„Klimaneutral“, „biobasiert“, „recycelbar“: Mit solchen Schlagworten werben Firmen gerne für Produkte, die besonders nachhaltig sein sollen. Doch die Vorgaben werden schärfer. Das dürfte Folgen haben.
Strengere Vorgaben zum sogenannten Greenwashing dürften die Flut an Werbeslogans rund um das Thema Nachhaltigkeit nach Einschätzung von Fachleuten eindämmen. Von EU-Ebene aus werde versucht, den Unternehmen klare Regeln vorzugeben, sagte Professor Mario Schmidt, der an der Hochschule Pforzheim zu ökologischer Unternehmensführung lehrt. In den vergangenen Jahren seien vermehrt Begriffe wie „biobasiert“, „recycelbar“ und „klimaneutral“ auf Produkte gedruckt worden. Oft seien solche Aussagen allgemein, irreführend und schwer bis nicht nachprüfbar. „Natürlich werden Verbraucher durch solche Claims verunsichert“, sagte Schmidt. Hier reguliere die Politik.
Als Greenwashing wird der Versuch von Unternehmen verstanden, sich oder ihre Produkte als besonders umweltfreundlich darzustellen. Das Europaparlament hatte im Januar dafür gestimmt, dass vage Aussagen zur Umweltverträglichkeit von Produkten verboten werden sollen, wenn es dafür keinen Nachweis gibt. In Ergänzung dazu wird gerade an einer Green-Claims-Richtlinie gearbeitet.
„Ich hoffe sehr, dass Verbraucher so bessere Hinweise bekommen und vergleichen können“, sagte Thomas Fischer, der beim Verein Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Bereich Kreislaufwirtschaft leitet. Er gehe davon aus, dass Unternehmen vorsichtiger werden.
Nach Einschätzung von Gunter Lescher von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC wird die kritische Beobachtung etwa durch Verbraucher, Nicht-Regierungsorganisationen, Medien, aber auch Investoren mit dem steigenden Nachhaltigkeitstrend zunehmen. Die Gesellschaft stehe dem Thema Greenwashing erheblich kritischer gegenüber als noch vor wenigen Jahren. „Insoweit handelt es sich bei der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema nicht nur um eine Nischenerscheinung, die sich auf eine kleine kritische Gruppe beschränkt, sondern um ein übergreifendes gesellschaftliches Phänomen, welches in den nächsten Jahren noch deutlich mehr an Bedeutung gewinnen wird“, erklärte Lescher.
Im August hatte das Umweltbundesamt eine Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland vorgelegt. Demnach ist der Aspekt Umwelt- und Klimaschutz trotz Krieg, Krisen und Inflation weiterhin ein wichtiges Thema für die Bevölkerung. Es sei für 57 Prozent der Menschen sehr wichtig und stehe auf Platz fünf der wichtigsten Herausforderungen, unter anderem nach dem Zustand des Gesundheitssystems (67 Prozent) und des Bildungswesens (66 Prozent).
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