Die Deutschen und der „Schnee“ von Nove Mesto werden keine Freunde mehr. Auch vor dem Finale sind die Zweifel groß, dass noch etwas geht.
Einmal wollte Benedikt Doll bei seiner vermutlich letzten WM noch die deutsche Hymne hören. Doch das wird wohl auch in den abschließenden Massenstarts der Biathlon-Weltmeisterschaft in Nove Mesto am Sonntag (14.15 und 16.30 Uhr/ZDF und Eurosport) schwierig. „Es wird jetzt nicht so sein, dass wir hier noch mal die Überski haben werden“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling nach Platz vier der Männer-Staffel. Dennoch könne das Team „durchaus auf eine Überraschung hoffen. Bevor die beiden Wettkämpfe nicht vorbei sind, geben wir sie auch nicht verloren“.
Zwar hätte Doll mit einem fehlerfreien Schießen, bei dem ihm die „weltbekannten Eier fehlten“, noch die Chance auf den Medaillenkampf gehabt. Doch selbst dann wäre es wohl eng geworden, denn wieder einmal wurde bei den Titelkämpfen in Tschechien das große Materialproblem der Deutschen mehr als deutlich. Die Männer, keine Laufkundschaft auf den Ski, kassierten sagenhafte 2:30,4 Minuten auf die laufschnellsten Norweger. Bei den Frauen und ihrem überraschenden Bronze-Coup waren es 1:48,2 Minuten – die nutzten anders als die Männer aber die Fehler der Konkurrenz aus.
Nur bei den beiden Medaillen im Einzel für Doll (Bronze) und Janina Hettich-Walz (Silber), wo die Temperaturen mal etwas kälter waren, passte das Equipment an den Füßen. Bei den warmen und nassen Verhältnissen ging bei den Deutschen nichts. Selbst kleinere Nationen wie Estland und Finnland, die nach dem Fluorwachs-Verbot eigentlich noch mehr ins Hintertreffen gerieten, „haben was gefunden. Jetzt ist es halt so“, sagte Doll, dem es keinen Spaß mehr macht, „auf diesem schmierigen Schnee rumzulaufen“. Für WM-Debütantin Selina Grotian, die sich durch ihren starken vierten Platz im Einzel auch für den Massenstart qualifizierte, fühlte es sich an, als klebe der Ski am Schnee.
Mit großem Selbstbewusstsein gehen die Deutschen nicht in die letzten Rennen, die Hoffnung auf weiteres Edelmetall (bisher 3) gibt aber keiner auf. Dafür bedarf es starker Schießleistungen und den einen oder anderen Fehler der Konkurrenz mehr. Dennoch: „Zweifel sind schon da. Aber ich schaue gern nach vorn und versuche, das abzuhaken“, sagte Doll.