Altersvorsorge: Reich in Rente: So viel müssen 30-Jährige anlegen

Wer im Alter auf großem Fuß leben will, sollte früh mit dem Sparen anfangen – der Zinseszinseffekt macht einiges möglich. Unsere Beispielrechnung zeigt: So viel muss eine 30-Jährige heute sparen, um reich in Rente zu gehen

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Die meisten Menschen erträumen sich einen komfortablen Lebensabend: cocktailschlürfend auf dem Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffs oder blumengießend im eigenen Garten. Doch die Realität in Deutschland sieht für viele anders aus. Die Angst vor Altersarmut hängt als Damoklesschwert über vielen – gerade jüngeren und weiblichen – Erwerbstätigen. Wer sich bis zur Rente eine goldene Nase erspart haben möchte, braucht daher einen langen Atem und einen guten Plan. 

Die gute Nachricht: Wer früh mit der Vorsorge anfängt, hat zumindest bessere Chancen auf Altersreichtum statt Altersarmut. Zu verdanken ist das dem Zinseszinseffekt, den schon Albert Einstein als das „achte Weltwunder“ bezeichnet hat. Davon profitiert, wer seine regelmäßigen Erträge auf Erspartes nicht aus dem Spartopf entnimmt, sondern immer wieder reinvestiert – seien es Zinserträge oder Aktiengewinne durch Verkäufe sowie Dividenden. So fallen auf die Gewinne wiederum Zinsen an und das Kapital vermehrt sich dadurch von selbst. Zeit ist dabei ein wesentlicher Faktor. Ein Beispiel: Wer 10.000 Euro mit jährlich vier Prozent Zinsen auf einem Festgeldkonto anlegt, hätte dank Zinseszinseffekt nach zehn Jahren 14.802 Euro auf dem Konto. Hatte das Geld 20 Jahre Zeit, sich zu vermehren, läge der Kontostand bei 21.911 Euro. Und wer mit 30 Jahren 10.000 Euro für die Rente spart und es in den 37 Jahren bis zum Renteneintrittsalter nicht anrührt, hätte mit 67 Jahren rund 42.681 zu Verfügung. 

Noch rosiger sieht die Rechnung aus, wenn Anleger am Aktienmarkt investieren: Wer 37 Jahre lang einen Einmalbetrag in einen ETF auf den MSCI World anlegt, hat historisch betrachtet mit Renditen von 7,5 Prozent zu rechnen. Aus den 10.000 Euro würden innerhalb von 37 Jahren 145.249 Euro werden. Dabei sind bereits ETF-Gebühren in Höhe von 0,2 Prozent pro Jahr mit eingerechnet, die Kapitalertragssteuer dagegen noch nicht. Mit diesem Betrag ist man als Rentner zwar noch nicht reich. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass das Geld im Laufe der 37 Jahre aufgrund der Inflation an Kaufkraft verlieren wird. Die Beispiele zeigen aber das Wunder des Zinseszinseffekts: Innerhalb eines so langen Zeitraums kann sich das Vermögen vervierfachen oder sogar vervierzehnfachen, wenn man es nur klug anlegt. Selbst ausrechnen können Sparer den Zinseszinseffekt auf Spareinlagen, Gehaltssteigerungen oder auch bei der Inflation am einfachsten mit Online-Rechnern, zum Beispiel Zinsen-Berechnen.de.

Komplizierte Rechnung

Doch wie viel Geld muss ich nun sparen, um im Alter reich zu sein? Die Antwort auf diese Frage ist kompliziert, denn was man unter Reichtum versteht, ist höchst individuell. Etwas Kontext kann ein Blick auf den deutschlandweiten Vergleich bieten: Dort liegt das Median-Nettoeinkommen von Rentnern bei monatlich 1.947 Euro. Das zeigt ein Rechner des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln. Wer als Rentner monatlich mehr zu Verfügung hat, gehört also zur wohlhabenderen Hälfte der Bevölkerung. Mit rund 3.460 Euro oder mehr Rente pro Monat würde man aktuell hierzulande zu den obersten zehn Prozent zählen.

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Da die Lebenshaltungskosten und Wünsche jedoch für jeden unterschiedlich ausfallen, ergibt es wenig Sinn, Reichtum nur anhand des Vergleichs mit anderen zu definieren. Angenommen, man hat bereits einen sicheren Job und ein Gehalt, mit dem man gut auskommt, ist es klüger auszurechnen, wie hoch das letzte Nettoeinkommen vor dem Renteneintritt sein wird. Wer dann eine monatliche Rente anpeilt, die genauso hoch sein oder darüber liegen wird, dürfte es im Alter im Idealfall finanziell behaglich haben. 

Dabei sollten Erwerbstätige Gehaltssteigerungen einkalkulieren. Im Durchschnitt stiegen die Löhne in Deutschland seit dem Jahr 1992 um rund 2,5 Prozent pro Jahr. Nehmen wir als fiktive Sparerin beispielsweise Mila: Sie verdient im Alter von 30 Jahren 2.500 Euro netto pro Monat. Das wären bei regelmäßigen Gehaltssteigerungen – wir gehen von 2,5 Prozent im Jahr aus – nach 37 Jahren rund 6.233 Euro netto im Monat. So hoch wird ihre gesetzliche Rente aber vermutlich nicht ausfallen. Im nächsten Schritt sollte sie also einen Blick auf die jährliche Information der Deutschen Rentenversicherung werfen. Die Hochrechnung gibt Auskunft darüber, wie hoch die gesetzliche Rente voraussichtlich sein wird, Gehaltsanpassungen mit einkalkuliert. Unsere Beispiel-Sparerin rechnet demnach: 6.233 Euro minus die erwartete gesetzliche Rente. 

Gehen wir davon aus, es kommt dabei eine Rentenlücke von monatlich 2.000 Euro raus. Nun muss Mila ihre Ersparnisse so planen, dass diese Lücke bis zum Renteneintritt mindestens gestopft ist. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, zusätzlich fürs Alter vorzusorgen: Darunter fallen etwa die Betriebliche Altersvorsorge, Lebensversicherungen, Riester-Rente, die Rürup-Rente für Selbstständige, Immobilien-Einkünfte, Spareinlagen und Wertpapiervermögen. Was da der richtige Ansatz ist, hängt von vielen Faktoren ab, darunter die individuelle Risikoneigung. So oder so lautet eine Faustregel: Bei der Vorsorge ist es wie beim Vermögensaufbau sinnvoll, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, sich also auf mehrere Bausteine zu verlassen. 

Um auszurechnen, wie viel Geld eine heute 30-Jährige sparen muss, um im Alter ihre Reichtums-Ziele zu erreichen, rechnen wir der Einfachheit halber mit einem ETF-Sparplan. Bei dieser Variante legt die Anlegerin für die kommenden 37 Jahre monatlich einen festen Betrag in einen ETF an, um das Geld dann ab dem Renteneintritt zu entnehmen. Wichtig ist dabei die Frage: Wie lange sollen die Ersparnisse reichen? Laut Statistischem Bundesamt hat jemand, der heute 30 Jahre alt ist, also Anfang der 1990er-Jahre geboren wurde, eine durchschnittliche Lebenserwartung von 73 (Mann) bzw. 79 (Frau) Jahren. Die Ersparnisse müssten demzufolge bei einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren nur sechs bzw. zwölf Jahre ausreichen. Allerdings könnte die Anlegerin auch 90 Jahre alt werden – dann wäre es schlecht, wenn die Ersparnisse bereits mit 79 Jahren aufgebraucht sind. Daher sollten Sparer auf Nummer sicher gehen und mit einer höheren Lebenserwartung rechnen.

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Langer Atem beim Sparen für die Rente

Mila rechnet damit, dass sie 90 Jahre alt wird. Ab einem Renteneintritt von 67 Jahren müsste ihr Geld demnach noch 23 Jahre reichen. Bei einer Rentenlücke von 2.000 Euro im Monat rechnet sie: 

23 Jahre x 12 Monate x 2.000 Euro = 552.000 Euro.

Aufgrund der Inflation benötigt Mila allerdings in 37 Jahren mehr Geld, um sich dasselbe leisten zu können, wie heute. Gehen wir von einer durchschnittlichen Inflationsrate von zwei Prozent pro Jahr aus, dann würde sie in 37 Jahren insgesamt 1,15 Mio. Euro auf der hohen Kante benötigen. Das klingt zunächst nach exorbitant viel Geld. Umso mehr stellt sich die Frage: Wie viel Geld müsste Mila jeden Monat sparen, damit sie das Geld zum Renteneintritt zu Verfügung hat? 

Mithilfe eines Sparratenrechners lässt sich das ganz einfach kalkulieren: Ohne Anfangskapital müsste Mila bei einer Ansparzeit von 37 Jahren und einer durchschnittlichen monatlichen Rendite von 7,5 Prozent im Monat 510 Euro sparen, um am Ende auf die 1,15 Mio. Euro zu kommen. Und wenn sie im Alter reich leben will – was auch immer sie darunter versteht – legt sie jeden Monat noch ein paar Euro drauf. 

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