Carsharing: Statt Miles rollen „Milfs“ durch unsere Städte – wie ein Scherz langsam zum Problem wird

Die Verursacher finden es wahrscheinlich amüsant, die Beschriftung des Carsharing-Anbieters Miles kurzerhand in eine obszöne Abkürzung zu verwandeln. Für das Unternehmen sind die fahrenden „Milfs“ ein Ärgernis.

Die Idee ist alles andere als neu: Durch Weglassen und Übermalen von Buchstaben wurden in den Neunzigern viele Eastpak-Rucksäcke zum „Asipak“. Eine Neuauflage dieses Scherzes muss aktuell der Carsharing-Anbieter Miles aushalten. In den Großstädten fahren immer mehr „Milfs“ durch die Gegend, da Scherzkekse dem E ein Stück weggeschnitten haben. Die rollenden „Milfs“ gibt es in allen Größen, denn Miles bietet auch Transporter an, auf denen der Firmenschriftzug in riesigen Lettern auf der Fahrzeugseite klebt. Ein gefundenes Fressen für die Vandalen.

Für das Unternehmen wird der Trend zum Problem, wie Sprecherin Nora Goette der „Bild“ bestätigt. Auf Nachfrage, was Miles davon hält, erklärt sie: „Wir waren alle einmal albern und wollen auch keine Spaßbremse sein, aber letztendlich geht das Rebranding in Eigenregie zulasten von uns und der Nutzer, denn es bedeutet zusätzliche Arbeit und zusätzliche Kosten. Und die Message … na ja.“

Obszöne Schriftzüge und Porno-Jargon

Die Message versteht man vielleicht gar nicht direkt. Während „Miles“ ganz harmlos für „Meilen“ steht, was als Hinweis auf das Abrechnungssystem des Anbieters verstanden werden kann, weil Miles seine Preise bei spontanen Fahrten nicht nach Zeit, sondern nach Entfernung kalkuliert, steht „Milfs“ für etwas vollkommen anderes.

Autonamen8.00

Laut Duden ist eine „Milf“ eine „sexuell attraktive reifere, erfahrene Frau“. Vulgärer wird es, wenn man sich die tatsächliche Abkürzung anschaut, denn „Milf“ steht für „mom/mother I‚d like to fu..“, also „Mutter, die ich gern fi… möchte“. 

Spätestens seit den erfolgreichen „American Pie“-Filmen dürfte die Abkürzung „Milfs“ in den Sprachgebrauch Einzug gehalten haben – zumindest bei den Jugendlichen der Neunziger. Im Film wurde Schauspielerin Jennifer Coolidge, die „Stifler’s Mom“ spielte, so betitelt.

Miles prüft Anzeigen, wann immer es möglich ist

Miles spricht inzwischen von hunderten Fällen, bei denen die Schriftzüge der Autos verändert wurden. Goette beteuert, dass man sich um die Neufolierung kümmere, aber wohl nicht mehr so recht nachkomme. Doch manchmal ist es damit nicht getan. „Es ist in der Vergangenheit durch die unsachgemäße Entfernung auch schon zu Lackschäden gekommen, das ist dann besonders ärgerlich“, sagt sie.

Sofern Miles die Täter auf frischer Tat ertappt, bringe das Unternehmen den Vandalismus auch zur Anzeige, berichtet die „Bild“ weiter. Das sei aber nur bei einem Bruchteil der Fälle möglich. Meist bleibe Miles, sofern es überhaupt zur Reparatur kommt, auf den Kosten sitzen.

16-10-23 Miles Förderung 20:07

Das IT-Fachmagazin „Golem“ bringt als Ausweg für Miles schon eine radikale Option ins Spiel: Ein neuer Name muss her. Sollte weiterhin Miles auf den Autos stehen, wird es auch künftig vermutlich zahllose „Milfs“ geben, die auf den Straßen deutscher Großstädte unterwegs sind. 

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