Viele Menschen wollen selbst entscheiden, ob sie bar oder digital bezahlen. Doch nicht immer ist das möglich. Die Bundesbank will Bargeld „eine starke Stimme“ geben.
Der Zugang der Menschen in Deutschland zu Bargeld scheint schwieriger geworden zu sein. Das legen nach Angaben von Verbraucherschützern Ergebnisse einer Umfrage nahe. Geldautomaten würden abgebaut und Bank-Filialen geschlossen, Händler und Gastronomen lehnten Scheine und Münzen teilweise einseitig ab, kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Verbraucherinnen und Verbraucher müssten auch in Zukunft die Möglichkeit haben, zwischen Bar- und Digitalzahlungen zu wählen, forderte Vzbv-Vorständin Ramona Pop anlässlich der Auftaktveranstaltung des Nationalen Bargeldforums, das auf Initiative der Deutschen Bundesbank in Berlin gegründet wurde.
Bei einer Online-Umfrage Mitte November im Auftrag der Verbraucherschützer gab gut ein Viertel (26 Prozent) von 1000 Befragten an, dass sich ihr Weg zum Abheben von Bargeld in den vergangenen drei Jahren verlängert habe. Zugleich erhöhten sich in diesem Zeitraum für 23 Prozent nach eigenen Angaben die Kosten fürs Abheben. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) gaben an, dass sie im vergangenen halben Jahr mindestens einmal in der Situation waren, nicht mit Scheinen und Münzen bezahlen zu können, weil eine Barzahlung gar nicht möglich war.
Verfügbarkeit und Akzeptanz von Scheinen und Münzen
Ziel des Nationalen Bargeldforums ist es nach Angaben von Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz, Bargeld „als effizientes und allgemein verbreitetes Zahlungsmittel“ in einer sich verändernden Zahlungslandschaft zu erhalten. „Uns treibt vor allem die Frage der künftigen Verfügbarkeit von Bargeld und die Akzeptanz an“.
Zwar sei die Bargeldnutzung an der Ladenkasse rückläufig. Bei einer Umfrage im Rahmen einer unlängst veröffentlichten Bundesbank-Studie gaben aber 93 Prozent der Befragten an, dass sie selbst entscheiden wollen, ob sie in Zukunft bar oder unbar bezahlen. „Im neuen Forum können wir dem Bargeld eine starke Stimme geben und dazu beitragen, dass die Bürgerinnen und Bürger auch künftig einfach und sicher mit Banknoten und Münzen bezahlen können“, sagte Balz, Vorsitzender des Forums. Mitglieder sind neben der Bundesbank die Verbände der Kreditwirtschaft, des Einzelhandels, des Verbraucherschutzes, der Geld- und Wertdienstleistungsbranche, der Automatenbetreiber.
Die Deutsche Kreditwirtschaft bekräftigte auch angesichts der Bedrohung durch Geldautomatensprengungen ihre Entschlossenheit, eine „sichere und nachfragegerechte“ Bargeldversorgung aufrechtzuerhalten. „Wir sind fest entschlossen, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit unserer Geldautomatenstandorte zu gewährleisten, um die Bargeldversorgung für unsere Kunden zuverlässig zu sichern, sagte Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Der DSGV hat in diesem Jahr die Federführung der Dachorganisation der fünf großen Bankenverbände in Deutschland inne.