Tuchel-Entlassung: Ist der FC Bayern untrainierbar? Was der hohe Trainer-Verschleiß für den Klub bedeutet

Die Amtszeit von Trainern beim FC Bayern ist meist recht kurz. Das wirft Fragen auf, welche Fehler die Vereinsführung macht und wie groß die Macht der Mannschaft ist. Die Suche nach einem neuen Coach könnte sich schwierig gestalten.

Joachim Löw hat nicht vor, Trainer des FC Bayern zu werden. Der Name des ehemaligen Bundestrainers wird in schöner Regelmäßigkeit genannt, wenn ein europäischer Verein einen neuen Coach sucht. Löw ist seit Sommer 2021 arbeitslos und möchte zurück an die Seitenlinie, aber als Nationaltrainer. Sein Ziel sei es, eine Nationalelf bei der WM 2026 zu coachen, die in Kanada, USA und Mexiko stattfindet, sagte Löw „Welt TV“. Ab dem Sommer sei er für eine neue Aufgabe bereit.

Die Bayern seien für ihn aber kein Thema. „Es gibt wahrscheinlich verschiedene Gründe. A haben die Bayern kein Interesse an meiner Person, wahrscheinlich als Trainer und ich hätte auch kein Interesse an Bayern München“, sagte Löw. Was macht eigentlich Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt? 13.22

Auch Jürgen Klopp, der sofort als Kandidat gehandelt wurde, sagte schnell ab. Klopp ließ seinen Berater Marc Kosicke erneut bekräftigen, dass er nach seiner Zeit beim FC Liverpool ein Jahr Pause machen wolle. 

Löw und Klopp stehen also definitiv nicht zur Verfügung, wenn Thomas Tuchel den Verein nach der Saison verlassen wird. Dass Tuchel bis dahin tatsächlich im Amt bleibt, erscheint nach dem mühsamen und knappen 2:1-Sieg über RB Leipzig am Samstagabend realistisch.

Die Trainerfrage wird den FC Bayern lange begleiten

Dennoch wird die Trainerfrage den Klub bis zu einer endgültigen Entscheidung begleiten, und es dürfte bis dahin über einige Namen spekuliert werden. Dabei wird die Frage eine Rolle spielen, wie attraktiv der FC Bayern tatsächlich ist. Der Trainer-Verschleiß des erfolgreichsten deutschen Klubs war schon immer groß. Zuletzt kam aber ein weiterer Faktor hinzu, der einen potentiellen Coach davon abhalten könnte, zu den Bayern zu gehen. Es ist die Frage, ob die Mannschaft überhaupt trainierbar ist.

Dass sie intern gestellt wird, bewies Bayern-Präsident Herbert Hainer nach dem Sieg gegen RB Leipzig, als er sagte: „Die Mannschaft ist nicht untrainierbar.“ Tuchel selbst hatte angedeutet, dass er nicht das einzige Problem sei, das der FC Bayern habe. Er habe eine ausführliche Analyse seiner Arbeit vorgelegt und viele Dinge offengelegt (auch viel Selbstkritik).

Die Frage ist ja berechtigt, welche Rolle ein verkrustetes Mannschaftsgefüge und Fehler der alten (Kahn, Salihamidzic) wie der neuen Klubführung (Dreesen, Freund) in der letzten Krise spielten. Hansi Flick scheiterte trotz seiner überwältigenden Erfolge daran, dass er sich mit Sportvorstand Salihamidzic überwarf. Nagelsmann und Tuchel veränderten die Mannschaft personell und taktisch und verloren. Trainer haben an der Säbener Straße keinen leichten Stand. Auch Carlo Ancelotti und Nico Kovac waren nur Kurzzeit-Gäste auf der Trainerbank, weil sie am Ende im Verein und in der Mannschaft nicht akzeptiert wurden.

Xabi Alonso soll Zweifel angemeldet haben

Der hohe Trainer-Verschleiß könnte zu einem Problem auf der Suche nach einem neuen Coach werden. Der Kandidaten-Kreis ist naturgemäß für einen Trainer-Spitzenjob nicht besonders groß. So kommt der häufig genannte Sebastian Hoeneß kaum in Frage, weil der Neffe von Uli Hoeneß schlicht zu jung und unerfahren ist. Tuchel Sieg 8.50

Zum engsten Kandidaten-Kreis gehört aber definitiv Xabi Alonso von Bayer Leverkusen, den sie am liebsten nach München lotsten würden. Alonso wird seit jeher als zukünftiger, großer Trainer gehandelt. Er war zudem Profi bei den Bayern und stellt aktuell in Leverkusen unter Beweis, dass er tatsächlich über ein gewaltiges Talent verfügt. Es würde auch deshalb so gut passen, weil die Bayern der Konkurrenz  schon immer die besten Leute weggekauft haben. Die Methode war auf zweifache Weise sehr erfolgreich: Sie schwächte die Gegner und stärkte die Bayern.

Das gute, alte „Zwei Fliegen mit einer Klappe“-Prinzip könnte diesmal aber scheitern. Wie es aus „Leverkusener Vereinskreisen“ heißt, soll der begehrte Trainer Zweifel haben, ob der Schritt nach München für seinen weiteren Trainer-Karriereweg der richtige sei. Stattdessen favorisiere der Baske einen Verbleib in Leverkusen oder einen Wechsel zum FC Liverpool, wo Klopp am Saisonende bekanntlich aufhört. 

Die Bayern müssen darauf hoffen, das der künftige Sportvorstand Max Eberl mehr Kontinuität und Ruhe in den Verein bringt. Am Montag wird der Aufsichtsrat der Bayern die Personalie bestätigen und Eberl seinen Job bald antreten. Er wird einiges zu tun haben. Eberl muss die Mannschaft im Sommer umbauen und einen neuen Trainer finden. Beides wird nicht leicht.

Quellen: DPA, „tz„, „Kicker„, „Frankfurter Rundschau“, „The Athletic„.

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