Verdi ruft Lufthansa-Bodenpersonal ab Dienstag zu Warnstreik auf

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat das Bodenpersonal der Lufthansa ab Dienstagmorgen erneut zu einem gut eintägigen Warnstreik aufgerufen. Betroffen sind im Passagierbereich ab 04.00 Uhr morgens die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart, wie Verdi am Sonntag mitteilte. Das Ende des Streiks ist für Mittwochmorgen um 07.10 Uhr angesetzt. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Beschäftigten am Boden.

Die Tarifpartner hatten nach einem ersten 27-stündigen Warnstreik zuletzt am vergangenen Montag verhandelt, konnten sich jedoch nicht einigen. Die Lufthansa bietet den Beschäftigten nach eigenen Angaben mindestens zehn Prozent mehr Geld in zwölf Monaten sowie eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro an.

Teil des Vorschlags sind zudem geldwerte Leistungen wie eine höhere Beteiligung am Deutschlandticket und ein höherer Zuschuss zum Urlaubsgeld. Das Angebot sei angelehnt an die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, beinhalte aber „weitere substanzielle Verbesserungen“, erklärte der Konzern.

Das Angebot sei in den vergangenen Tagen breit in den Belegschaften diskutiert worden, erklärte Verdi. Dabei hätten es 96 Prozent der Beschäftigten abgelehnt. Kritisiert worden seien unter anderem die deutlich geringeren Erhöhungen für Bodenbeschäftigte im Vergleich zu anderen Berufsgruppen im Konzern.

Die Gewerkschaft fordert mit Verweis auf Rekordgewinne der Lufthansa sowie auf die Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr monatlich. Bei einer Laufzeit von zwölf Monaten wird zudem eine konzerneinheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro gefordert. 

„Die Bodenbeschäftigten fühlen sich einmal mehr vor den Kopf gestoßen“, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky zum aktuellen Angebot der Lufthansa. Während der Konzern seinen Piloten mit Jahresgrundeinkommen von bis zu 270.000 Euro hohe zweistellige Vergütungserhöhungen zukommen lasse, sollten die Bodenbeschäftigten mit Einstiegsstundenlöhnen von teils 13 Euro noch nicht mal die Preissteigerungen der vergangenen Jahre ausgeglichen bekommen. Dies sei „krass unsozial“.

Reschinsky bedauerte die weitere Eskalation des Konfliktes: „Wir wollen diese Eskalation nicht. Wir wollen ein schnelles Ergebnis für Beschäftigte und Passagiere.“ Spätestens nach dem jüngsten Streik hätte das Management zur Einsicht kommen müssen. Mit der erneuten Arbeitsniederlegung will die Gewerkschaft vor der nächsten Verhandlungsrunde am Mittwoch nun Druck aufbauen.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann nannte den erneuten Warnstreik „unverhältnismäßig“. Dies sei nicht der Weg, „um unserer gemeinsamen Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, für unsere Gäste, für eine starke und verlässliche Lufthansa nachzukommen“. Insgesamt seien 100.000 Fluggäste betroffen.

Niggemann sprach von einem „weitreichenden Angebot“, welches die Lufthansa vorgelegt habe. Unter anderem sei der Konzern Verdi bei der Forderung nach einer schnell spürbaren Steigerung des Einkommens „einen großen Schritt“ entgegengekommen. Der Lufthansa-Vorstand betonte, weiterhin zu einem schnellen Abschluss kommen zu wollen – „und das geht nur am Verhandlungstisch“.

Betroffen von dem Streit sind neben dem Lufthansa-Passagiertransport auch die Bereiche Lufthansa Technik und Lufthansa Cargo. Für diese gälten abweichende Zeiten für den Warnstreik, erklärte Verdi. Die Lufthansa kündigte einen Sonderflugplan an, der zeitnah veröffentlicht werden soll.

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