Auf einem Hausboot zu wohnen verbinden viele Menschen mit einer romantischen Vorstellung. Laura Woodley aus London lebt seit ein paar Jahren auf einem Narrowboat. Ihr Leben teilt die Influencerin mit ihren Followern – und zeigt, dass ein Leben auf dem Wasser auch viele Nachteile hat.
Die Idee, ihre Wohngemeinschaft gegen ein Leben auf dem Wasser zu tauschen, kam Laura Woodley vor vier Jahren. Während des Corona-Lockdowns hatte sie Schwierigkeiten, die steigenden Mietkosten in London zu bezahlen. „Der Standard-Lebensweg hat mich nie angesprochen“, wird sie in der „Daily Mail“ zitiert. „Ich hatte eine fantastische Erfahrung in einer Wohngemeinschaft. Aber als ich 31 Jahre alt wurde, hatte ich das Bedürfnis, alleine zu leben. Auf einem Boot zu leben, fühlte sich wie der logische nächste Schritt an.“
Sie recherchierte über das Leben auf Booten, nahm einen Kredit auf, fuhr nach Northampton und holte ihr neues Zuhause ab – die 14,6 Meter lang „May Moon“. Auf Instagram, TikTok und Youtube hält die Influencerin ihre Follower seitdem regelmäßig über ihr Leben auf dem Narrowboat auf dem Laufenden. Und sie zeigt hier auch: Dieses Leben ist nicht für jeden geeignet. „Es ist nicht so billig und leicht, wie viele denken.“
Viele Menschen würden denken, dass sie auf einem Boot lebe, um Geld zu sparen. Aber tatsächlich gebe sie mehr aus als früher, als sie noch eine Wohnung mit Mitbewohnern gemietet hatte, erzählt sie. „Die meisten Menschen, denen ich begegnet bin, denken, dass ich nicht arbeite oder dass ich reich bin und das Boot gekauft habe, weil ich reich bin“, erklärt sie in einem ihrer Videos. „Offensichtlich sind beide Annahmen nicht wahr. Ich arbeite, meistens von zu Hause aus, und ich bin nicht reich.“ Bis 2025 muss sie immer noch monatliche Kreditraten in Höhe von 650 Pfund (rund 760 Euro) abzahlen. Eine der Hauptausgaben sei die Lizenz, um das Boot auf den britischen Gewässern zu halten – umgerechnet etwa 70 Euro pro Monat. Für Wäscherei, Kohle und Holz zum Heizen sowie die Kosten für die Toiletten-Entleerung kämen noch einmal umgerechnet 220 Euro im Monat dazu. Plus rund 200 Euro monatliche Wartungskosten. „Außerdem sollte man immer etwas Geld auf dem Sparbuch haben, falls etwas Unerwartetes passiert“. Als ihr Kamin vor einigen Jahren ausfiel, musste sie mehr als 800 Euro Reparaturkosten zahlen.
Laura Woodley über ihr Hausboot: „Es gibt keine guten Lösungen für Toiletten“
Überhaupt sollte man besser handwerklich begabt sein, um ein Leben auf dem Boot zu meistern. „Wenn du auf einem Boot lebst, musst du ein Ingenieur, Installateur und Elektriker sein“, so Woodley. Die Arbeiten seien nicht nur kostenintensiv, sondern es sei auch schwierig, Fachleute für Boote zu finden, die nicht überteuert und am besten sofort verfügbar sind.
Auch mit der Privatsphäre sei das so eine Sache. „Du lebst am Uferweg, es laufen Leute hin und her, du kannst sie hören und sie können dich hören“. In London gäbe oft Doppel-Liegeplätze, was bedeute, dass man den Uferweg auf der einen Seite und einen Nachbarn auf der anderen Seite hat. Man müsste daher auch manchmal über das Boot des Nachbarn klettern, um rein und raus zu kommen. Auch müsste man sich daran gewöhnen, dass manche Spaziergänger Fotos machen, einfach, weil sie nicht darüber nachdenken, dass dort Menschen wohnen.
Zudem habe man nur begrenzt Platz. „Wenn du nicht ein riesiges holländisches Binnenschiff oder ein breites Boot kaufst, musst du dich verkleinern. Du musst die meisten deiner Besitztümer loswerden, um alles, was du brauchst, auf dem Boot unterzubringen“, so Woodley. Schließlich würde der Platz auf dem Boot nicht nur von den eigenen Sachen eingenommen, sondern auch von Bootsutensilien.
Auch gäbe es keine guten Lösungen für Toiletten an Bord. Woodley selbst hat eine Entleerungstoilette. „Eigentlich wollte ich eine Komposttoilette haben, wie es die meisten Leute auf Booten haben. Aber auch das hat seine eigenen Probleme. Egal welche Toilette du hast, du wirst irgendwann damit umgehen müssen. Du wirst Dinge sehen, die du nicht unbedingt sehen möchtest, und du wirst mit Dingen interagieren müssen, mit denen du nicht unbedingt interagieren möchtest.“
„Du wirst schockiert sein, wie schnell man einen Wassertank leeren kann“.
Und vieles, was in einer Mietwohnung selbstverständlich ist, ist es auf einem Boot nicht: „Es wäre fantastisch, wenn man einfach die Heizung einschalten, den Wasserhahn aufdrehen oder ein Bad nehmen könnte. Besonders wenn man verkatert ist. Ausgerechnet in solchen Momenten geht einem immer das Wasser aus, wenn man dringend duschen möchte, wenn man nachts spät nach Hause kommt und sich nur einen Tee kochen will und kein Gas mehr da ist“, so die 35-Jährige. „Du wirst schockiert sein, wie schnell man einen Wassertank leeren kann.“
Neben Wasser ist auch Strom ein Thema: „Ich bin nicht einmal ein großer Stromverbraucher, aber allein zu wissen, dass man die Batterien aufladen muss, bedeutet, dass ich mich bewusst einschränke, was den Gebrauch von Geräten betrifft.“ Zudem müsse man ständig darüber nachdenken, wo man den nächsten Kohle- oder Holzvorrat herbekommt.
Trotz allen Widrigkeiten, die so ein Bootsleben also mitzubringen scheint, bereut sie ihre Entscheidung nicht: „Es gibt auch viele positive Dinge, die diese Nachteile wettmachen“, sagt sie. So erfreue sie sich an der Freiheit, dass sie jederzeit mit ihrem Boot weiterfahren kann, wenn es ihr irgendwo nicht gefällt. Auch darüber, dass sie viel über sich selbst lerne, ihre eigenen Fähigkeiten oder die Natur und die Jahreszeiten. Auch habe sie immer wieder tolle Begegnungen mit Fremden. „Ich bin so glücklich, auf einem Boot zu leben.“
Sehen Sie oben im Video: Martin und Melanie Bauers träumen schon während ihrer Flitterwochen von einem Leben auf dem Meer. Nun haben Sie ihre Dresdener Wohnung gegen einen Katamaran vor der mallorquinischen Küste getauscht. Für die Sicherheit ihres zweijährigen Sohnes haben sie penible Vorkehrungen getroffen.
Quellen: Instagram, Youtube, Daily Mail