Mancherorts war das Stück quasi verboten, in Deutschland verhalf ihm auch der Meininger „Theaterherzog“ zum Durchbruch. Nun soll Ibsens „Gespenster“ dort als Oper uraufgeführt werden.
Das Staatstheater Meiningen hat eine besondere Uraufführung angekündigt. Als Oper soll die bekannte Familientragödie „Gespenster“ des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen (1828-1906) am Freitag auf die Bühne des traditionsreichen Hauses in Südthüringen kommen. Das Auftragswerk komme damit an einem für die Geschichte des Theaterstücks bedeutsamen Ort zur Uraufführung, teilte die Pressereferentin des Theaters, Susann Höfner, mit.
Mit dieser Inszenierung setze das Staatstheater Meiningen eine bereits 140-jährige intensive Ibsen-Pflege fort. „Das seinerzeit hochumstrittene Gesellschaftsdrama „Gespenster“ erlebte 1886 an unserem Haus im Beisein von Ibsen seine deutsche Erstaufführung“, so Höfner.
Der theaterbegeisterte damalige Herzog Georg II. sei in Kontakt mit Ibsen gewesen und habe „Gespenster“ an sein Hoftheater geholt. Das dortige Publikum habe sich ob des heiklen Stoffs schwergetan. Kurzerhand habe der Herzog seinen Hofstaat zum Besuch und Applaus verpflichtet, so Höfner.
Der Norweger Torstein Aagaard-Nilsens schrieb die Oper in einem Akt frei nach Ibsens Stück im Auftrag des Theaters. Das Libretto verfasste die ebenfalls aus Norwegen stammende Musikautorin Malin Kjelsrud. Sie löse sich deutlich von Ibsens Vorlage. Auch mehrere norwegische Stiftungen und Fonds unterstützen das Stück. Regie führt der frühere Intendant des Theaters, Ansgar Haag. Gesungen wird auf Deutsch.
„Gespenster“ von 1881 war seinerzeit wegen vieler Tabubrüche sehr umstritten. Ibsen stellte mit seinem Blick auf eine nur dem Anschein nach intakte Familie geltende Moralvorstellungen heftig infrage.
Inzwischen ist das Stück längst Teil vieler Literaturkanons. In der Opernversion in Meiningen werden laut Theater nun Narzissmus, Geldgier und ein gestörtes Mutter-Kind-Verhältnis ins Zentrum gerückt.
Staatstheater Meiningen zu Gespenster