Die chemische Industrie in Deutschland muss sich transformieren. Weg von Öl und Gas, hin zu neuen Grundstoffen. Grundlagen sollen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt kommen.
Neben seiner Zentrale im sächsischen Delitzsch wird das vom Bund geförderte Chemie-Großforschungszentrum (CTC) einen weiteren Standort in Merseburg (Sachsen-Anhalt) bekommen. Man müsse die chemische Industrie komplett neu denken, sagte der Gründungsdirektor des Forschungsinstituts, Peter Seeberger am Mittwoch in Merseburg. Während die Chemie in früheren Jahren erst auf Kohle, dann auf Erdöl und Erdgas gesetzt habe, müsse sie in Zukunft auf andere Stoffe setzen. Es gehe um eine Kreislaufwirtschaft und Recycling.
Das neue Zentrum für die Transformation der Chemie wird mit mehr als einer Milliarde Euro aus Bundesmitteln gefördert. Mit den Geldern soll der Strukturwandel in der bisherigen Kohleregion zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt unterstützt werden. Für die Errichtung des CTC stellt der Bund insgesamt rund 1,22 Milliarden Euro zur Verfügung. Am Standort Merseburg sollen bis 2038 voraussichtlich rund 300 Menschen arbeiten. Bereits im vergangenen Jahr war bekannt gegeben worden, dass der Hauptsitz des neuen Forschungszentrums in Delitzsch, nördlich von Leipzig liegen wird.
Bei dem Standort in Sachsen-Anhalt habe man sich bewusst für Merseburg entschieden, erklärte Umwelt- und Hochschulminister Armin Willingmann (SPD). Die Region rund um Merseburg zähle weltweit zu den attraktivsten Standorten für die chemische Industrie. „Sie hat eine große Vergangenheit, sie hat aber auch eine großartige Zukunft.“ Dadurch entstehe ein neuer Ort der Spitzenforschung in Mitteldeutschland. Am Standort Merseburg gehe es um den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit dem Chemiestandort Leuna gebe es einen der führenden Chemieparks in ganz Europa direkt in der Nähe. Zusammen mit Leuna und dem Chemiepark Schkopau fühle er sich jetzt im „Silicon Valley der Chemie“, sagte der Bürgermeister von Merseburg, Sebastian Müller-Bahr.
Es sei unumgänglich, dass sich die chemische Industrie verändere, betonte Gründungsdirektor Seeberger. Sonst drohe die Abwanderung von Unternehmen. „Wenn die Chemie einmal weggeht aus Deutschland, dann wird sie nie wieder hierherkommen.“