Streit um Sonntagskrimi : Sind im „Tatort“ Unternehmer immer die Mörder? So reagiert die ARD auf die Vorwürfe

Um den „Tatort“ ist ein Streit entbrannt: Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger wirft der Krimi-Reihe vor, Unternehmer immer als Kriminelle darzustellen. Die ARD wehrt sich gegen die Anschuldigung.

Es war eine knallharte Abrechnung mit Deutschlands beliebtestem Sonntagskrimi. Bei einem Wirtschaftskongress am Dienstag in Berlin machte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger den „Tatort“ für das schlechte Image von Unternehmern mitverantwortlich. „Im Sonntagabend-Krimi sind die Mörder am häufigsten Unternehmer oder Manager“, sagte Dulger: „Ich kann Ihnen versichern, dass es in der wahren Welt nicht so ist.“

Schützenhilfe bekam Dulger kurz danach vom Stargast der Veranstaltung, Bundeskanzler Olaf Scholz. „Ich weiß nicht, ob sich der Kanzler beim Fernsehrat beschweren sollte“, sagte Scholz mit leicht ironischem Unterton. Gegen das falsche Bild aber müsse etwas getan werden.

„Tatort“: Die ARD wehrt sich gegen den Vorwurf

Die ARD weist die Vorwürfe zurück. „Die Krimi-Stories des ‚Tatort‘ sind in den verschiedensten Milieus und Lebenswelten angesiedelt. Die fiktiven Fälle richten sich nicht gegen einzelne Berufs- oder Bevölkerungsgruppen, und es gibt auch keine Absicht, ein bestimmtes Bild von ihnen in der Öffentlichkeit zu zementieren oder gar ein pauschales Urteil über einen Berufsstand zu fällen“, sagte Lars Jacob, ein Sprecher der ARD-Programmdirektion, dem stern: „Der Anspruch der Sonntagskrimis ist es, mit ihren dramaturgisch aufbereiteten Stoffen auch gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen; die Mordfälle gehen dabei aber nicht überproportional auf Kosten von Unternehmern.“

Dulgers Vorwurf bezieht sich offenbar auf eine 2017 veröffentlichte Auswertung des Online-Portals „Netzsieger.de“. Ihr zufolge führte die Berufsgruppe der Unternehmer das Ranking der Mörder an. 109 Mal mordete ein Unternehmer oder eine Unternehmerin am Sonntagabend, gefolgt von Berufskriminellen (rund 100 Mal) sowie Schülerinnen und Schülern (54) und Polizisten und Polizistinnen (49).

Doch die Studie lässt viele Fragen offen. So wurden mehr als 1000 „Tatort“-Folgen ausgewertet, in vielen Fällen lässt sich offenbar gar nicht genau definieren, welcher sozialen oder beruflichen Gruppe der Täter genau zuzuordnen ist. Zudem umfasst der Begriff des Unternehmers in der Auswertung auch „Selbstständige“. Es wird also nicht unterschieden zwischen einem Großfabrikant, dem Betreiber einer Pommesbude, einer Friseurin oder dem Betreiber von Wettbüros. 

Zutreffend ist allerdings, dass Unternehmer im „Tatort“ selten sympathisch dargestellt werden. 

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