima liegt. Frühblüher wie Hasel und Erle können schon im Januar die ersten Pollen fliegen lassen, und auch das Ende des Pollenflugs verlagert sich immer mehr in den Herbst hinein. Mitunter sind im November noch die letzten Gräser- und Brennesselpollen unterwegs. Hochsaison für Pollen sind jedoch nach wie vor die Monate April bis Juli.Pollenflugkalender für Deutschland: Diese Übersicht basiert auf den Flugdaten einzelner Pollen der vergangenen Jahre. Die Buchstaben über der Tabelle markieren die Monate.
© Daten: pollenstiftung.de; Grafik: P. Rösing

Unterscheiden kann man zwischen drei Typen von Pollenallergikern: Der Frühlingstyp reagiert allergisch auf Baumpollen wie Birke, Erle, Hasel oder Ulme. Dem Sommertyp machen besonders die Pollen von Gräsern und Getreide zu schaffen, etwa Roggen, Wegerich oder Brennessel. Der Herbsttyp ist anfällig für Unkrautpollen wie Beifuß, Jakobskreuzkraut und Traubenkraut.

Welche Pollen aktuell in der Luft sind und wie groß die jeweilige Belastung ist, sehen Sie auf dieser Übersichtsseite des Deutschen Wetterdienstes (DWD). 

Wie fühlt sich Heuschnupfen an?

Heuschnupfen fühlt sich nicht bei jedem Betroffenen gleich an. Einige Allergiker klagen über heftige Niesattacken und Fließschnupfen. Bei anderen juckt die Nase oder ist völlig verstopft und geschwollen. Viele leiden unter roten, juckenden und tränenden Augen, die sehr lichtempfindlich sind.

Hinzu kommen Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Reizbarkeit. In schlimmen Fällen kommt es zu Asthma-Anfällen mit Atemnot.

Woher weiß ich, dass ich Heuschnupfen habe und keinen Schnupfen?

Sicher, wenn im Frühling die Nase läuft, kann auch ein ganz normaler Schnupfen schuld sein. Hält die vermeintliche Erkältung aber wochenlang an, steckt wahrscheinlich eine Allergie dahinter. Im Gegensatz zum „normalen“ Schnupfen ist Heuschnupfen außerdem wetterabhängig: Da nach längerem Regen weniger Pollen in der Luft unterwegs sind, lassen die Beschwerden nach. Und auch wenn das Jucken und Niesen nur in der Nähe bestimmter blühender Bäume und Sträucher auftritt, ist das ein Indiz für Heuschnupfen.

Treffen diese Punkte zu, sollte man sich beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Dermatologen, Allergologen oder Allgemeinmediziner zum Allergie-Test anmelden.

Wie kann der Arzt Heuschnupfen feststellen?

Der gängigste Weg, um Allergien festzustellen, ist der sogenannte Prick-Test. Dabei nimmt der Arzt winzige Tropfen verschiedener allergieauslösender Substanzen und trägt sie an der Innenseite des Arms auf. Zuvor wird die Haut an dieser Stelle mit einer Nadel eingeritzt, damit der Stoff in den Organismus gelangt. Reagiert der Patient allergisch auf einen der aufgetragenen Stoffe, beginnt die Haut nach wenigen Minuten zu jucken. Oft entstehen auch rote Quaddeln.

Eine andere Methode ist der Bluttest, bei dem der Arzt das Blut auf bestimmte Antikörper gegen allergene Stoffe untersucht.

Um ihre Vermutung abzusichern, verwenden manche Ärzte den Provokationstest: Dabei werden Pollen direkt auf die Nasenschleimhaut aufgesprüht.

Was hilft gegen Heuschnupfen?

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die die Heuschnupfensaison für Allergiker einigermaßen erträglich machen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie behandeln nicht die Ursache der Allergie, sondern lindern nur die Symptome.

Schon vor der Pollensaison kann man mit sogenannten Mastzellstabilisatoren dafür sorgen, dass der Heuschnupfen weniger stark ausbricht. Nasen- oder Augentropfen mit diesem Wirkstoff bewirken, dass der Körper weniger Histamin ausschüttet.

Doch wenn die Nase erst mal juckt und trieft, helfen Mastzellstabilisatoren nicht mehr. Dann sind Antihistaminika gefragt: Sie lindern die Wirkung des Hormons Histamin. Es gibt sie als Nasenspray, als Tropfen und in Tablettenform. Im Gegensatz zu den frühen Medikamenten dieses Typs machen neuere Antihistaminika kaum noch müde.

Noch wirksamer sind Kortisonpräparate; sie wirken aber nicht so schnell wie Antihistaminika. Kortison hat zu Unrecht einen schlechten Ruf – kortisonhaltige Augentropfen und Nasensprays haben heute kaum noch Nebenwirkungen.

Allenfalls zur kurzfristigen Linderung der Beschwerden eignen sich abschwellende Nasentropfen, wie sie auch bei „normalem“ Schnupfen zum Einsatz kommen. Eine Dauerlösung sind sie aber nicht: Schon nach zehn Tagen Behandlung kann ein Gewöhnungseffekt eintreten.

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Was kann ich im Alltag gegen Heuschnupfen tun?

Es gibt eine Reihe von simplen Tipps, die Allergikern das Leben mit Heuschnupfen leichter machen. In ländlichen Gebieten ist die Pollenkonzentration meist in den Morgen- und Mittagsstunden am höchsten – in der Stadt dagegen am Abend. „Daher sollte auf dem Land eher in den Abendstunden und in der Stadt lieber in den Morgenstunden gelüftet werden“, rät der DAAB. Außerdem kann es sinnvoll sein, vor dem Schlafengehen die Haare zu waschen, um mögliche Pollen auszuspülen. Auch sollte Straßenkleidung nie im Schlafzimmer abgelegt werden.

Kann man Heuschnupfen heilen?

Heilen lässt sich Heuschnupfen bisher nur mit der spezifischen Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt. Sie funktioniert wie eine Impfung: Das Immunsystem wird so lange mit einem Extrakt der allergieauslösenden Pollen konfrontiert, bis es merkt, dass er harmlos ist.

Entweder spritzt der Arzt den Pollenextrakt, oder er träufelt ihn unter die Zunge – anfangs nur eine winzige Dosis, die später nach und nach erhöht wird. Im Laufe der Behandlung gewöhnt sich der Körper an den Stoff: Die Allergie wird schwächer und verschwindet häufig ganz. Mittlerweile gibt es auch Tabletten für die Einnahme zuhause. 

Der Nachteil der Hyposensibilisierung: Sie ist sehr langwierig und nicht immer erfolgreich. Bis eine Allergie schließlich vertrieben ist, dauert es drei bis vier Jahre – bei anfangs wöchentlichen, später monatlichen Sitzungen. Die Erfolgsquote liegt bei rund 80 Prozent.

Am erfolgreichsten ist die Therapie bei Kindern und Jugendlichen. Je länger ein Patient schon mit dem Heuschnupfen gelebt hat, desto geringer ist die Chance auf Heilung.

Welche Krankheiten kann Heuschnupfen auslösen?

Heuschnupfen lässt die Schleimhäute anschwellen und schwächt die Abwehr. Bakterien haben leichtes Spiel. Deshalb erkranken Pollenallergiker häufig an Nebenhöhlenentzündungen und Mittelohrentzündungen, die sogar chronisch werden können.

Hinzu kommt, dass eine Allergie oft andere nach sich zieht. Pollenallergiker haben ein höheres Risiko, Allergien gegen bestimmte Nahrungsmittel, gegen Hausstaub oder Tierhaare zu entwickeln.

Bei jedem dritten bis vierten Heuschnupfenpatient kommt es zu einem sogenannten „Etagenwechsel“. Die Pollenallergie verlagert sich in die Lunge und Asthma entsteht: eine chronische Krankheit der Atemwege mit Anfällen von Atemnot, Husten und Kurzatmigkeit.

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