Stiftung Warentest : Verbesserter Nutri-Score – was die neue Lebensmittelampel Verbrauchern wirklich bringt

Viele Menschen wollen im Alltag gesünder essen. Mit der Lebensmittelampel Nutri-Score erhalten Verbraucher:innen auf einen Blick Informationen zu den Nährwerten von Lebensmitteln. Doch nicht jede Bewertung der Skala war in der Vergangenheit nachvollziehbar. 

Eigentlich soll der Nutri-Score als Lebensmittelampel auf Verpackungen aufgedruckt das Leben von Verbraucher:innen erleichtern. Eine schnelle Orientierung bieten, wie es um die Nährwerte des Lebensmittels steht. Doch Stiftung Warentest wunderte sich über manch eine Bewertung, weil sie den Nutri-Score auch in ihren Lebensmitteltests beachten. Olivenöle kletterten trotz ihrer wertvollen ungesättigten Fettsäuren nie über ein „gelbes C“ hinaus, bei extrem zuckerhaltige Kindercerealien stand die Ampel auf einem „grünen A“. Warum die Nutri-Score die Lebensmittel so ausgezeichnet hat und wie die Wertung nun verbessert wurde, hat Stiftung Warentest untersucht. 

Zur Erinnerung: Der Nutri-Score ist eine fünfstufige Buchstabenskala, die nach dem Ampelprinzip eingefärbt ist. Ein hervorgehobenes grünes A steht für einen hohen Nährwert, ein rotes E für das Gegenteil. Die Lebensmittelampel wurde 2020 als freiwilliges Kennzeichungssystem eingeführt. Wie aber konnte es sein, dass ein System, welches gute Inhaltsstoffe in Lebensmitteln belohnt, gesunde Olivenöle nur mit „C“ benotet? 

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Nutri-Score: Wie die Lebensmittelampel funktioniert

Für den Nutri-Score werden die enthaltenen Nährwerte gegengerechnet. So hatte der Gesamtfettanteil das Olivenöl trotz der positiven Inhaltsstoffe stets auf ein „C“ runtergedrückt. Bei sehr zuckerhaltigen Cerealien fiel den Warentester:innen dagegen auf, dass sie trotz des vielen Zuckers ein „grünes A“ trugen. Für den Nutri-Score machte der Vollkornanteil der Frühstücksflocken den Zuckeranteil wieder wett. Diese Art der Berechnung ist nicht nur der Stiftung Warentest negativ aufgefallen. Die für den Nutri-Score zuständige französische Gesundheitsbehörde Santé publique hat die Berechnungsschwächen nun behoben. Aktuelle ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse fließen stärker in die Rechnungen ein. 

Bereits seit Ende 2023 gilt die neue Berechnungsgrundlage – Hersteller haben aber zwei Jahre Zeit, um die abgeänderte Nutri-Score aufzudrucken. Heißt: Im Handel können Verbraucher:innen beispielsweise noch auf sehr zuckerhaltige Kindercerealien treffen, die mit einem „A“ ausgezeichnet sind, obwohl sie nach der neuen Berechnungsmethode je nach Zusammensetzung auf ein „B“ oder „C“ abgerutscht sind. 

Stiftung Warentest gibt Tipps zum Umgang mit der Skala

Nach der neuen Berechnung hagelt es für zucker- und salzhaltige Produkte mehr Negativpunkte als bisher, und Produkte mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, die sich vorteilhaft auf Herz und Kreislauf auswirken, bekommen einen Bonus. 

Zuckerarmes Obst, 9.26

Doch was nutzt der Nutri-Score Verbraucher:innen? Die Lebensmittelampel hilft dabei, wenn abgepackte Lebensmittel aus der gleichen Kategorie verglichen werden: beispielsweise Joghurt mit Joghurt. Der Nutri-Score bezieht sich auf die Nährwerte im unzubereiteten Zustand – wer beispielsweise ein Fertiggericht in der Pfanne mit Öl zubereitet, verändert die Nährwerte mit der Zugabe von Fett und Hitze noch. 

Verbraucher:innen sollten die Aussagekraft der Skala nicht überschätzen. Stiftung Warentest rät zu bedenken, dass der Nutri-Score nur etwas über Zucker, Salz, Eiweiß, Fettqualität und Ballaststoffe in Lebensmitteln aussagt. Wie viele Vitamine oder Mineralstoffe in einem Lebensmittel stecken, kann durch diese Ampel nicht abgelesen werden. Wer skeptisch ist, ob die Lebensmittelampel richtig liegt, kann bei genügend Angaben zu den Inhalten eines Produkts selbst nachrechnen. Stiftung Warentest empfiehlt dazu eine Tabelle des Ernährungsministeriums.  

Mehr zum Nutri-Score finden Sie bei Stiftung Warentest!

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