Vier Tote in Valencia: Hochhaus brennt wie eine riesige Fackel, „als ob es aus Stroh wäre“

In Valencia weckt der Brand eines Hochhauses Erinnerungen an das verheerende Feuer im Londoner Grenfell Tower. Auch der Wohnblock in der ostspanischen Metropole war mit hochbrennbarem Polyurethan verkleidet.

In Valencia sind bei einem Hochhausbrand mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Schätzungsweise 14 weitere Personen wurden nach Angaben der Feuerwehr bei dem Brand am Donnerstagabend in der ostspanischen Hafenstadt verletzt, darunter sechs Feuerwehrleute. Es sei unklar, ob noch Menschen vermisst würden, sagte Vize-Rettungschef Jorge Suárez Torres in der Nacht zum Freitag. 

Das erst wenige Jahre alte Gebäude mit 138 Wohnungen auf 15 Stockwerken stand in kürzester Zeit komplett in Flammen und glich zeitweise einer riesigen Fackel. Das Feuer sei in einer Wohnung in einem der unteren Stockwerke ausgebrochen und habe sich über die Fassade auch wegen starker Winde so schnell ausgebreitet, meldete der Fernsehsender TVE. STERN PAID 11_23 AfD Freiwillige Feuerwehr 14.37

22 Löschmannschaften waren demnach im Einsatz. Im Internet verbreitete Aufnahmen zeigten, wie Feuerwehrleute einen Vater und dessen Tochter von einem Balkon retteten.

Eine Vertreterin der örtlichen Ingenieurskammer sagte dem Sender A Punt, das Feuer habe sich deshalb so rasch ausbreiten können, weil die Fassade mit hochbrennbarem Polyurethan verkleidet war. Der Anwohner Luis Ibanez sagte TVE, das Gebäude habe „innerhalb von Minuten“ lichterloh gebrannt, „als ob es aus Stroh wäre“.

Behörden in Valencia errichten ein Feldlazarett

Die Behörden errichteten am Abend vorsorglich ein Feldlazarett in der Nähe des Großbrandes, meldeten spanische Medien. Zudem sei Hilfe von Soldaten der militärischen Nothilfe-Einheit UME zum Kampf gegen die Flammen angefordert worden, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE. Die UME wird sonst bei großen Waldbränden eingesetzt. 

Die Löscharbeiten dauerten in der Nacht zum Freitag an. Die vier Todesopfer wurden laut Medienberichten mit Hilfe von Drohnen entdeckt, die Löschmannschaften konnten das Gebäude zunächst nicht betreten.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez reagierte erschüttert auf den „schrecklichen Brand“. Er habe den örtlichen Behörden „jede notwendige Unterstützung“ zugesagt, erklärte er im Onlinedienst X, ehemals Twitter.

Der Fall weckt Erinnerungen an die Tragödie im Londoner Grenfell Tower im Jahr 2017. Beim Brand des 24-stöckigen Wohnhauses waren 72 Menschen getötet worden. Auch in diesem Fall breitete sich das Feuer über die hochbrennbare Fassadenverkleidung aus. Die Ermittlungen zu dem Fall laufen noch.

FS Grenfell Tower Innen 9.35Sehen Sie in der Fotostrecke in unserem Archiv: In der Nacht zum 14. Juni 2017 bricht im Grenfell Tower ein Feuer aus, das über die Fassade das ganze Gebäude in Brand setzt und 72 Menschen tötet. Fünf Jahre später ist die Feuerkatastrophe noch immer nicht aufgearbeitet.

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