Schon länger war der Start der US-Medienmarke „Politico“ mit einem deutschsprachigen Angebot erwartet worden. Jetzt kommt der erste Politik-Newsletter auf den Markt. Dabei soll es nicht bleiben.
Die US-Medienmarke „Politico“ bringt einen deutschsprachigen Newsletter über den Berliner Politbetrieb auf den Markt. An diesem Montag (19. Februar) erscheint der kostenlose E-Mail-Newsletter „Berlin Playbook“. Es ist der Markteintritt in Deutschland, der schon länger erwartet worden war. Die Mediengruppe Politico plant, das Angebot auszubauen.
Die Marke ist in den USA schon lange etabliert, sie expandiert auch in Europa, es gibt Politico-Angebote aus London, Paris und Brüssel. Die Journalisten berichten über vertiefte Politikthemen in Newsletter-Form. 2021 kaufte der Medienkonzern Axel Springer die US-Mediengruppe Politico – das war die größte Unternehmensübernahme der Springer-Firmengeschichte. Politico wurde 2007 gegründet.
Der Journalist Gordon Repinski leitet das Redaktionsteam in Berlin, das im goldfarbenen Axel-Springer-Hochhaus sitzt. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte der 46-Jährige: „In einer Sache ist „Politico“ einzigartig: Das ist das weltweite Netzwerk von Reportern.“ Es gebe das Team in Berlin, das mit rund zehn Leuten startet und weiter wachsen solle, sowie das Netzwerk von über 600 Reporterinnen und Reportern weltweit. „Das ist auch die Idee von „Politico“ und vom „Playbook“: Das Wissen aus Brüssel, London, Paris und Washington nach Deutschland zu holen.“ Es gehe auch darum, insgesamt die Politik, die in einem internationalen Jahr über die Grenzen hinausblicken muss, international verständlicher zu machen. „Das können wir dank unseres Netzwerks besser einlösen als andere“, sagte Repinski.
Investitionen und Umsatzziele gab das Haus auf Nachfrage nicht bekannt. Auf die Frage, ob inhaltliche Kooperation mit den Springer-Marken „Welt“ und „Bild“ geplant ist, erläuterte Repinski: „Es gibt keine formale Kooperation.“
Der „Playbook“-Newsletter erscheint montags bis freitags, vor dem Start habe es mehr als 10.000 Anmeldungen gegeben. Repinski ergänzte: „Weitere Produkte werden im Laufe des Jahres kommen.“
Dazu zählen auch Bezahl-Newsletter. Diese werden sich zum Beispiel auf die US-Wahl oder die Europawahl fokussieren. Ob sie zeitlich begrenzt sein werden, will man sich offen lassen. Im ersten Halbjahr soll ein Podcast folgen. Eine gedruckte deutschsprachige Zeitung von „Politico“ – es gibt eine englischsprachige Wochenausgabe – ist nicht geplant. Repinski sagte: „Wir haben keinen Fokus auf eine Print-Zeitung.“
In Deutschland hat sich das Angebot mit Abo-Fachnewslettern für spitzere Zielgruppen in den vergangenen Jahren vergrößert. Medienhäuser wie Media Pioneer von Gabor Steingart oder Table Media von Sebastian Turner sind aktiv. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ startete im Herbst ein wöchentliches Experten-Briefing zu digitaler Wirtschaft. Die „Süddeutsche Zeitung“ stieg in das Segment im November ein. Zur Konkurrenzsituation im Fachbriefing-Geschäft sagte Repinski: „Für mich ist 2024 das ideale Jahr, um zu starten. Weil so viel Fokus auf internationalen Themen liegt wie nie zuvor.“
Repinski kommt selbst von Media Pioneer; an dem Unternehmen hält Springer auch Anteile. Auf die Frage, warum er von Pioneer weggegangen sei, sagte der Journalist: „Ich bin nicht von „Pioneer“ weggegangen, ich bin zu „Politico“ gegangen. Ich verfolge die Marke seit Jahren und empfinde sie als absoluten Taktgeber für die politische Berichterstattung.“
Infos zum Newsletter